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(2.3.1945) 52
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Parteiamtliche Tageszeitung

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der Nationalsozialisten Bremens

AmBiches VerkOndungsblaä des Beichsslatthalten in Oldenburg und Bremen

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Nummer 52 15. Jahrgang

Freitag. 2. März 1945

Einzelpreis 15 Rpf.

Geheimabkommen in Jalta

Drahtberlcht unserer .Berliner Scbrlftleltuug bm. Berlin, 1. März. Roosevelt- sah sich am Donnerstag im USA-Kongreß vor die gleiche Aufgabe gestellt, die Churchill zwei Tage zu­vor im englischen Unterhaus zu lösen trach­tete: Er versuchte, durch eine Rede die poli­tische Rolle zu rechtfertigen, die die Vertre­ter der Westmächte bei den Verhandlungen mit Stalin auf der Krim gespielt haben. Die ersten vom Weißen Haus übermittelten Aus­züge der' Roosevelt-Rede unterstreichen die Anstrengungen des Präsidenten, den Kongreß ' zur Übernahme von Verpflichtungen zu über­reden, zu denen Roosevelt sich bei den Be­sprechungen in Jalta bereitfand. Dieses Un­terfangen war für Roosevelt um so schwieri­ger, als er kurz nach seiner Rückkehr aus der Krim den Vertretern der größten Nach­richtenorgane in den USA erklären mußte, daß er in Jalta Geheimabkommen unterzeichnet habe, die sowohl die Zukunft Osteuropas, als auch die Behandlung Deutschlands im Palle des Erlahmens seiner Abwehrkräfte im Kampfe mit deni vom Osten und Westen gemeinsam anstürmenden Feind betreffen. Von dem Kongreß wird also gefor­dert; Abmachungen des Präsidenten zu billi­gen, deren ganze Tragweite den Abgeordneten mir angedeutet werden kann.

Die schwierigste Aufgabe lag für Roosevelt jedoch darin, die Stimmungskrise zu über­winden, die sich in weiten Teilen der USA ingesichts der Hungerkatastrophe und dem _ »litischen Chaos in' den von den anglo- anerrf !jmerikanischen Truppen besetzten Teilen Eu­ropas bemerkbar macht. Seit der Wiederwahl Roosevelts zum Präsidenten haben sich in XISA Bestrebungen herausgebildet, die nicht zuletzt ihre Ursache in den Verlustzahlen der ÜSA-Truppen in Europa finden und die Frage aktuell werden ließen, ob das Interesse Ameri­kas an einem unter dem Vorzeichen der Sowjetunion stehenden Europa stark genug sei, um die Blutopfer auf den Schlachtfeldern äJiropas zu rechtfertigen. Roosevelt polemi­siert gegen diese Stimmen in der üblichen Manier, indem er eine angebliche Bedrohung des amerikanischen Kontinents konstruierte, eben jenen Vorwand, der dazu dienen mußte, das amerikanische Volk in den Iprieg hineiri- zofreiben.

Die ersten Stimmen der New Yorker Blät­ter der Roosevelt-Botschäft lassen erregte Debatten über die Erklärungen des Präsiden­ten im Kongreß erwarten. Der New Yorker Korrespondent derDaily News weist da­rauf hin, daß die Leute in Washington und den übrigen USA-Staaten, die aus dem Wahlr trgebnis vom 7. Nov. v. J. einen gewaltigen Sieg der Anhänger des New Deal und eine löllige Niederlage der Isolationisten heraus- telesen hatten, jetzt allmählich merkten, wie .'ehr sie sich getäuscht hätten. Um die po­ttische Bedeutung des Versuches Roosevelts a erkennen, den Kongreß an seine Ab­machungen von Jalta zu binden, dürfe man sicht vergessen, daß der Kongreß alle zwei äahre wechsele. Selbst wenn es also dem käsidenten gelingen sollte, den gegenwärti- sa Kongreß zur Übernahme von Verpflich­ten zu überreden, so könne der Kongreß ri 1946 wieder alles annullieren. Der Kor- sspondent kleidet diese /Feststellung in eine Warnung an die Engländer, Franzosen und Sowjets, Indem er sie an den 8. Januar 1918 erinnert, als Wilson damals, seine 14 Punkte proklamierte, wurden sie mit viel mehr Be­geisterung angenommen als heute die Vor­schläge Roosevelts. Es sei deshalb nicht aus- Seschlossen, daß sich- in einer Wiederholung äer Vorgänge nach dem ersten Weltkrieg die CSA aüoh diesmal von einem gewissen Zeit­punkt ab an Europa desinteressiert zeigen könnten, so daß England dann allein vor der Aufgabe stehe, sich mit den Sowjets über Europa auseinanderzusetzen.

