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Die Bremer Papyri / von Ulrich Wilcken
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115
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Die Bremer Papyri

115

Übersetzung.

Herodes (wünscht) Herakleios, dem sehr Geehrten, Freude. Wisse, daß ich am dritten des Monats in Alexandrien angelangt bin, wiewohl ich infolge heftigen Sturmes viel in Lebensgefahr gekommen bin, und daß ich noch am selben dritten der Apia den Brief vom

Freunde Apollos übergeben habe. Ich habe ihr gesagt,---(18) ich traf aber auch

mit meinem Bruder Hierakion zusammen, wie ich dir durch Vermittlung von Freund Kastor geschrieben habe. Wenn mich die Claudia Apia mit der Antwort abgefertigt hätte, würde ich keinen Grund haben, mich hier noch herumzutreiben. Ich erinnere dich aber an das Bauholz für den Hausbau, ob du vielleicht aus dem Oxyrhynchitischen (Gau) schon zube­reitetes Holz kaufen könntest, damit wir nicht später auf die Handwerker hereinfallen. Wisse aber, daß ich durch mehrfaches Übersetzenlassen eilig hierhergereist bin, was viel Fähr­geld gekostet hat. Vor allem werde ich morgen die Fürbitte für dich im Serapeum tun, denn heute bin ich wegen schwerer Strapazen und Gefahren nicht hinaufgegangen.

(2. H.) Lebe wohl, Liebster! Am 3.Hathyr, in der 8. Stunde.

(3.H.) Ich, Hierakion, grüße dich, mein Süßester!

Einzelbemerkungen. I. Zu Herodes und Herakleios s. oben S.45 zu Nr. 15.

3. Das bloße hhi/6?, ohne Artikel oder Monatsnamen, ist wohl kaum beabsichtigt, sondern ein Flüchtigkeitsfehler.

5. Der Sturm wird ihn nicht zu Lande, sondern beim Übersetzen mit den Fährbooten in Lebensgefahr gebracht haben (s. Z. 28).

6. Mit quthi thi TpiTHt betont er es als eine besondere Leistung, daß er noch an dem­selben Tage, gleich nach der strapaziösen Ankunft, seinen Auftrag betreffs der Briefübergabe an Apia erfüllt hat.

8 ff. Dieser mit oti eingeleitete Satz ist so, wie er dasteht, nicht zu verstehen, und dies um so weniger, als wir nicht wissen, wer der Achilleus ist. Auch wenn man hier wieder einen Nomin. absolutus statt eines Genit. absolutus annimmt, wird dadurch nicht alles in Ordnung gebracht. Es müßte dann mindestens heißen: ÄKOucain-os toG '&x i ^«°S toO uSXXoitos nou i|>iXou. Daß Herodes hier in der Eüe sehr ungenau geschrieben oder viel­mehr diktiert hat, zeigt schon die Wiederholung des ulXXoiroq, die dann gestrichen worden ist. Verständlich an sich ist dann der mit ob? äkhkootos eingeleitete Teil, wonach Achilleus gehört hatte, daß der Sohn (sein Sohn oder der der Apia?) krank sei. Dagegen versichert Herodes, daß er mit Gottes Hilfe wieder gesund sei.

1416. Die Anfänge dieser Zeilen sind stark abgescheuert. Mit dem ÄvaSeScoKÖTa in 15 wird Herodes selbst gemeint sein, der den Brief des Apollos an die Apia überbracht hat (vgl. 6ivaSc8coK^vai in Z. 6), und zuletzt fand ich denn auch ein u]e davor.

17. Auch TrpoCTKapTepeiV und 6vn-i^>[c£)][v]Haiv fand ich erst in letzter Stunde. Er will sich also noch dauernd um Apia bemühen, um eine Antwort von ihr zu bekommen. Vgl.

Z. 20f.

18/19. Da Herodes den Brief, den Kastor vermittelte, sicher nicht am 3. Hathyr vor unserm Brief geschrieben hat (dagegen spricht schon die Meldung Z. 3 ff.), so hat er ihn unterwegs während der Reise geschrieben. Daraus ergibt sich, daß er seinen Bruder Hierakion nicht erst in Alexandrien, sondern schon vorher unterwegs irgendwo getroffen hat. Dazu paßt auch oweruxov. Sie sind dann wohl zusammen nach Alexandrien gereist.

20/21. Ungewöhnlich ist, daß er die Apia hier mit vollerem Namen nennt als bei der ersten Erwähnung in Z. 7. Herodes wartet noch auf ihre Antwort. Dies allein hält ihn noch in Alexandrien fest. Schon hieraus sieht man, daß dies eine ganz andere Reise ist als die in Nr. 15 geplante, bei der der Besuch beim Hierakion das einzige Ziel war. Hinter eTxoy steht kein av.

2227. Holz aus dem Oxyrhynchitischen Gau fällt unter den Begriff der |eviK& juXa, die in Giss. 67, 9 in Gegensatz gestellt sind zu tcöv Itti [toJttcov [|uXoov, wie ich statt [tyycov

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