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Bremer archäologische Blätter / Der Landesarchäologe
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Michael Kaiser-Sabine Sauer

Zwei spätantike Soldatengräber aus Neuß

1 Keramik aus Grab I. M. 1:3.

Aus dem Geschichtswerk des spätrömischen Schriftstellers Ammianus Marcellinus ist be­kannt, daß der Caesar Julianus 359 n. Chr. nach einem schweren Frankeneinfall neben anderen römischen Kastellen auch Novaesium zurück­gewann und neu befestigte. Aus dieser Zeit der Wirren an der römischen Reichsgrenze sind wenn man einmal von dem Gräberfeld Krefeld- Gellep absieht - verhältnismäßig wenige gut beobachtete Gäber bekannt. Es ist dies ein Zeit­horizont, der für die frühsächsische Zeit Bre­mens und dessen Umland von besonderem In­teresse erscheint, ist doch etwa durch die Funde vom Gräberfeld Bremen-Mahndorf und ande-

rersächsischerGräberfelderan Elbe und Weser bekannt, daß zahlreiche römische Gebrauchs­und militärische Ausrüstungsgegenstände sich nur alsHinterlassenschaft zurückgekehrter germanischer Söldner aus römischem Militär­dienst erklären" lassen (BÖHME,202). Nicht im­mer läßt sich dann ersehen, meist wegen derda- mals im Sachsenland vorherrschenden Brand- g räbersitte, wie d iese röm ischen Trachtbestand­teile eigentlich getragen wurden, so daß die fol­genden Ausführungen zu zwei 1988 am Neus­ser Büchel, der höchsten Erhebung des Neus­ser Stadtkerns, beobachteteten Körpergräber, auch für den nordwestdeutschen Raum von In­teresse sind (KAISER-SAUER, 118 f.). Bei Ausschachtungsarbeiten zu einer Ladenpassage wurden neben einem Keller, der viel Keramik und Glas aus dem 16. Jahrhundert barg, in den Fundamentgruben,also recht tief, zwei spätantike Gräber festge­stellt.

Die erste Bestattung (Grab I) war leider schon durch eine moderne Mauer gestört. Lediglich ein rotbe­malter Krug und zwei Terra-sigillata Gefäße - ein Teller mit Rädchen­dekor und ein Babotinebecher auf hohem Zapfenfußkonnten gebor­gen werden. Der Teller mit einem recht schlichten Rädchendekor auf der Innenseite in Form von wechsel­ständigen V-förmigen Eindrücken (Abb.1) hebt sich deutlich ab von der Rädchenverzierung in Form von ein­fach schraffierten Feldern, wie sie etwa in Bremen-Mahndorf durch E. Grohne ergraben wurden (GROH- NE, 31).

Bestattung II war intakt und lag ca. 3,2 m unter der heutigen Oberfläche. Es handelte sich um eine nach Nor­den ausgerichtete Körperbestattung in einem Holzsarg. Der trapezförmi­ge, vergangene Holzsarg war 2,2 m lang, am Kopfende 55 cm und am Fußende 40 cm breit. Vom Skelett waren nur noch der auf die Brust ge­rutschte Schädel und einige Lang-

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