Per Hoffmann
Das Teerfaß aus der Bremer Hanse-Kogge
In der Bremer Hanse-Kogge fand der Taucher bei der Bergung 1962 ein verschlossenes Faß. Was dann genau geschah, weiß heute niemand mehr. Man hob das Faß etwas unbedacht an, die hölzernen Faßreifen barsten, das Faß zerfiel, und der Inhalt lief aus. Nur etwa einen Liter der dickflüssigen, dunkelbraunen und nach Teer riechenden Masse fing man auf. Die Dauben und die beiden Böden des Fasses kamen später mit den Hölzern der Kogge in das Deutsche Schiffahrtsmuseum, die Faßreifen gingen verloren. Von 1978 bis 1981 erhielten die Faßhölzer eine Konservierung mit Polyethylenglykol 1000.
Ich konnte das Faß wieder zusammensetzen, nachdem ich eine Fehlstelle an einer Daube mit neuem Holz ergänzt hatte (Abb. 1). Der Verlauf der nicht ganz parallel zueinander geschnittenen Kerben für die Deckel an den Enden der Dauben sowie Schrammen, die sich über benachbarte Dauben hinzogen, wiesen auf die ursprüngliche Reihenfolge der Dauben hin. An einem Ende des Fasses ließen sich die Dauben paßgenau um den Boden sammeln und zusammenbinden. Am anderen Ende waren die Köpfe von vier benachbarten Dauben an der Deckelnut abgebrochen und verlorengegangen. Von einer weiteren Daube brach das Ende während des Zusammenbaus ab. Der Deckel ließ sich hier nicht auf Spannung einbauen. Statt dessen sammelte ich die Dauben gegen einen kurz unterhalb der Nut eingesetzten Stahlreifen. Ein zweiter Stahlreifen stützt das Faß in seinem Äquator.
Zum Binden von Fässern verwandte man früher gespaltene Ruten von verschiedenen zähen Holzarten: Weide, Hasel, Birke, Eiche oder Fichte. Von einem Korbflechter konnte ich 3-4jährige Weidenschößlinge besorgen, die mit Durchmessern von 3 bis 4 cm den ursprünglichen Faßreifen entsprachen. Als Schloß wählte ich den im Mittelalter gängigen „Haken-Knoten", dessen Konstruktion aus Abb. 2 hervorgeht.
Die Anzahl der Bänder und der Reifen innerhalb der Bänder entspricht zum einen den originalen Fässern aus dem Danziger „Kupferschiff", einer Kogge, die etwa zur selben Zeit
wie die Bremer Kogge unterging - ihre Ladung wurde 1975 aus der Danziger Bucht geborgen (Abb. 3). Zum anderen weist unser Faß in drei Dauben Löcher von ca. 1 cm Durchmesser auf, in denen z.T. noch kleine Pflöcke sitzen. Diese Pflöcke hinderten die Reifen, vom Faß abzurutschen. Aus ihrer Position kann man auf die Lage der Bänder schließen. Auf dem rekonstruierten Faß (Abb. 1) ist das oberste Band nicht korrekt angebracht: Es müßte oberhalb der Deckelnut sitzen. Wegen der fehlenden Daubenenden konnte ich es dort nicht anbringen.
Das Faß aus der Bremer Kogge hat folgende Dimensionen:
Höhe gesamt 74 cm
zwischen den Böden 61 cm
Durchmesser außen am oberen Ende 46 cm am Äquator 52 cm
am unteren Ende 47 cm
1 Das Faß aus der Bremer Hanse-Kogge von 1380, konserviert und mit neuen Reifen versehen
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