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Bremer archäologische Blätter / Der Landesarchäologe
Entstehung
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Manfred Rech

Die spätsächsische bis mittelalterliche Siedlung Grambke-Dorf

Als Träger öffentlicher Belange wurde im Früh­jahr 1994 die Dienststelle des Landesarchäo­logen darüber informiert, daß an der Dorfstraße mitten in Grambke die Baugrube für ein Mehr­familienhaus demnächst ausgeschachtet wür­de. Obgleich aus dem unmittelbaren Bereich bisher kein Fund zutage getreten war und über das tatsächliche Alter des Dorfes Grambke aufgrund der urkundlichen Überlieferung we­nig Konkretes ermittelt werden konnte, waren in der Stellungnahme zu dem Bauantrag die Belange der Archäologie eingebracht worden.

Am 20.4.94 wurde die ca. 30 x 20 m große Bau­grube ausgehoben. Eine Routinebesichtigung zwei Tage später durch H.Witte ergab, daß der Boden der Grube voll mit Befunden war, auch erkannte er, daß es sich zum Teil um solche aus früh- bis hochmittelalterlicher Zeit handelte.

Wegen der besonderen Bedeutung für die Bre­mer Landesgeschichte fand sich in kurzer Zeit eine Mannschaft aus Freiwilligen ein, meist Studenten, verstärkt durch einige Arbeiter, wel­che die ausführende Baufirma Paul Busch­mann, Bremen-Arsten, dankenswerterweise zur Verfügung stellte. Wegen des Zeitdrucks mußte auch am Wochenende gearbeitet wer­den, wollte man den Baufortschritt nicht über ein erträgliches Maß hinauszögern.

Während die altsächsische Siedlung Grambke l-ll auf dem in diesem Bereich breiten Dünen­rücken und auf dem anschließenden leicht nach Westen geneigten Hang der Düne liegt, befindet sich die neu aufgedeckte Fundstelle auf der ebenfalls schwach geneigten Ostseite der Düne. Der bisher festgestellte Nordrand der älteren Siedlung liegt von der neuen Stelle nur 350 m entfernt (Abb. 1).

Interessant ist, daß sich das Wegenetz in die­sem Teil des modernen Grambke gegenüber früher kaum verändert hat. Deshalb ist auch eine Lokalisierung der Stelle auf der alten Kur­hannoverschen Landesaufnahme von 1781 leicht. Orientierungspunkt ist die Kirche in Grambke, die freilich keine alte Geschichte hat. Die drei durch die Straßenzüge Kirchweg, Dorf­straße, Am Niederhof und Ellerbuschort begrenzten Parzellenbereiche des heutigen

Grambke waren im 18. Jh. bereits vorhanden. Schon im 18. Jh. teilte die über den Dünen­rücken laufende Grambker Heerstraße den Ort. Der Grund, warum nach dem Ausschachten der Baugrube noch die meisten Befunde erhalten waren, wenn auch gekappt, erklärt sich aus der bis 1,3 m starken Deckschicht eines schwarzen humosen Bodens, der im Westen der Baugru­be, also zum Kamm der Düne hin, auf etwa einen Meter Mächtigkeit abnahm. Wie diese überraschend starke Humusschicht zustande gekommen ist, konnte bisher nicht befriedigend geklärt werden; das Landesamt für Bodenfor­schung sah seinerzeit aus Personalgründen kei­ne Möglichkeit der Begutachtung. Eine derart starke Humusschicht war bisher noch bei kei­nem archäologischen Bodenaufschluß in Bre­men zutage getreten. Da die gekappten und

1 Siedlung Grambke-Dorf sowie Siedlung Grambke l-ll.

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