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Bremer archäologische Blätter / Der Landesarchäologe
Entstehung
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Manfred Rech

In eigener Sache

Der Landesarchäologe braucht ein Organ, um wenigstens einen Teil seiner jährlichen Gra­bungsergebnisse der Fachwelt, aber auch dem an Bremens Geschichte interessierten Bürger vorstellen zu können. Aus diesem Grund hatte 1960 K. H. Brandt als Vorgänger im Amt ein er­stes Heft der neuen ZeitschriftBremer Archäo­logische Blätter" vorgestellt. Die Finanzierung erwies sich als schwierig, doch wurde die neue Schriftenreihe von der Bremer Gesellschaft für Vorgeschichte zunächst mitgetragen. In dem damaligen Geleitwort zu der neuen Zeitschrift wurde unter anderem als Ziel der Publikation genannt, Freunde der Archäologie an der tägli­chen Arbeitinniger... teilhaben zu lassen und nicht zuletzt, Kenntnisse zu vermitteln und zu vertiefen."

Diesem ersten Heft folgten dann bis1976 sechs weitere. Leider war die Finanzierung danach nicht mehr gesichert - aus Gründen, die hier nicht weiter zu untersuchen sind -, so daß die in lockerer Folge herausgebrachte Zeitschrift ihr Erscheinen einstellen mußte. Berichte über ar­chäologische Aktivitäten in Bremen erschienen von da ab hauptsächlich im Bremischen Jahr­buch unterNeue Ausgrabungen und Fundein Bremen". So aufschlußreich diese Beiträge auch sein mochten, so konnten sie doch nur als Notnagel" gelten, da einerseits das mehr lan­desgeschichtlich orientierte Jahrbuch in Ar­chäologenkreisen Deutschlands und darüber hinaus verständlicherweise wenig bekannt ist, andererseits das Ausbleiben der erfolgreich im Tauschverkehr eingesetztenBremer Archäo­logischen Blätter" dazu geführt hat, daß man­che Teile der vor- und frühgeschichtlichen Peri- odica in der Bibliothek des Focke-Museums keine Fortsetzung gefunden haben. Vor diesem Hintergrund erschien es als eine der Aufgaben, nachdem die Stelle des Landesarchäologen nach fast dreijähriger Vakanz wieder besetzt werden konnte - unbeschadet der Tatsache, daß das Amt während dieser Zeit erfolgreich durch das Amt für Denkmalpflege mitverwaltet wurde -, die Zeitschrift schnell wieder erschei­nen zu lassen. Gewiß in einem anderen Rah­men und in einer anderen Aufmachung. We­gen des großen zeitlichen Abstandes zu den al­tenBremer Archäologischen Blättern" er­scheint die neue Publikation alsNeue Folge"

und somit mit einer neuen Zählung versehen. Zielrichtung des neuen Blattes soll es sein, ei­nerseits aktuell über archäologische Funde und Grabungen in Bremen in einem zweijähri­gen Rhythmus zu berichten - ein Erscheinen in kürzerer Folge ist für absehbare Zeit aufgrund mangelnder personeller Kapazität und der an­gespannten Finanzlage nicht möglich -, ande­rerseits aber auch über den eigenen Kirchturm hinaus zu blicken. Feste Einrichtungen sollen dabei die RubrikenAus dem Landesmuseum" undArchäologie im Bremer Umland" sein. Ersteres, um zu zeigen, daß im Focke-Museum als Bremer Landesmuseum und Zentralmaga­zin noch zahlreiche nicht gehobene Schätze der Vorzeit ruhen, letzteres, um die Verbunden­heit Bremens mit den vielen, im Umfeld von Bremen tätigen Bezirks-, Kreis- und Stadtar­chäologen zu zeigen.

Die Situation der Landesarchäologie im allge­meinen darzustellen, erscheint derzeit verfrüht. Neben eindeutig unzureichender Personalaus­stattung, die, selbst wenn eine zugesagte Büro­kraft und ein zweiter Grabungstechniker einge­stellt werden sollten, noch weit unter der etwa einer Bodendenkmalpflege-Außenstelle in Nordrhein-Westfalen liegt, wo allein das wis­senschaftliche Personal inzwischen auf durch­weg vier Archäologen aufgestockt wurde, fällt vor allem die starke Gefährdung von in die Denkmalliste eingetragenen Bodendenkmä­lern auf. Einige Beispiele mögen dies belegen: Schon wenige Tage nach meinem Amtsantritt mußte das im November letzten Jahres erfolgte Abbaggern einer Wurt in der Leher Vorstraße konstatiert werden (BD 9 Lehe). Obschon grundsätzlich eine Genehmigung zur Beseiti­gung erteilt worden war - aus Gründen, die mei­nes Erachtens nicht zwingend waren - erfolgte unmittelbar vor dem Abbaggern nicht einmal eine Benachrichtigung, so daß auch keinerlei Aufschlüsse beobachtet und festgehalten wer­den konnten. Wohl mehr durch Zufall wurde ei­ne weitere, in die Denkmalliste eingetragene Wurt im Bereich der nicht weit entfernt gelege­nen Straße Luisenthal (BD 21 Lehe) bei der Er­richtung von Studentenwohnheimen nur rand­lich tangiert (Abb. 1). Gespräche mit dem feder­führenden und durchaus kooperativen Archi­tektenbüro ergaben dann, daß die Wurt bei Ein-

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