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Wilcken:
Nr. 19. Brief eines Ungenannten an Apollonios.
P. 9 (Bibl.). — H. 21.5 cm. Br. 14 cm. — Die I.Hand (Recto, parallel der Paginabreite) ist eine große, linksgeneigte Ovalschrift. Die 3. Hand (Verso, parallel der Paginahöhe) ist
die große Kanzleischrift.
Den Hintergrund dieses von einer Kanzlei sehr sorgsam hergestellten Briefes bildet offenbar ein noch in der Schwebe befindlicher Rechtsstreit. Der ungenannte Briefschreiber hat mit einem Harpokration ausgemacht, das Erkenntnis des Apollonios abzuwarten. Der Stratege kann natürlich nur als Friedensrichter oder als Inhaber der Polizeigewalt in Betracht kommen 1 . So erklären sich die beiden freiwillig im voraus einverstanden mit seinem Entscheid.
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10 (2. H.) 'Gppcöcr&ai ae eu-
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Verso.
13 (3. H.) dJTOAACONICDl CTp^THrCDl eiTTdvK 0 ^
3 = TiuicoTcn-e. — 5 Hinter dem übergesetzten au steht eine kleine Ecke (au L ), wohl ein Zeichen, daß es mit dem unteren Tcp zu ain-cp verbunden werden soll. Ebenso in Nr. 20,12. — Verso, 13. Wiewohl vorher in der Kanzleischrift keine kleinen a und 00 eingeschoben sind (wie z. B. in Nr. 6, 8), ist am Ende hinter k in kleiner Cursive, sogar in zwei Reihen übereinander geschrieben. Das erklärt sich aus der Raumnot: der Papyrus ist hier zu Ende.
Übersetzung.
Freue dich, mein Herr Apollonios! Betreffs der Angelegenheit, in der ich dich persönlich, Geehrtester, gebeten habe, bin ich, nachdem auch durch einen glücklichen Zufall Harpokration zu Deios gekommen war, mit ihm (Harpokration) zusammengetroffen und wir haben sie bis zu deinem Entscheid vertagt, damit, was du für gerecht hältst, dies geschehe. Was dir gut erschienen ist, o Herr, wirst du mir kundtun. (2. H.) Ich wünsche dir Gesundheit, sehr geehrter Apollonios!
Einzelbemerkungen.
t. Für diese erst in der Römerzeit auftauchende Form des Präskripts, in der der Adressat mit Namen direckt angeredet wird (Xaipoi? oder XaTpt), der Name des Absenders aber überhaupt nicht genannt wird, hat schon Ziemann, De epist. gr. formulis soll. (1909)
1 S. Mitt. Grundz. 285 34.