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Ein Beispiel für alle

Kolberg-Stimmung in der Festung Königsberg

K nlgsberg, 1. März. Aus der Festung Königsberg meldet der Kriegsberichter Ober­leutnant Hey sing;

Niemand denkt an Weichwerden. Es herrscht Kolberg-Stimmung. In dem befreiten Gebiet in Samiand haben die Sowjets unvor­stellbare Greuel verübt. Die Grenadiere gehen an den Leichen der geschändeten und ge­marterten Frauen vorbei und ziehen dann in den Kampf. Jetzt gibt es* kein Erbarmen mehr. Es gibt bei allen nur einen Gedanken: Blutige Rache.

Den Geist der Soldaten und der Bevölk^ rung von Königsberg gibt ein Aufruf des Kreisleiters Wagner wieder, in dem es heißt:

So, wie die Verteidigung der Festung Kö­nigsberg sich gefestigt hat, haben sich die Verluste der Sowjets und die Schwierigkeiten in Ihrem Nachschub erhöht. Mit jedem Tag kommen wir der Stunde näher, in der unsere Armeen antreten und die bolschewistischen Horden aus Deutschland herausgefegt werden. Bis dahin wollen wir alles tuh, um immer besser ausgebildet, standhafter und härter zu werden. Nützt daher jede freie Stunde zur Waffenarisbildung und Pflege der Waffen! Die Waffe ist euer Leben! Sie beherrschen Ist

euer Sieg! Wer seine Waffe oder Panzerfaust im Stiche läßt und vor dem Feinde aus der Hand legt, Ist ein Verräter und muß sterben. Nützt jede Minute zum Ausbau und Ver­bessern der Stellungen! Jeder Spatenstich tiefer in die Erde kann euch das Leben retten. Grabt euch stets sofort ein und- krallt euch an jedes Stück Heimaterde. Schweiß spart' Blut!

Kämpft wie Indianer und schlagt euch wie Löwen! Seid listig! Schießt bis zur letzten Patrone und kämpft bis zum. letzten Kolben­schlag! Jedes Mittel, (mit dem ihr die Stel­lung haltet und die Bolschewisten vernichtet, ist recht und heilig. Zurückgegangen wird nicht! Wft nicht kämpfen will und abhaut; wird umgelegt! Schlagt jeden Feigling, Klug­scheißer und Pessimisten! Wenn ein Führer oder Unterführer schwach wird, dann reißt der Tapferste die Führung an sich. Weder Alter noch Dienststellung, sondern Mut und Entschlossenheit sind dabei allein ausschlag­gebend.

Die bolschewistische Infanterie ist' Aus­schuß und zusammengerafftes Pack. Wenn sie Feuer in die Schnauze bekommt, ist die Sache schon halb gewonnen. Weicht nicht

vor den Panzern! Vernichtet sie mit Panzer­faust oder laßt euch überrollen. Nachfol­gende Infanterie schlagt dann zusammen!

Anständig schlagen, hart zupacken nnd tapfer sein! Das ist Männerart! Der Führer sagt:Das letzte Bataillon auf dem Schlacht­feld wird ein deutsches sein. Wir wollen die Kraft und den Stolz besitzen, uns zu diesem Bataillon zählen zu dürfen. So appelliere ich an eure Leidenschaft. Männer! Soldaten! In unserer Hand ist das Schicksal unserer Müt­ter, Frauen und Kinder gegeben, das Schick­sal unserer Stadt und die Freiheit unserer ost- preußischen Heimat! Volkssturmmänner! Uns geht die Sonne nicht unter. Heil unserem Führer!

In dem Geist, der aus diesen männlichen Werten spricht, kämpft die Besatzung der Festung Königsberg, General und Grenadier, Politischer Leiter und Volkssturmmann. An dieser Festung der Waffen und Herzen zer­schellen die immer erneut vorgetragenen bolschewistischen Angriffe. Mit der gleichen Härte und Entschlossenheit muß und wird es gelingen, die deutsche Heimaterde vom bolschewistischen Gesindel reinzufegen.

