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Die Bremer Papyri : / von Ulrich Wilcken
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Die Bremer Papyri

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eine nicht unbedeutende Stellung ein. Diesen Eindruck gewinnen wir auch aus dem P. bibl. univ. Giss. 20.

21. Bedeutet ovioXoyHCTavTa etwa, daß einer der TrpoYeYPaW*" 01 :» der Komplizen, fest­genommen war und sich dem Hermaios gegenüber als schuldig bekannt hatte ?

24. Zu meiner Ergänzung toüsirpoYEYP a [w i * l ' ou S TO "S T " v CT "^ H ] CT "' iroifHcravTc«; fand ich nachträglich die Parallele in Lond. II 245 S. 272, 16: toü(s) thv otjXhctii/ imroiHKOTai;.

26. Ich nehme '^uoXhtos als Eigenname. Vgl. Giss. 59 III 21 '^noXfi^ aus Heptakomia. Vgl. auch Preis. Namenb. S. 27.

Rechnungen und andere Akten (Nr. 4145).

Nr. 41 Recto. Abrechnung über Steuereingänge des Thinitischen Gaues.

P. 20 Recto. H. 36 cm. Br. 13 cm. Die Schrift (parallel der Paginabreite) ist eine

rechtsgeneigte Cursive.

Wie die Schlußsumme in Z. 1 zeigt, haben wir nur ein einzelnes Blatt aus einem größeren Aktenstück vor uns. Schon dadurch ist das Verständnis der erhaltenen Kolumne sehr erschwert. Die Rechnung betrifft Abgabenzahlungen aus dem Thini­tischen Gau, der südlich vom Apollonopolites lag 1 . Da unter den Kaisern, deren Regierungsjahre genannt werden, Vespasian, Domitian und Nerva, der letztere bereits als Divus bezeichnet wird (Z. 10), kann der Text frühestens aus der Zeit des Trajan stammen. Da die Jahreszahlen, die keine Kaiser nennen, also offenbar sich auf den z. Z. regierenden Kaiser beziehen, in Z. 1 und 7 bis auf das 11. Jahr herabgehen, kann dieser Kaiser in der Tat nur Trajan sein (11. Jahr = 107/08). Hadrian, dessen 11. Jahr = 126/27 ist, ist schon dadurch ausgeschlossen, daß der Architekt Herodes bereits im Jahre 118 die freie Rückseite zu seinem Brief an Herakleios (Nr. 48) be­nutzt hat. Auch würde das Jahr 126/27 nicht zu unserer Fundgeschichte passen. Wohl aber kommen auch sonst Texte in dieser Gruppe vor, die älter sind als die Strategie des Apollonios (113120).

Die Frage, wie diese Abrechnung über den Thinitischen Gau in unsern Fund geraten ist, ist auf den ersten Bück schwer zu beantworten. Aber jene Benutzung des Verso durch Herodes (Nr. 48) gibt uns einen Fingerzeig. Da dieser Brief in Alexandrien geschrieben ist, besteht die Möglichkeit, daß ihm dies Blatt über die Thinitischen Akten dort von seinem Bruder Hierakion, der einen Gruß hinzugefügt hat, als Schreibmaterial gegeben worden ist (s. S.116). Dann wäre diese Thinitische Abrechnung vielleicht einst an die Kontrollbehörde von Alexandrien gesandt worden, wenn wir nicht vielmehr aus der Erwähnung der e-rnaToXH des Thinitischen Strategen den Schluß ziehen wollen, daß dies Aktenstück von vornherein in einem alexandrinischen Büro aufgesetzt ist (s. unten). Ging diese Abrechnung bis auf 107/08, so wäre es ganz gut denkbar, daß sie im Jahre 118, wo Herodes seinen

1 Einen Empfehlungsbrief des Strategen des Thinites an Apollonios enthält Giss. 88. Auf Beziehungen des Apollonios zu Ptolemais, der Metropole des Thinites, weist Giss. 10, 2 und 7 hin.