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Bremen und seine Bauten / bearb. und hrsg. vom Architekten- und Ingenieur-Verein
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II. Teil. Bremen im XIX. Jahrhundert.

Die Angabe der Gröfsenabmessungen möge das Bild der Gesamtanlage vervollständigen. Die bebaute Grundfläche beträgt insgesamt rund 3420 qm. Hiervon entfallen rund 1635 qm auf das Hauptgebäude, 392 qm auf den inneren Lichthof, 692 qm auf das Nebengebäude, 493 qm auf den Posthof 208 qm auf die Gartenanlagen. Das Hauptgebäude hat an seiner Haupt­front eine Höhenentwickelung von 32,10 m, vom Terrain bis zur Oberkante des Hauptgesimses gemessen, erhalten, während diejenige des Nebengebäudes nur 17,10 m beträgt.

Hydraulische Fahrstühle, vermittelst welcher die Briefsäcke aus dem Kellergeschofs nach den in den oberen Geschossen liegenden Abfertigungs­stellen und umgekehrt befördert werden, elektrische Beleuchtung der haupt­sächlichsten Diensträume, eine Rohrpostanlage für den inneren Postbetrieb u. a. m. vervollständigen die einfache, aber gediegene innere Einrichtung des Posthauses ebenso sehr, wie die zur Verwendung gelangten, nach innen aufschlagenden Doppelfenster, die in Bremen noch fast völlig unbekannt sind, seinem Inneren trotz der Lage in lebhaftester Gegend den Charakter vornehmer Ruhe und Abgeschiedenheit geben.

Börse.

Von W. SuNKEL.

Pie Einrichtung besonderer für die Versammlungen der Kaufleute zum Zwecke des Abschlusses von Geschäften bestimmter Gebäude, sowie die noch heute gültige Bezeichnung derselben,Börse", stammt aus den Niederlanden. Schon im 16. Jahrhundert besafs Antwerpen ein berühmtes Börsengebäude, während die Kaufherren anderer grofser Handels­plätze ihre Versammlungen noch lange Zeit hindurch unter freiem Himmel abhielten. So war in Bremen den Kaufleuten ursprünglich eine Ecke des Marktplatzes, später der Platz über demneuen Keller", einem Teil des Rats­weinkellers für diesen Zweck eingeräumt. Auf diesem letzteren Platz wurde dann 1686 der Bau eines Börsengebäudes, welches zugleich zum Schutze des Kellers dienen sollte, begonnen und 1695 vollendet. Die Kosten desselben betrugen 25000 Thaler Gold, für jene Zeit also eine ganz erhebliche Summe Geldes. (Vergl. S. 55 und Fig. 21).

Dieses Gebäude, welches nach 40 Jahren schon dem Einsturz drohte, in den Jahren 1735 und 1736 jedoch umgebaut und mit einem zweiten Stock­werk versehen wurde, diente bis zum Jahre 1864 den Bremer Kaufleuten als Versammlungsort, genügte aber schon in den letzten Jahren durchaus nicht mehr dem gesteigerten Verkehr.

Die Handelskammer hatte deshalb schon seit Mitte der fünfziger Jahre den Bau eines neuen, den gewachsenen Ansprüchen entsprechenden Börsen­gebäudes ins Auge gefafst und mit den umfangreichen Vorarbeiten den Architekten Heinr. Müller betraut. Als Bauplatz wurde die östliche Seite des Marktplatzes im Mittelpunkt der Altstadt und im Kreuzungspunkt der