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Bremer archäologische Blätter / Der Landesarchäologe
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Manfred Rech

Archäologie im Land Bremen 2001-2004

Das neue Heft der Bremer Archäologischen Blätter erscheint erst nach mehrjähriger Pause. Die arbeitsmäßige Belastung, bedingt noch durch die Nachbereitung der im Jahr 2000 statt­gefundenen AusstellungSiedler, Söldner und Piraten" (siehe BAB NF 5), dann durch eine klei­nere, 2001 zusammen mit dem Rigaer Schiff­fahrtsmuseum in Riga durchgeführte Ausstel­lung zurgemeinsamen Hansekultur" sowie durch eine große archäologische Sonderaus­stellung 2003/2004 im Focke-Museum/Bremer Landesmuseum, hat die Kräfte des kleinen Mit­arbeiterstabes beim Landesarchäologen doch erheblich gebunden. An ein neues Heft der Bre­mer Arch. Blätter, das turnusmäßig 2002 hätte erscheinen müssen, war nicht zu denken. Ein weiterer Grund ist die wirtschaftlich angespann­te Lage im Land Bremen, die es nicht erlaubte, neben den zu den Ausstellungen herausge­brachten Begleitkatalogen ein neues Heft zu fi­nanzieren.

Aus dem Gesagten ergibt sich bereits, dass die Arbeit vom ausgehenden Jahr 2000 bis zum Ende von 2004, über die hier berichtet wird, auch bestimmt war von der Öffentlichkeitsar­beit. Grundsätzlich ist es zu begrüßen, wenn Ausgrabungsergebnisse schnell umgesetzt werden und der Öffentlichkeit zugänglich ge­macht werden können, doch wird dies immer zu Lasten anderer Aufgaben, beispielsweise der In­ventarisierung, gehen. Zunächst aber zu den Grabungen in Altstadt und Umland. Hinzuwei­sen ist, dass über die meisten Aktivitäten fort­laufend in der RubrikAktuelles aus der Landes­archäologie" der Zeitschrift Archäologie in Deutschland (AiD) berichtet wurde. Auch in dem Begleitkatalog M. Rech, Gefundene Vergangen­heit - Archäologie des Mittelalters in Bremen (2004) wurde mancher der im Folgenden er­wähnten Fundplätze kurz vorgestellt.

1. Grabungen in der Altstadt

Die Grabungen in der Altstadt waren wie in den Jahren zuvor baubegleitende Maßnahmen grö­ßerer oder geringerer Intensität. In keinem Falle waren es Untersuchungen auf Parzellen, die in den letzten hundert Jahren unbebaut oder brach liegende Trümmergrundstücke waren. Ein Sonderfall war die Marktgrabung 2002. In zu­nehmendem Maße werden wenig repräsentati­

ve Büro- oder Geschäftsbauten, mit denen nach 1945 Trümmergrundstücke bebaut wur­den, abgerissen und durch Neues ersetzt. Manchmal fällt bei den Abrissmaßnahmen aber auch Altsubstanz, die den Krieg überstanden hat, dem Bagger zum Opfer. Für den Investor scheint sich die Vernichtung auch ansehnlicher Bauten zu lohnen.

Für den Archäologen ist wichtig, dass in der Alt­stadt sowohl beim Abriss von Bauten nach 1945 als auch von jenen, welche die Kriegszer­störung einigermaßen heil überstanden haben, immer noch viel zuholen" ist. Wenn auch meist die frühneuzeitlichen Schichten durch den Ein­griff der Keller ausgeräumt sind, finden sich da­runter oft noch die mittelalterlichen Straten. Dies ist bedingt durch dasHochwohnen" über die Jahrhunderte. Nur sehr selten ist bei Abbruch­vorhaben in den vergangenen 20 Jahren der Ausgrabungstätigkeit in der Altstadt nur der blanke Dünenboden zum Vorschein gekom­men. Es ist also davor zu warnen, die schon be­bauten Grundstücke einemNegativkataster" zuzuordnen.

Für das Jahr 2000 war in Heft NF 5 bereits kurz über die Grabung auf der Parzelle Große Fi­scherstraße/Schlachte berichtet worden. Da­mals noch nicht erwähnt wurde die Auffindung mehrerer Kaffeebohnen in einem sekundär als Kloakenschacht genutzten Backsteinbrunnen. Die Bohnen wurden in einem stratigrafischen Zusammenhang mit holländischen Fayencen und etwas jünger datierten tönernen Wasserfla­schen gefunden. Die Entsorgung der Bohnen zusammen mit anderen Makroresten (Abb. 1) muss gegen Ende des 18. Jhs. erfolgt sein, als das Kaffeetrinken in Bremen schon längst po­pulär war. Um 1700 gab es in der Stadt bereits mehrere Kaffeehäuser. Eine der Kaffeebohnen wurde von Eduscho-Experten übrigens der Sor­teArabica" zugewiesen. Wahrscheinlich stam­men die Bohnen aus Java. Dort wurden durch die Holländer Kaffeepflanzungen ab 1699 in gro­ßem Stil angelegt und die Bohnen auf Schiffen der Ostindischen Kompagnie nach Amsterdam gebracht.

Unweit dieser Stelle und auch zur Schlachte hin ausgerichtet, dem alten Bremer Hafen an der

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