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Wilcken:
Übersetzung.
---(Z. 7) er setzte mich ein als Aufseher des Deiches für seine privaten Felder
und, damit er--, zwang er mich, aus eigenen Mitteln Aufwendungen (hierfür) zu machen,
bis ich (den Damm) wieder hergestellt hätte. Und ferner, nachdem sein Schwager zum (Dorf)ältesten eingesetzt war und in den Dienst der Liturgie eingetreten war und .einen Jungstier in den Kaisertempeln geopfert hatte, hat er ihn später versetzt und hat mich als (Dorf)ältesten eingesetzt, wiewohl ich arm bin, und jener reicher. Daher bitte ich dich, den Herrn und Wohltäter, daß ich gegen ihn gehört werde, damit mir Wohltat zuteil werde. Sei glücklich! Im 3.Jahr des Imperator Caesar Traianus Hadrianus Augustus, am i3.Hathyr.
Einzelbemerkungen.
1—6. Diese ersten 6 Zeilen, die mit dem verlorenen Anfang enger zusammengehören, sind mir in der Hauptsache noch unverständlich. Zu einzelnem s. den Apparat. Vor tcö> (f}>)iXcp in 3 dürfte der Name des Freundes stehen, auf den sich wohl das cmj]toG in 7 bezieht, aber was tnrn-frei'ai hier bedeutet, weiß ich nicht. In 5 muß -ras irpoKeinevas sich auf ein Wort in dem verlorenen Anfang beziehen.
7. Ka&Krrdvcu ist ein Terminus technicus für das Einsetzen von Liturgen (vgl. 14 und 20), und zeigt, daß eine amtliche Handlung eines Beamten vorliegt. Es ist zu bemerken, daß der Schreiber nicht sagt, daß jener ihn zum x<*>naTeiniieXH-n$<; gemacht habe — das ist ein liturgisches Amt, das für die gesamten Dämme eines größeren Gebiets auferlegt wird (Oertel, Die Liturgie S. i85f.) —, sondern nur zum Inspektor eines einzelnen Dammes, der die diesem Beamten gehörigen Felder schützte. Darin liegt eine schwere Anklage, denn die Beamten durften natürlich keine Leistungen zu ihrem persönlichen Vorteil auferlegen 1 . Das KaT60THCTei/ zeigt aber, daß jener auf Grund seiner amtlichen Qualität ihm dies wie eine staatliche Liturgie auferlegt hatte. Dazu hatte er ihn noch gezwungen, aus seiner Tasche Ausgaben hierfür, offenbar für den Damm, zu machen.
13. Das vxexpi äv ävaXdßcoi ist schwer zu fassen. Nimmt man als Objekt den Damm, so könnte avaXantldvEiv im Sinne von »wiederherstellen, wiederaufrichten« gebraucht sein. Für die Lesung hinter \va in 10 weiß ich keinen Rat.
I5ff. Der Schreiber gebraucht hier den Nom. absol. statt des Gen. absolutes 2 . Seine Vorhebe für den Nominativ zeigt in geradezu kurioser Weise nach vorhergehendem outov und lue das ttcvh? cbv, irXouo-ic&TEpoc; oov IkeTvoi; in Z. 21 f.
17. Überraschend ist die Nachricht über das Jungstieropfer in den Kaisareia, das der Schwager als Liturge dargebracht hat 8 . Das entsprach gewiß einer Sitte, von der wir bisher nichts wußten. Ein Kaisareion kennen wir, abgesehen von Alexandrien, in verschiedenen Städten der x">P a (Arsinoe, Hermopolis, Elephantine). So wird auch in Heptakomia eines gewesen sein, zu dem der Schwager gegangen sein wird, da in dem betreffenden Dorf gewiß keines gewesen ist. Der Plural KccicrapeTa ist wohl nicht ernst zu nehmen. Wenn im Anschluß hieran nicht gesagt wäre ucrrepoi/ iie-rlo-THaev aurov, würde ich angenommen haben, daß dies Opfer nach Beendigung der Liturgie dargebracht würde, da das vorhergehende uirHpcTHCTas auf die Vollendung hinzuweisen scheint. Aber dann könnte der Schreiber nicht sagen, daß der Beschuldigte seinen Schwager »später versetzt«, von seinem Posten entfernt habe und ihm statt jenes diese Liturgie übertragen habe. Hatte jener die Liturgie beendet (die Amtsdauer betrug für die irpeo-jiuTepoi ths kcquh? 1 ein Jahr), so konnte er nicht später abgesetzt werden. Also wird der Aorist üirHpeTHo-as hier etwa zu fassen sein »nachdem er in den Dienst der Liturgie eingetreten war«, und das Opfer wird, wiewohl es nachsteht, eher ein Eintrittsopfer gewesen sein. Auch hier sind es persönliche Rücksichten (familiäre auf den Schwager), die zur Belastung des Antragstellers geführt haben.
24. Zu ccKouCT-&fivai irpog aurov vgl. Giss. 46, Ii das Petitum SiaKoOcai h^cqv.
1 Vgl. für die PtolemäerzeitTeb. 5,181, wo denBeamten das eXtceiv — ei? XeiToupyias i&las verboten wird.
2 Für die Ptolemäerzeit s. Beispiele bei Mayser II 1 S. 343f.
3 Nach W. Chrest. 41 opfert der Stratege mehrfach in dem KaiuapeTov von Elephantine,
4 Vgl. zu diesen oben Nr. 26.