Teil eines Werkes 
Theil 1 (1830) Versuch einer Aesthetik der Tonkunst im Zusammenhange mit den übrigen schönen Künsten nach geschichtlicher Entwickelung / von Dr. Wilhelm Christian Müller Lehrer an der Hauptschule in Bremen
Entstehung
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Heilsten und glücklichsten Naturen wozu wir Luther, Haydn, Göthe rechnen möchten.

Wir finden Menschen mit vorzüglicher gei­stiger oder gemüthlicher Anlage, und doch mit weniger Sinnlichkeit; andere mit vieler Sinnlichkeit, auch etwas Gemüth, aber we­nig Geist; andere bei vielem Geiste und vieler Sinnlichkeit mit wenig Gemüth. (Daher die differenten Neigungen und Urtheile in Kunstsaclun. (S. §. 91., 96. u. io4.)

§. 10.

Demnach wird jeder seinen Grundton finden und beurtheilen können, wohin er gehöre in Hin­sicht seiner fixen und permanenten Anlagen, und Ausbildung derselben. Jeder wird an sich beobach­ten, dass zu verschiedenen Zeiten die nicht vorherrschenden und in der Herrschaft untergeord­neten Naturen mit verschiedener Dauer hervortreten, welches wir Zustände, Stimmungen nennen.

In einem Menschen, in welchem im Allge­meinen das geistige Princip die Oberherr­schaft hat, können Stimmungen sinnlicher Art, oder des afficirten Gemüths vorkommen, und um­gekehrt; aber nur vorübergehend.

In deutlichen Zügen hat die Natur diesen Unterschied in den Geschlechtern festgesetzt; den Mann mit vorherrschender Geistesanlage, entsprechender Kullurfä'higkcit, Phantasie, schaffen­der Kraft und Dauer seines thätigen Tagle­bens Denkens und Wollens. Die Bestimmung des Weibes hingegen ist in engerer (nicht nie­drigerer) Sphäre der äusseren Umgebung begrenzt, im empfänglichen Nachtleben der Gefühle, vielseitige Thätigkeit und Geduld im Ertragen äus­sernd. In der Liebe, d. i. in Vereinigung beider Naturen, wird das Gemüth oder die