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Geschichte Bremerhavens / von Georg Bessell
Entstehung
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FÜNFTES KAPITEL

DER VERTRAG MIT HANNOVER

Vorarbeiten in Bremen

In einer liebevollen und lebendigen Darstellung, die Otto Gilde­meister 1852 von der politischen und kulturgeschichtlichen Ent­wicklung seiner Vaterstadt gegeben hat, weist er, mit dem klugen und treffenden Blick, der ihm eigen war, darauf hin, welche Bedeutung für Bremen im Gegensatz zu dem schon zurWeltstadt" gewor­denen Hamburgdas Familienhafte im Zusammenleben der Stadtgenossen" noch habe. Es sei, so meint er, für ein kleines Gemein­wesen oft wichtiger als die vortrefflichste Verfassung; denn es schaffe eine öffentliche Meinung, deren Urteil zehnmal schärfer treffe als das der Presse und der Volksvertretung, weil es im täglichen Umgange vollzogen werde, und es verwandleden Ehrgeiz des Politikers in die sorgsame Strebsamkeit des Hausgenossen. Ohne dieses sittliche Ele­ment", so faßt Gildemeister seine Meinung zusammen,würde in der Tat die altbremische Verfassung die allerschlechteste gewesen sein, die sich denken läßt: diese Zutat macht sie zu einer relativ guten".

Auch in dem engen Kreise der eigentlichen Regierenden läßt sich in Bremen dieser familienhafte Zusammenhang im besten Sinne be­obachten, und die Ausführung des Beschlusses, der am I. Juni 1825 im Senate gefaßt worden war und der zur Gründung von Bremer­haven führte, ist ein besonders deutliches Beispiel dafür. Beinahe anderthalb Jahre lang ist das große Werk nur von einer ganz kleinen Anzahl führender Männer betrieben und von ihnen allein fast bis zur Vollendung gebracht worden, und das unumschränkte Vertrauen, durch das sie untereinander ebenso verbunden waren, wie es ihnen von außen her, von ihren Auftraggebern dem Senate entgegen-