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Geschichte Bremerhavens / von Georg Bessell
Entstehung
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ELFTES KAPITEL

VON DER REICHSGRÜNDUNGSZEIT BIS 1880

Wirtschaftliches und politisches Leben

In den 70er Jahren hat sich der Umfang und der Charakter der Stadt nicht wesentlich verändert. Der entscheidende Umschwung fällt in das Jahrzehnt von 1860 bis 1870. In dieser Zeit, die für ganz Deutschland eine Periode größter wirtschaftlicher und politischer Umwälzungen war, ist Bremerhaven eine moderne Stadt geworden. 1860 besaß es weder Eisenbahnverbindung noch Straßenbeleuchtung. Die Stadt hörte an der Keilstraße auf. Neben dem gemieteten Haus für die Bürgerschule und den privaten Mädchenschulen gab es ein einziges öffentliches Schulgebäude, das damals noch der Kirche ge­hörte. Eine politische Zeitung war noch nicht vorhanden. Am An­fang der 70 er Jahre dagegen war das Straßennetz bis über die Sonnen­straße vollendet. Auf den Straßen, an den Häfen und in den Häusern hatte man Gasbeleuchtung. Man zählte drei öffentliche Schulhäuser; ein viertes, die heutige Goetheschule, wurde 1872 erbaut. Mehrere Zeitungen waren erschienen und bestanden zum Teil noch. Der Norddeutsche Lloyd hatte sich mächtig ausgedehnt und mit einem Stationsgebäude am Neuen Hafen und einem eigenen Trockendock dem heutigen Lloyddock die Reihe seiner großen Anlagen in Bremerhaven begonnen. Die Häfen waren modern ausgebaut, der Neue Hafen 1870/1871 abermals erweitert und der Bau eines dritten großen Hafens jetzt Kaiserhafen I für 1872 beschlossen. Die Einwohnerzahl, die 1850 schon 4000 erreicht und 1859 au ^ 6°°° ge­stiegen war, hatte 1870 bereits 10 000 überschritten.

Immer auffälliger tritt der städtische Charakter hervor", sagt Hermann Allmers schon 1857 in seiner später in das Marschenbuch aufgenommenen Beschreibung, die zuerst in der AugsburgerAll-