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Bremen und seine Bauten / bearb. und hrsg. vom Architekten- und Ingenieur-Verein
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I. Teil. Alt-Bremen.

Als Bausteine dienten in Bremen vom II. bis zum 13. Jahrhundert für kirchliche Gebäude ungespaltene Granitblöcke von der Geest, Bruchsteine und Quadersteine von der Porta und vom Deister, von Obernkirchen und vom Süntel, Kalksteine, Feldsteine, Raseneisenstein, Marmor und rheinischer Tuff. Im Füllmauerwerk tritt zu den Bruchstücken dieser Baustoffe Feuer- und Kieselstein sowie Quarz. Für die Wölbungen wurde zuerst Sandstein, dann Tuff und späterhin Kalksinter verwandt. In der Mitte des 12. Jahrhunderts tritt überall der Backstein auf. Die meist aus Portasandstein gearbeiteten inneren Gliederungen sind fast durchweg mit feinem Stuck überzogen, die Kapitelle, Basen, Schlufssteine und zierlichen Glieder aus feinkörnigem Sandstein angefertigt. Schon bald nach seiner Einführung erfährt der Backsteinbau eine künstlerische Behandlung, das beweisen die vortrefflichen malerisch wirkenden Giebel der Stephani- und Anschariikirche. Den Sandstein hat er allerdings nie zu verdrängen vermocht, daher giebt es in Bremen keine einzige ganz aus Backsteinen konstruierte Kirche.

Bei den älteren Bauten ist ausschliefslich Kalk verwandt, der unter glühendem Torf aus in Haufen geschichteten Schalen der Miesmuschel gebrannt wurde. Später kam der Steinkalk auf. Sand wurde aus der Weser geschöpft oder den naheliegenden Dünen entnommen.

Sämtliche Gotteshäuser, und das wird auch von dem kleinsten gelten, waren ehemals im Innern reich geschmückt. Vieles ist im Laufe der Zeit verloren gegangen, geraubt, verbrannt, verschleudert oder bei sogenannten Wiederherstellungen entfernt worden, manches vortreffliche Werk kirchlicher Kleinkunst aber hat ein gütiges Geschick gerettet. In der Mehrzahl der Kirchen wurden mittelalterliche Malereien aufgedeckt. Gemalte Wappen sind in einer Reihe von Fenstern noch heute erhalten, von anderen farbigen Verglasungen ist jedoch nur ein geringer Rest gerettet worden, der vor einigen Jahren bei der Öffnung eines vermauerten Fensters in der Küsterwohnung am Dom zum Vorschein kam.