Die Bremer Papyri
9$
Nr. 42. Fragment einer Rolle über Bodenarten des Apollonopolites.
P. 22 (Bibl.). — H. 30 cm. Br. 28 cm. — 2 Klebungen. — Die Schriften von 1. und 2. Hand (Recto, parallel der Paginabreite) sind verschiedenartige Cursiven.
Es liegen Reste von 2 Columnen vor, die, durch eine Klebung getrennt, von verschiedenen Händen geschrieben, aber inhaltlich einander verwandt sind. Die zweite Klebung, rechts von Col. II, läßt die Annahme zu, daß der rechts von ihr erhaltene schmale unbeschriebene Papyrusstreifen den linken Rand einer III. Col. darstellt. Danach haben wir wohl den Rest eines to^os cruYKoXXHcnvios vor uns. Die Kopfstücke, die uns Aufschluß über den Zweck dieser Zusammenstellungen geben würden, sind leider verloren. Vielleicht haben wir hier Reste von Eingaben vor uns, die verschiedene einander parallel stehende Beamte (vielleicht von verschiedenen Dörfern) an den Strategen Apollonios gerichtet haben, in denen sie über verschiedene Bodenarten ihres Bezirkes berichten.
Von der I. Col., die stark abgescheuert und schwer lesbar ist, sind nur die Zeilenschlüsse erhalten. Sie nennen aber z. T. dieselben Bodenarten mit Angabe des Umfanges wie in Col. II. So begegnet in Z. 16 kwvn(\iivH<;) (£ (e'-rous), womit Col. II 3 und 20 zu vergleichen sind. Diese Zeitangabe des 2. Jahres, die übrigens als einzige in unserem Fragment erhalten ist, ist gewiß auf Hadrian (= 117/18) zu beziehen. Ferner begegnet hier auch der aTpa( ) KX(fipos) in Z. 19 und 22 wie in Col. II 2 und 19. Auf weitere Mitteilungen über Einzelheiten von Col. I verzichte ich.
In Col. II ist von besonderem Interesse, daß hier Ländereien von 5 &£|>po8rrHg iroXig Kai (p#Xai behandelt werden. Gerade diese Verbindung mit (ji-0-Xai, das uns aus den Aphroditopapyri bekannt ist (Wb. III) 1 , läßt keinen Zweifel daran, daß wir hier die im heutigen Köm Esqäw wiedergefundene Aphrodite-Stadt vor uns haben, die uns so reiche Papyrusfunde (darunter den Menander!) gebracht hat. Diese Stadt ist in früheren Zeiten die Metropole des Aphroditopolites gewesen, bis dieser dann, wie Kornemann gezeigt hat (s. oben S. 9), etwa in der flavisch-trajanischen Zeit, in den Apollonopolites umgewandelt wurde, wobei Heptakomia statt Aphro- ditopolis die Metropole wurde. Unser Text gibt insofern eine gewisse Bestätigung für diese Annahme, als er jedenfalls zeigt, daß 5 &{j>po8rrHc, iroXtg jetzt zum Apollonopolites gehörte.
Unter den verschiedenen Charakteristiken von Bodenarten ist von besonderem Interesse, daß in II 13 die Itti^oXh 8Hjjiocria(s) (seil, yüq) erscheint. Das ist bekanntlich Staatsland, das zwangsweise Gemeinden zur Bewirtschaftung übertragen wurde (s. unten). Während die !covh(vi€i/h) (seil. y fi ) bekannt ist, bedarf der CTTpa( ) kX(hpos), bei dem man zwischen cttp^ticotikos) und <TTpa(-rHYiKog) schwanken kann, noch der Erklärung. Die zweite Auflösung dürfte wohl doch vorzuziehen sein (s. unten).
1 Dieser Ortsname begegnet auch schon in einem Heptakomia-Papyrus, Flor. III 328, 1: irepi (J>-0X[5].
7*