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Wilcken:
Einzelbemerkungen.
1. Da wir nicht wissen, ob und wie der Gauname abgekürzt war — etwa 'doroXXcovo) z, Kahlas —, ist diese an sich sichere Ergänzung nicht maßgebend für die Bestimmung der Länge der Zeilen. Aus demselben Grunde ist auch die Ergänzung von Z.2 nicht entscheidend. Immerhin geben diese Zeilen einen ungefähren Anhalt.
2. Daß die mehrfach genannte KoXXaG-fhg (Z. 6, n, 22) die Frau des Phmulilüs ist, deren Name hier zu ergänzen ist, scheint mir daraus zu folgen, daß in Z. 11 und 22 von der oiKia der KoXXaO-fhs die Rede ist, während in Z. 5 mit au-rfis (ok!av) nach dem Zusammenhang aller Wahrscheinlichkeit nach nur die yvvh in Z. 3 gemeint sein kann.
3. Da der Buchstabenrest hinter vooHoaaa ein Jota oder ein Kappa sein könnte, wäre eine Ergänzung wie K[cn-frreuNpe möglich. Aber dies soll nur ungefähr den Sinn andeuten.
6. Wegen des folgenden kv $ liegt die Annahme nahe, daß das Haus versiegelt wäre (vgl. Nr. 26, 12/13), aber da in Z. 11 von toü? iv -rij oik'ic? die Rede ist, sind doch wohl nur die Sachen, die sie in diesem Hause deponieren ließ, versiegelt worden.
7. Es scheint, daß Kollauthis einige Gegenstände auch im Hause ihrer Amme hat verwahren lassen. Lag auch dies Haus, wie es scheint, wie ihr eigenes in jenem Dorf, so dürfen wir wohl annehmen, daß Kollauthis aus diesem Dorf stammte und hier geboren war. Dadurch wird uns ihr Verhalten psychologisch verständlicher.
8/9. Diese beiden Männer, Mersis und Orsenuphis, galten wohl als Vertrauenspersonen für Kollauthis; war doch der zweite der Bruder ihrer Mutter. Vielleicht hatte sie ihnen die Bewachung ihres Hauses mitsamt den dort verwahrten Sachen anvertraut. Ich denke an tf{>uXdx'frn]<7ai', finde aber nicht die Verbindung mit dem Vorhergehenden.
9/10. Nach dem vorhergehenden vocHo-aact (Z. 3) kann nicht zweifelhaft sein, daß die TcXeuTHCTacra hier dieselbe Person ist. Die nächstliegende Ergänzung Th? 8e KoXXau-frios Te]- würde etwa um 10 Buchstaben meine sonstigen Vorschläge überragen. Ich streiche daher den Namen und schreibe nur Tfic, Se te]-, was genügen kann, da ja vorher durchweg von der Kollauthis gesprochen war.
10/11. Hinter nHTpoiroXei muß der Name der Frau gestanden haben, die den Diebstahl eingeleitet hat. Die Männer »in dem Hause der Kollauthis«, die sie sich zu Helfershelfern nimmt, können wohl nur die vorhergenannten Mersis und Orsenuphis sein, die also das in sie gesetzte Vertrauen schlecht belohnt haben. Wenn sie, wie ich oben annahm, die Bewachung der Sachen im Hause übernommen hatten, mußte sie allerdings diese zuerst für ihre Pläne zu gewinnen suchen, um an die Sachen heranzukommen.
12. Das irev-fi-og, dessen Nichtberücksichtigung Phmuhlüs der Frau vorwirft, ist die Trauer, die für eine gewisse Zeit festgesetzt war (s. zu Nr. 15, 16). Über das den Toten dargebrachte Haaropfer (jsupHcrctaa) vgl. Sommer, REVII 2108.
13. Zum Lösen der Siegel und zum Forttragen der gestohlenen Sachen hat die Frau sich noch andere Personen zur Hilfe genommen.
16. Es ist wertvoll, daß in dem Titel ypaw^oTef o-ou das ctou erhalten ist, denn danach ist dieser Hermaios der Schreiber des Apollonios. Alle Wahrscheinlichkeit spricht dafür, daß er derselbe ist, der in Giss. 10, 16, einer über Privatausgaben des Apollonios aufgestellten Abrechnung vom Jahre 118, genannt wird: Sia 'Gpnaiou Ypa(w a T£cos). Leider ist das Vorhergehende zerstört, so daß wir den Zusammenhang, in dem er genannt wird, nicht kennen. Sonst habe ich den Titel YP a 14 laTE "S T0 " crrpaTHyoG außer in dem von Oertel S.298 zitierten Oxy. I 61, 4 und Oxy. XIV 1663, 13 noch in P. bibl. univ. Giss. 20, 25 (II. Jahrh.) gefunden. Der Herausgeber P. Büttner setzt diesen Beamten S. 12 dem (laaiXiKos YpnwaTeüs gleich und beruft sich auf drei Autoren, die aber alle nur vom ßacriXiKÖs YP a W a Teus handeln. Dieser ypauuaTius ist vielmehr ein dem Strategen beigegebener Schreiber oder Sekretär 1 . In unserm Fall hat Phmulilüs sich in dieser Sache nicht sogleich an den Strategen gewendet, sondern an diesen seinen Sekretär, der dann auch eingreift, und zwar selbständig, wie es scheint, und einen Mann, wohl mit andern Polizisten, zur Klärung der Sache in das Dorf schickt. Danach nimmt dieser »Schreiber des Strategen«
1 Oertel 1. c. zitiert ihn unter dem Personal des Strategen.