Anglo-Amerikaner haben alle ihre Karten ausgespielt

Drahtbericht unserer Berliner Schriftleitung bm. Berlin, 1. März. Die amerikanische Großoffensive gegen die Westfront hat ihren Höhepunkt erreicht. Nach den Feststellungen des deutschen Oberkommandos haben die Anglo-Amerikaner nun alle verfügbaren Kräfte sowie insbesondere ihre starken Panzerverbände eingesetzt,. um mit dieser ge­waltigen Massierung von' Truppen und Ma­terial den Durchbruch zum Rhein zu er­zwingen. Diesem amerikanischen Einsatz ent­spricht jedoch eine gesteigerte Kraftanstren­gung der deutschen Abwehr, die sich hervor­ragend schlägt und sich dabei nicht auf die passive Verteidigung ajlein beschränkt, son­dern in den Brennpunkten der Schlacht und überall dort, wo der gegnerische Angriff sich stärker zu entfalten sucht, zu entschlossenen örtlichen Gegenaktionen schritt.

In der jüngsten Entwicklung hat sich die Kampffront nach Süden weiter bis in den Raum südöstlich von Düren ausgedehnt und umfaßt nunmehr den gesamten Abschnitt von München-Gladbach bis zu der kleinen Stadt Zülpich, die etwa auf der Höhe'von Bonn liegt. An dieser Front tpben die Kämpfe auf einer Linie, die etwa 12 km westlich und 3 km südwestlich von München-Gladbach, 5 km südlich von Rheydt, 3 km westlich von Gre­venbroich und in ihrem südlichen Anschluß etwa 9 km westlich von Zülpich verläuft. Das Mittelstück der Kampffront wird durch die Erft und den Abschnitt zwischen Greven­broich und Kerpen gebildet, den die Ameri­kaner an zahlreichen Stellen erreichen konn­ten. Dieser befestigte Abschnitt, der. Insbe­sondere den Raum von Köln abschirmt, wird von der deutschen Abwehr mit äußerster Hartnäckigkeit verteidigt. Alle Versuche der Amerikaner, den Lauf der Erft in beweg­lichen Angriffen zu überwinden, scheiterten unter schweren Verlusten. Wo amerikanische Spitzen auf dem Ostufer des kleinen Flusses Fuß fassen konnten, wurden sie in Gegen­angriffen wieder geworfen.

Die Schlacht tobt mit außerordentlicher [ Härte. Der Materialeinsatz des Gegners hat einen selbst für die Westfront beispiellosen Umfang, erreicht. Das gilt nicht zuletzt auch für den Luftwaffeneinsatz in der Frontzone und dem unmittelbar anschließenden rück­wärtigen Gebiet, der zwar für die deutschen Truppen eine außerordentliche Belastung bil­det, da Bewegungen nur nachts vorgenommen | werden könpen, aber ihre erfolgreiche Ver­teidigung nicht zu beeinträchtigen vermochte. I Das entscheidende Charakteristikum des deutschen Abwehrerfolges liegt in der Tat­sache, daß den Amerikanern trotz der be­trächtlichen Kräftemassierung in den dich­testen Schwerpunktendes Angriffes jeder | Durchbruchserfolg bisher versagt blieb.

Die amerikanischen Angriffsoperationen ln der Eifel mit dem Zentrum Bitburg und in |;dem größeren Brückenkopf an der unteren Saar mit dem Zentrum Cerf äußern sich immer mehr als eine kombinierte Aktion, deren Ziel eine Umfassung der stark befestig­ten deutschen Position um Trier vom Norden und Süden Ist. Die Amerikaner sind bestrebt, aus dem Raum von Bitburg in östlicher und südöstlicher Richtung vorzustoßen, während sie aus dem Saar-Brückenkopf heraus nach

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Eden gesteht Englands Schuld am Kriegsausbruch

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Drahtbericht unserer Berliner Schriftleitung 8- Berlin, 1. März.Großbritannien darf Polen nicht im Stich lassen"Handlungs­weise, deren man sich schämen muß"Die Jalta-Beschlüsse und die Atlantik-Charta in Einklang zu bringen, ist eine Täuschung Es ist nicht gelungen, den europäischen 1 Na-, tonen das Recht freier Regierungsgewalt zu sichern Wenigstens die Deportationen aus Polen müßten eingestellt werden . . . Das sind einige Stichproben aus der Unterhaus- ®batte zu den Polenbeschlüssen von Jalta.

