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Bremer archäologische Blätter / Der Landesarchäologe
Entstehung
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Das aufgedeckte Gelände macht durch die vielen Gräben und Gruben und durch einige Funde insgesamt den Eindruck eines Werk­platzes, der von einigen Häusern umgeben zu sein scheint.

Allgemeine Befunde und Funde

Brunnen

Auf beiden Grabungsarealen treten insgesamt etwa 17 Brunnen auf, die sich z.T. gegenseitig schneiden und damit eine gute Stratigraphie ergeben. Sie waren bis zu 0,5 m unterhalb des heutigen Grundwasserstandes (2,50 - 2,70 m ÜNN) eingetieft. Durch die guten Erhaltungs­bedingungen konnten in mehreren Brunnen die Brunnenkästen dokumentiert werden. Dabei stellte sich heraus, daß drei verschiede­ne Arten von Brunnenkästen zur Verwendung kamen (Abb. 2, 3).

Neben vier Brunnenverschalungen, die in einer Blockbauweise errichtet worden sind, mit einer Seitenlänge von 0,70 bis 1,00 m, kamen auch vier Baumstammbrunnen vor. Sie hatten einen Durchmesser zwischen 0,40 und 0,80 m. Ein ausgehöhlter Stamm war noch bis in einer Höhe von 1,10 m erhalten. Interessanterweise wurde in anderen Fällen der Brunnenschacht auch durch ein rund her­gerichtetes Weidenflechtwerk hergestellt. Um zu verhindern, daß der unter Wassereinfluß schnell zerfließende Sand nicht in den Schacht dringen konnte, wurde in einem Fall außerhalb des Flechtwerkes eine zusätzliche Grassodenabdichtung beobachtet. Diese sechs Flechtwerkbrunnen hatten einen Durch­messer von 0,60 bis 1,10 m.

Brandbestattung

1996 wurde im Rahmen eines Projektes des Seminars für Geschichte an der Universität Bremen eine mehrtägige Grabung in Kirch­huchting durchgeführt. Neben einigen Funden und Befunden wurde auch eine Brandschüt- tung aufgedeckt. Der Fundplatz liegt in der Nähe des eisenzeitlichen Gräberfeldes, dem diese Brandbestattung angehören könnte.

Eisenverarbeitung

In der Südfläche könnte sich innerhalb eines Grabens ein Renneisenofen befunden haben.

Darauf weisen ein stark angeziegelter Lehm­estrich und ein Stratum hin, das aus ver- ziegeltem Lehm, Holzkohle und einer Eisen­anreicherung besteht. Die zu Holzkohle verbrannten, senkrecht in den Boden ge­steckten Ruten des ehemaligen Zweigge­flechtes der Kuppel sollen noch gut zu erken­nen gewesen sein. Zwischen dem Lehm und dem Untergrund befand sich eine starke Scherbenpackung.

In einem anderen Befund wurde im Zusam­menhang mit einer Grube, die aus leicht ver- ziegeltem Lehm bestand, ein rinnenartiger Ausfluß aufgedeckt. Wahrscheinlich handelt es sich hierbei um einen weiteren Renneisen­ofen.

Hinweise zur Eisenverarbeitung sind durch zahlreiche Schlackenfunde aus den Gruben und Gräben nachgewiesen. Dabei handelt es sich um tropfenförmig erstarrte Renneisen­schlacken, aber auch um grün verglaste Schmiedeschlacken.

Aus einem Graben stammen Reste von der Wandung und vom Fuß eines abgebrochenen Ofenschachtes.

Glas

In dem vermeintlichenWerkstattbereich" wurden aus verschiedenen Gräben kleine ver­schiedenfarbige Glasperlen geborgen. Außer­dem fanden sich dort einige grüne Glasbruch­stücke mindestens zweier fränkischer Glasgefäße.

Keramik (Abb. 4)

Auf beiden Grabungsflächen wurde sehr viel Keramik geborgen. Das Fundspektrum reicht von einfachen Kümpfen, Schalen und großen Vorratsgefäßen bis hin zu feineren Trichterpo­kalen und Gefäßen mit Buckelverzierung und facettiertem Umbruch. Als Verzierungen kom­men Kammstrich-, Strich- und Sparrenmuster vor, umlaufende Rillen und sehr selten auch Stempelverzierungen. Einige Scherben sind sekundär gebrannt.

Bronzen

In der Regel werden auf Siedlungsgrabungen nur wenige Bronzegegenstände gefunden. Kirchhuchting hat aber mit bisher etwa 20 Stücken schon eine recht große Anzahl aufzu-

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