Die alten Kirchen.
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Stein finden wir denn auch überall im westlichen Teil des Domes; über dem Bezelinschen Mauerwerk erhebt sich hier das Quadermauerwerk Adalberts. Er erbaute mit Portastein die Westfront der Domkirche und die unteren Geschosse des Nordturmes. Gleichzeitig mit diesem stieg ein aufsen viereckiger Treppenturm in die Höhe, und in dem vom Nordturm, Treppenturm und Schiff umschlossenen Räume ein Aufbau über dem rundbogig eingewölbten Nebenschiffsjoche. Mit dem Südturm, der wahrscheinlich etwas jünger ist, sind ähnliche Anbauten vermutlich nicht verbunden gewesen. Wie die untere Halle des Nordturmes mit dem ersten Nebenschiffsjoche, so ist die obere Turmhalle, die vom Treppenturm erreicht wird, mit einem in dem eben erwähnten Aufbau liegenden Gemach verbunden, das früher sein Licht unmittelbar von Aufsen empfing. Diesen Raum überspannt eine mit Tuffsteinen gewölbte Kuppel, zwei Öffnungen in seiner Südwand ermöglichen den Einblick in das Mittelschiff. Das spiralige Gewölbe des Treppenturmes ist in seinen unteren Teilen mit Kalksinter gemauert, neben dem auch Tuffsteine vorkommen.
Die Lage der Westfront der Basilika wird durch die alte Westwand der Krypta bestimmt, der Nordturm sprang etwa 5 Meter weiter nach Westen vor. Ob schon Adalbert den Unterbau dieses Turmes, ohne Rücksicht auf die vorhandenen Gewölbe und Mauern, in den freien Raum der Westkrypta hineinschob, oder ob nach seiner Zeit eine Verstärkung des Fundamentes stattgefunden hat, konnte bisher nicht entschieden werden. Bei den Abbruchsarbeiten hat der Dombaumeister Salzmann in den Mauern des Nordturmes Architekturreste entdeckt, die vermutlich von der erwähnten Zerstörung des Klosters stammen. Die Spuren der horizontalen Balkendecke und der niedrigen Dächer hat er bei dieser Gelegenheit an den Turmmauern gefunden. Wir sind daher berechtigt, anzunehmen, dafs bei Adalberts Tode der Dom als eine dreischiffige Basilika mit zwei Krypten, zwei gerade geschlossenen Chören, einem Querschiff und dem mehrgeschossigen Unterbau eines Westturmes nebst Treppenturm dagestanden hat. Nur ein einziges Joch des nördlichen Nebenschiffes war gewölbt.
Von Liemars Bauthätigkeit fand sich nur eine geringe aber bedeutsame Spur. Denn bei einer genauen Untersuchung des Mittelschiffes kamen an der Nordwand des jetzigen zweiten Gewölbejoches über den Kapitellen der Wandvorlagen die Reste eines im Halbkreise geführten Schildbogens zum Vorschein. Da nun nach der Mitteilung des Albert von Stade Liemar am Dom gebaut hat, und die in seinem Grabe gefundene Tafel ihn ausdrücklich den Erbauer des Domes (construktor hujus aecclesiae) nennt, so gehen wir nicht fehl, wenn wir annehmen, dafs bei dem Brande des Jahres 1088 die Holzdecke des von Adalbert vollendeten Baues in Flammen aufging, und Liemar das zu jener Zeit westlichste Joch des Mittelschiffes rundbogig eingewölbt hat. Weiter nach Osten blieb die Kirche indes vorläufig noch flach gedeckt.
Etwa 100 Jahre nach Liemars Tode wurde die Westmauer des Mittelschiffes nebst dem neuen Gewölbe abgebrochen und in der Ebene der westlichen Turmmauer wieder aufgeführt. Hierbei erfuhr die Krypta eine Erweiterung nach Westen, und ergab sich im Mittelschiffe ein neues schmales Feld. Als Wölbstein diente der Kalksinter, ein Baustoff, der vermutlich vom
Bremen und seine Bauten. (j