beweisen, daß ein ziemlich großer Teil vc* Unterhaus-Abgeordneten erkannte, was in gespielt wurde' und daß Churchill eine Niederlage Englands mit nach Hause ge­macht hat. Das Unterhaus lachte, als einer 'eser opponierenden Abgeordneten von der Negierung verlangte, den Sowjets klar zu sehen, daß eine Befriedung Europas ln em eigenen Interesse ..liege,

Außenminister Eden aber hielt sich nicht A di ese Heiterkeit den (Ausdruck der ..taterkeantais vom Niedergang des britl- ® m Pires, sondern behauptete in Rede, daß allein die Tatsache einer ?*hen Debatte im Unterhaus ein Zeichen A^fhe Englands sei. Eine eigentümliche Qüwk der britischen Stellungnahme war _ haupt das Kennzeichen der Rede Edens rstelltc fest, der polnische Staat, wie er vor Dip « iege l3estand . litt an zwei Schwächen , e Wareri die sehr beträchtlichen Min- w ~Atf«. die Immer wieder Klagen vorzu- fla -' en ühd die andere der polnische s-t -! Eine Dauerlösung konnte niemals dj.. A n ''0'den, weil es, solange der Korri- scnrd, >«:*.> T.r.-une gab.

0 eut slniJ gerade die Gesichtspunkte, die c «land gegen das Polen vorbrachte, wie

es vor dem Kriege bestand. Damals war Eden unter jenen, die für den Kriegseintritt Englands zur Verteidigung des polnischen Staates eintraten. Heute gibt er zu, daß er schon damals die Unmöglichkeit der polni­schen politischen Zustände <.kannt hat, daß er also für den Kriegseintritt plädierte, ob­gleich er die Unmöglichkeit der Existenz des damaligen Polens kannte. Damit gibt Eden gleichzeitig Englands Schuld am Kriegsaus­bruch offen zu.

Es gibt nur zwei Wege, entweder müßte man Polen den Zugang zum Meere entziehen, oder Ostpreußen müßte aufhören, deutsch zu sein: von diesen beiden Möglichkeiten empfehle ich dem Hause ohne Zögern die zweite", sagte Eden weiter. War das schon damals Edens Auffassung? Dann Ist es klar, welche aggressiven Absichten der heutige bri­tische Außenminister rund die ihm nahe­stehenden Kreise 1939 gegen den Bestand des Reiches verfolgten, und zwar gegen jenen Reichsbestand,- der aus dem Versailler Ver­trag hervorgegangen war.

Normale Mehrheit

Drahtberlcht unseres Vertreter»

sch. Lissabon, 1. März. Der Abschluß der Unterhausdebatte über die außenpolitische Lage hat zwar mit einer normalen Mehrheit für die Regierung geendet, wie es auch nicht anders zu erwarten war, trotzdem hat die Aussprache sehr gemischte Gefühle hinter­lassen. Weder die Ausführungen Churchills und noch weniger die Edens haben befriedigt. Trotzdem können es sich nur wenige und sähr imabhängige Abgeordnete dieses über­alterten Parlaments leisten, wirklich offen gegen die Regierung zu stimmen", heißt es ln einem neutralen Bericht.

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Norden vorzudrmgen versuchen mit der Ab­sicht, diese beiden Angriffsgruppen östlich von Trier im Moseltal zu vereinigen. Den Amerikanern gelang jedbeh während', der letzten Kämpfe nur geringer Raumgewinn südlich von Bitburg und im Raum von Cerf.

Die Schlacht im.O s t e n bewegt sich weiter­hin in der Zwischenphase, in der die Sowjets die Vorbedingungen für eine Entwicklung der Offensive in westlicher Richtung schaffen wollen. Augenblicklich scheint ihr Haupt­augenmerk darauf gerichtet zu sein, die deut­schen Kernstellungen in Ostpreußen aufzu­spalten. Nicht weniger als sechs sowjetische Armeen haben den deutschen Verteidiguhgs- raum mit Unterstützung starker Panzerver­bände und Luftstreitkräfte konzentrisch an­gegriffen, ohne nennenswerte Erfolge erzielen zu können. Die sehr schweren Kämpfe en­deten mit einem vollen deutschen Abwehr- ej-folg. An der pommerschen Front hat sich zwischen Arnswalde und Kalies ein neuer sowjetischer Angriffsschwerpunkt herausge­bildet. Starke Kräfte traten an dieser Front zum Angriff nach Norden an, konnten jedoch nur geringfügige örtliche Einbrüche erzielen, diel das Gesamtbild der Lage in diesem Ab­schnitt nicht zu ändern vermochten. In dem sowjetischen Einbruchsraum zwischen Neu­stettin und Rummelsburg mit der nördlichen Spitze bei Pollnow ist in der Art eine gewisse Konsolidierung der Lage zu beobachten, daß die beiden Flankenriegel ihre Festigkeit be­wahrten und dadurch die Bewegungsfreiheit der Sowjets auch in der Tiefe des Einbruchs- raümes beschränkt blieb. Die eingeleiteten deutschen Gegenmaßnahmen lassen nach Ansicht Berliner militärischer Kreise eine weitgehende Einengung des sowjetischen Einbruchs erwarten.

