Die Bremer Papyri
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Übersetzung von Columne II.
Zu allem endlich schriebst du (mir): »Nicht hat mir der Eutychos den Preis gegeben« und dieser (schrieb mir): »Ich gebe nicht ohne deinen Willen«. Wisse nun, daß ich dich mit dem Weinpreis zu 5 Drachmen anschreiben werde. Soll ich (ihn) auch jetzt nicht bekommen? Ich habe aber auch ihm (Eutychos) geschrieben, daß er sich nach Heptakomia begeben soll, bis die Sache erledigt ist, damit das Geld dem Apollonios, dem Strategen von Heptakomia, gegeben werde, und er dir schreibe, das Geld empfangen zu haben. Zu allem endlich wisse jedoch, daß, wenn du dich so benimmst in allem, was mich angeht, du mir nicht entwischen wirst, der du alle meine Felder bewirtschaftest. Bei den Göttern, ich glaubte, als ich dem Präfekten folgte, daß ich in Hermopolis ein Talent fände, das von
dir in das__gebracht wäre von dem Flachs, der in dem Staatsmagazin vermessen ist.
(2. H.) Lebe wohl und [bedenke o. ä.(?)], daß du mir nicht entwischst.
Einzelbemerkungen.
1. Ein XiocTKopä? begegnet auch in 58, 9 und 65, 3 und 7. Der unsrige ist kaum mit einem dieser identisch. Bemerkenswert ist, daß er in der Adresse Xiooxopos genannt wird.
7. Dies neT'aÜToü setzt voraus, daß in den großen Lücken von Z. 3—5 schon von diesem Manne gesprochen ist.
8. Trotz der Unsicherheit der Lesung Sv ist doch wohl gesagt, daß Dioskoräs den Eutychos zum Kupiov tcöv l\xü>v gemacht habe. Er hat ihm wohl eine Stellung auf dem Pachtgut des Briefschreibers gegeben. S. unten zu 16. Der Artikel toü vor Cutuxou nötigt in diesem Zusammenhange wohl nicht zu der Annahme, daß auch von ihm schon in Z. 3—5 die Rede gewesen wäre. Die Schriftspur vor cu am Schluß von Z. 3 hindert jedenfalls, seinen Namen hier einzusetzen.
9. Zu S', das der Raum verlangt, vgl. Z. 24.
12. Zu Kc^-fl- 5 h]v ist tiuhv hinzuzudenken. Das eypa^ag weist auf einen Brief des Dioskoräs hin, den der Schreiber auch in Z. 24 und 27 zitiert, der wohl den Anlaß zu unserm Brief gegeben hat.
16. Mit aÜTÖöi wie auch im folgenden wird Eutychos gemeint sein. Dioskoräs hat offenbar seine Kompetenzen überschritten, indem er ohne Auftrag des Schreibers dem Eutychos etwas gegeben hat. So werden wir auch zu Kai t\ Ka-frcaTaKeiv 8e den Eutychos als Objekt zu denken haben: »Aber auch wenn ich (ihn) eingesetzt hätte, könntest du ihm nicht ohne meine Erlaubnis geben.« Mit dem Vordersatz will der Schreiber wohl sagen, daß es eigentlich seine Sache gewesen wäre, den Eutychos einzusetzen. Danach verstehen wir besser das Sv [tj-Tromcras KÜpioy tgüv e\iöbv in Z. 8.
22. Hier heißt es, daß Dioskoräs den Weinpreis 1 empfangen sollte, während es gleich nachher heißt, er hätte ihn seitdem geschickt haben sollen. Das wird so zu erklären sein, daß Dioskoräs den Wein des Gutes zu verkaufen hatte und hierfür das Geld empfing, dieses aber an den Briefschreiber abzuliefern hatte. Vgl. das ä-iroSoGfai in Z. 12, auch in Z. 4.
25. Mit oti ist hier wie in 27 und 28 (wie häufig) ein wörtliches Zitat eingeleitet.
30. Die Worte Kav vvv yi» Xä|ico, die durch Spatien vom übrigen getrennt sind, werden als ein selbständiger Fragesatz zu fassen sein. Z'i diesem dubitativen Konjunktiv im Hauptsatz vgl. Mayser, Grammatik II 3, S. 54 A. 1.
34. Subjekt zu YP'H'tf kann nur Apollonios sein. Von diesem wird also erwartet, daß er als der Gutsherr selbst die Quittung ausstellt, und zwar an Dioskoräs, der ja in Heptakomia dies Geschäft erledigen sollte.
38. Zu welchem Zweck unser Briefschreiber den Präfekten bei seiner Reise in Oberägypten begleitet hatte, können wir nicht ahnen. Präfekt war damals M. Rutilius Lupus, der 113/14 sein Amt angetreten hatte. Vielleicht hatte dieser im Frühling 114, bald nach Antritt seines Amtes, wie das öfter geschah (Archiv VI 375), eine Inspektions- und Konventsreise nach dem Süden angetreten, um zugleich seine Provinz kennenzulernen.
1 Einen Weinpreis von 5 Drachmen für das Keramion fanden wir auch oben in Nr. 45,10.