Druckschrift 
Geschichte Bremerhavens / von Georg Bessell
Entstehung
Seite
457
Einzelbild herunterladen
 

Veränderung des Stadtbildes seit 1860

457

gemeinen Zeitung" erschien.Die kleinen Giebelhäuser, aus denen anfangs fast der ganze Ort bestand, werden nicht nur nicht mehr ge­baut, sondern sogar zum Teil wieder eingerissen, und mit bewunderns­werter Schnelligkeit erhebt sich dafür ein hohes stattliches Gebäude neben dem anderen, besonders noch Norden zu, wohin sich der Ort am meisten ausdehnt." Wenn er aber weiterhin von dem bedauer­lichenMangel an architektonischem Wert" spricht freilich ohne viel darüber zu klagen, denn die Kunst sei nun einmaleine Blume, die ebenso wenig im Kohlenrauche eines Fabrikortes als im Teer­geruch einer Hafenstadt zu gedeihen scheint", so sind wir doch heute geneigt, zu finden, daß die schmucklose Nüchternheit der da­maligen Zeit immer noch besser war und zumal in einer so neuen Hafenstadt viel stilvoller wirkt als das schäbige Protzentum, das mit dem zunehmenden Reichtum um 1890 und 1900 in Bremerhaven, wie anderwärts in Deutschland, beliebt wurde. Was wir auf den Bil­dern aus den 60 er und 70 er Jahren sehen oder an den noch stehenden Häusern aus jener Zeit, die ja vor allem zwischen Keil- und Lloyd­straße noch ziemlich zahlreich sind, das erscheint uns, die wir die Kaiserstraße kennen, durchaus nicht so unsympathisch, wie Hermann Allmers es fand.

Aber auch dieser alte Friese ist bereits etwas angekränkelt von dem modernenamerikanischen" Geist, der ihn, wie er mit ungewohnter Heftigkeit sagt, in Bremerhavenbald genug auf das widerlichste berührt". Auch er hat bereits Sinn für das Großartige der tech­nischen Anlagen am Hafen; er bewundert den großen Verkehr und das schnelle Wachstum der Stadt, und schon sieht er 1857 voraus, daß die Verbindung Bremerhavens und Lehesdurch eine einzige Häuserstraße nicht mehr ferne sein dürfte". In der Tat zeigen uns die Karten deutlich, wie nicht nur Lehe, sondern auch auf der anderen Seite Geestemünde-Geestendorf die beiden Orte waren ja ursprünglich getrennt allmählich an Bremerhaven, den Mittel­punkt, heranrücken. Auch ihre Einwohnerzahlen stiegen in dieser Zeit sehr rasch. Bremerhaven hatte zunächst das ältere Lehe und ebenso Geestendorf sehr bald, schon 1840, überholt. Damals hatten beide an 2000 Einwohner. Auch in den nächsten Jahrzehnten wuchs Bremerhaven noch rascher als Lehe. Aber wenn seine Bevölkerung 1875 das Sechsfache der Zahl von 1840, also 12 000, betrug, so hatte