An der schlesischen Front bemühen sieb die Sowjets weiterhin, ihren Einbruchsraum nach Süden und Westen auszuweiten. An der Neisse-Front, die dert schlesischen Kampf­raum nach Westen abgrenzt, verstärkten sie ihren Druck auf Guben, dessen Stadtrand vom Gegner erreicht wurde. Die bei Lauban und im Zobten-Abschnitt nach Süden vorge tragenen Angriffe des Gegners führten zu heftigen Kämpfen, die eindeutige Abwehren folge der in diesem Raum eingesetzten deut­schen Verteidigung brachten. An der rnitt; leren Oder-Front zwischen den Kampfräumen Scnlesien und Pommern hält die örtlic Kampftätigkeit an, die nach wie vor als die Ruhe vor dem Sturm gewertet wird.

Und die Arbeiter?

Von Martin Schwaebe, M.d.R.

Zu den bemerkenswertesten Meldungen aus dem Osten gehören die Berichte deutscher Korrespondenten ln Ungarn, wonach die in das Land eindringenden Bolschewisten auch die ungarischen Kommunisten nicht schon­ten, als sie den Schrecken durch Städte und Dörfer trugen. Die deutschen Journalisten, die in den von unseren Truppen* wieder­eroberten Gebieten mit Kommunisten sprachen, die seit Bela Ktfuns Zeiten An­hänger der Lehre Lenins gewesen waren und für ihre Auffassung im Gefängnis gesessen hatten, erzählen von politischen Bekehrun­gen Innerhalb von vierzehn Tagen. Es ist eine amüsante Szene, wie beispielsweise der oberste Kommunist eines Dorfes in Beglei­tung seiner Tochter und mit einer röten Fahne bewehrt, den einmarschierenden Sowjets auf der Landstraße entgegengeht. Seine Begrüßung wird unter Gelächter zur Kenntnis genommen, seine Tochter über die Fahrzeuge weitergereicht, und er selbst, der wütend protestiert, findet sich schließlich blutend und seines besten Anzugs, den er für den feierlichen Willkomm aus dem Schrank genommen hat, beraubt, im Chausseegraben wieder. Erst nach Tagen kehrte die Tochter, von einem Dutzend die­ser Burschen mißbraucht, zu ihrem Vater zurück.

Nicht überall waren die Beispiele so drastisch wie in diesem Fall. Übereinstim­mend aber sind-die Berichte in dem Punkt, daß die Sowjets die politische Überzeugung der Bevölkerung höchst gleichgültig ließ und daß sie allein nach der Sprache Freund oder Feind unterschieden. Wer ungarisch sprach, wurde erschossen, geprügelt, gefoltert, be­raubt und, soweit es sich um junge Mädchen und Frauen handelt», geschäno 't. Die Un­garn, die sich so lange weigerten, eine dem Krieg mit Ernst ins Auge blickende Nation zu, sein, erlebten plötzlich, daß man seiner völkischen Zugehörigkeit nicht mit einem bloßen Gesinnungswechsel entlaufen kann. Diese Meldungen aus Ungarn stoßen auf eine interessante Frage. Nämlich: was würden die Genössen Stalins in den mittal- und, west­europäischen Ländern wohl insgesamt für Augen machen, wenn sich ihr politischer Wunschtraum erfüllen würde? Wir denken dabei nicht nur an die Salonbolschewisten schwedischer, schweizerischer und vor allem auch englischer und französischer Prägung, die ihrem Herrgott auf den Knien bitten würden, er möge ihnen die Nazis wieder­geben, sondern vor allem an jene Gruppen der europäischen, Arbeiterschaft, die sich durch die kommunistischen Versprechungen verlocken ließen. Was die ersteren angeht, so haben Stalin und der sowjetische Partei­apparat zu vielen Malen ihre grenzenlose Verachtung gegenüber jener dekadenten Bourgoisie zum Ausdruck gebracht, die. glaubt, ihrem Klassenschicksal durch prole­tarische Wortspiele entrinnen zu können. Was auf dem Gebiet zu tun ist, tun die Ju­den allein. Und alle die Belobhudeler sowje­tischerKultur in den wie Pilze nach dem Regen, schießenden linksradikalen Literatur- kränzcheij, Ausspracheklubs, Filmkränzchen und zwischenstaatlichen Gesellschaften in den westlichen Demokratien würden sich wundern, wozu sie den Sowjets gerade gut genug wären, wenn ihre platonische Liebe einmal zu einer unauflöslichen Verbindung würde.

