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Wilcken:
Übersetzung.
Hierakion (wünscht) Apollonios, seinem Herrn, Freude. Die Briefe, die du geschickt hast, hat der Epiteret dem erlauchten Präfekten hinaufgegeben; bis jetzt ist 'aber noch keiner beantwortet worden, weil der Präfekt mit der Ausfahrt beschäftigt ist. Sobald nun etwas geschieht, werde ich es dir sofort melden. Denn nach so vielen Tagen (des Wartens?) hat der Epiteret den Besarion verabschiedet mit den Worten: »Laß dich nicht zurückhalten, denn es ist genug, daß Hierakion ausharrt und mir--
Einzelbemerkungen. I. Zu 'lepmdcw vgl. außer Nr. 15, 20 und 28 auch Nr. 48, 19 und 35.
3. Es bleibt unentschieden, ob Apollonios diese Briefe direkt an den Epitereten geschickt hat oder, wiewohl hinter eireu-^as kein uoi steht, an Hierakion, der sie dann dem Epitereten übergeben hätte. Letzteres ist mir wahrscheinlicher, zumal Hierakion dann auf die Antworten des Präfekten wartet, um sie dem Apollonios weiterzugeben.
4. Einen Ittithphth?, Aufseher, gibt es in den allerverschiedensten Verwaltungszweigen. Vgl. Preisigke, Fachwörter und Wörterbuch III 116. Da unser Epiteret die Briefe dem Präfekten überreichte, dürfte er unter der Beamtenschaft dieses zu suchen sein. Nun erfahren wir aus einem Straßburger Papyrus, daß der procurator Neaspoleos einen liriTHpHTH? tö>v einaToXcöv in seinem Bureau hatte, der hier die eingegangenen Akten einregistrierte (Arch. IV 123 IV18). Wenn auch der Präfekt einen solchen I-ttithphthi; tcöv Ittiot-oXcöv gehabt hat, so würde die Tätigkeit unseres Epitereten gut zu ihm passen: er empfängt die für den Präfekten bestimmten Briefe, legt sie ihm vor und händigt offenbar die Antworten den Absendern bzw. ihren Vertretern ein.
8. Die ävaycoYM möchte ich von ävdyeCT-frai, in See stechen, ableiten. Ich denke dabei an die alljährliche Ausfahrt des Präfekten zur Konventsreise, der zunächst, wie ich im Archiv IV 377 zu zeigen suchte, von Alexandrien zu Schiff nach Pelusium fuhr, und zwar in der Regel im Monat Januar (l.c.4i6ff.). Das oxoXd^eiv ist, wie uns namentlich Par.69(W.Chrest. 41) lehrte, der Terminus technicus für das Sichbeschäftigen der Beamten. Das Imperfektum ist im Sinne des Briefstils zu verstehen: er ist noch jetzt, wo Hierakion schreibt, mit der bevorstehenden Ausfahrt beschäftigt.
12 ff. Der Sinn der offenbar unfreundlichen Worte des Epitereten zum Besarion ist doch wohl der, daß er ihm sagt, er könne auch weggehen (uh kcitexou), denn ihm sei es genug, wenn Hierakion ausharre (nämlich bei dem Warten auf die Antworten des Präfekten) 1 . Was bedeutet nun tcöi ßHcrapicovi aire-ra^aTo ? Wie ich Liddell-Scott entnehme, steht <SrcroTaacre<T- ■frai tivi im Neuen Testament mehrfach in der Bedeutung »Lebewohlsagen, sich verabschieden«, und wird von dem gesagt, der abreist 2 . Liddell-Scott zitieren hierfür auch BGU III 884 II I4> aber mir scheint, daß es hier von dem Zurückbleibenden gesagt ist, der dem Abreisenden Lebewohl sagt 3 . Von hier aus erklärt sich dann, daß dies »Lebewohlsagen« auch in solchen Fällen gesagt wird, wo einer den andern los werden will, so in Oxy. II 298, 31: eirei cnroTd- ^aa-6-ai aü-rcp -&eXco, wo Grenfell-Hunt übersetzen: I wish to get rid of Hermodoros (so auch Lidd. Scott). Das ist sachlich ganz richtig, aber man kann auch hier an der Grundbedeutung festhalten: »weil ich ihm Lebewohl sagen will«, nämlich damit er weggeht. Und diese halb ironische Verwendung scheint mir auch an unserer Stelle zu passen. Im Interesse der größeren Klarheit habe ich es oben mit »verabschieden« übersetzt. Das paßt auch für Oxy. 298.
1 TTpoaKapTepeTi' ist der Terminus technicus für das Warten der Parteien vor Gericht.
2 Vgl. z.B. Act. 18, 18: c 0 Se HaüXoq — T0T5 dSeX^ow; diroTa|duevos e^eirXei t\q thv Zvp'xav. Vgl. auch Oxy. XIV 1669, 4.
3 TTpii/ oöv direX-ft)^ irpo? XaipHUOVoc, di>d((£aii/e) -irpoq ue, wa arox diroTd|ouai. Der Schreiber will dem Adressaten gern noch Lebewohl sagen, ehe dieser zum Chairemon geht.