Der nach Moskau schielende europäische Teil der Arbeiterschaft ab.er söllte sich die Erfahrung zunutze machen, welche die deut­schen Kommunisten schon vor Jahren mit ihren Herren und Meistern in Moskau mach­ten. Wenn die deutsche k(#mmunistische Par­tei von einer inneren Krise in die andere fiel und damit eines guten Teils ihrer Schlag­kraft beraubt wurde, so darum, well der noch nicht verlumpte Teil ihrer Führer und Unter­führer immer wieder gegen die imperialisti­sche Politik Moskaus ' opponierte. Wieviele deutsche Arbeiter, die einmal glaubten, als Kommunisten etwas zur Befreiung ihres Standes erwirken zu können, haben lange vor 1933 erkennen müssen, daß sie dem Kreml immer nur Mittel zum Zweck waren. Stalin,

Rumänien zeigt bolschewistische Praxis

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Drahtberlcht unserer Berliner Scbrlftleltung g. Berlin, 1. März.Rumänischer Minister­präsident Radescu zurückgetreten Sowje­tischer Außenkommissar Wyschinski zur Audienz bei Seiner Majestät König Michael". Das sind die. neuesten . Sturmzeichen aus Bukarest.Alle Völker haben das Recht, ihre eigene Regierungsform zu wählen" das ist die Klausel 8f der Atlantik-Charta, das ist ein Punkt in den Jalta-Beschlüssen. In dieser Formel sah ein großer Teil der Welt das Ende für eine Politik der Inter­essensphären. Besonders jene Staaten, die Im Laufe des letzten Jahres die Fronten wechselten, bauten auf jenes Selbstbestim­mungsrecht der Völker. Wie* aber sieht die Wirklichkeit aus? Wie verhält sich der Bundesgenosse Sowjetrußland im Rahmen eines solchen Neuaufbaues der Welt? Der erste Fall: Rumänien. Selbst feindliche

Pressestimmen sprechen von den Ereignissen in Bukarest als voneiner Probe für die Gültigkeit der Entscheidungen von Jalta" Die Lage: Moskau ergreift gegen den Ex­generäl Radesau und seine Mitarbeiter Stel­lung und fordert Rücktritt und Verhaftung, nachdem es diese Forderungen durch sorg­fältig organisierte sogenannte Volksdemon­strationen in Bukarest und Schießereien vor­bereitet hatte. Es schickt seinen in solchen

Angelegenheiten bewanderten Agitator Wy­schinski nach Bukarest und erzwingt damit den schließlichen Rücktritt Radescus/Mos­kau hat wieder einmal Politik gemacht, wäh­rend der Marionettenkönig von Rumänien, Michael, Audienz gab, Empfänge veran­staltete und Beratungen abhielt.

Das Echo in den Ländern der Schuldigen: DieNew York Times mahnen:Es ist

nicht angängig, daß einer der Partner mit Gewalt in einem anderen Staat eine andere Lösung erzwingt als die vereinbarte. Es ist die Aufgabe der t Großmächte, Rumänien ihre Hilfe zu bringen, damit es eine freie Wahl durchführen kann. Der Lubliner Sender da­gegen begnügt sich mit einer frisch-fröh­lichen Feststellung über seine Freude an der Pressefreiheit:Wir sehen aus den Zeitungs­stimmen über Rumänien, daß die freie Presse sich unabhängig mit. allen Problemen be­schäftigt und sie lobt und tadelt. Ganz anders klingt der Ton in Moskau:Die Ver­hältnisse ln Rumänien werden jetzt : asch geordnet, und sie werden mit harter Hand geordnet werden", schreibt diePrawda Das ist die Wirklichkeit, das ist die sowjetische Politik der Interessensphären, die nicht durch Klausel 8 der Atlantik- Charta und durch die Jalta-Konferenz be­endet werden kann.