Bremer Zeitung
Nr. 280 Jahrgang M
Mittwoch, den 10. Oktober 1934
er Kampf gegen Hunger und Kälte
Der Führer eröffnet das Mnterhilföwerf 1934/35
Die Eröffnungskundgebung
Berlin, 9. Oktober
In dem überfüllten Reichstagssitzungssaal der Krolloper eröffnete Dienstagmittag der Führer das gewaltige soziale Hilsswerk des deutschen Volkes, den Kampf gegen Hunger und Kälte im Winter 1Ü31/3S.
Im Vorjahre hatte noch der große Saal des Propagaiidaministeriums für die Arbeit des Reichsbeirates für das Winterhilfswerk ausgereicht. Diesmal aber waren nicht nur die Vertreter der Reichs- und Staatsregierung, der Behörden, der Parteigliederungen und der großen Wirtschaftsgruppen, nicht nur die Träger dieses Zweiges der NS.-Volkswohlfahrt, die Kreis- und Amtswalter, die Abordnungen des Eineinhalb- Millionenheeres der Sammler und Sammlerinnen erschienen, sondern auch die Betreuten, die Arbeitslosen, die Kleinrentner, die Alten und Arbeitsunfähigen und endlich auch die Vertreter der Arbeitnehmerkreise, die durch Lohn-und Gehaltsabzug an der Förderung des Winterhilfswerkes besonders beteiligt waren. An der ganzen Auf- fahrtsstratze standen die Menschen in dichten Gliedern hinter den Absperrketten der SS. Der Haupteingang der Kroll-Oper war schlicht mit Tannengrün geschmückt. Auch der Eingang in das Innere war von hohen grünen Bändern flankiert.
Rechts vom Portal hat ein Ehrensturm der Leibstandarte Aufstellung genommen und selbstverständlich fehlten auch die Tonfilmoperateure und Photographen nicht. Die Mitglieder der Reichsregierung und die bekannten Persönlichkeiten der Bewegung wurden bei ihrem Eintreffen mit stürmischen Heilrufen begrüßt. Der Sitzungssaal war völlig schmucklos geblieben. Die Stirnwand trug ein gewaltiges Hoheitsabzeichen schwarz auf grau mit den Worten „Winterhilfswerk 1931/1985" und über dem Bühnenvorbau zeigte ein Spruchband die Zielsetzung des Winterhilfswerkes „Wir schaffen die nationale Solidarität". Gewaltige Scheinwerfer überstrahlten die Lichtfluten des großen Kronleuchters. Lang« vor Beginn waren Parkett und Ränge und auch die Regierungsplätze schon dicht besetzt.
Auf der linken Seite der Estrade hatten die Reichsminister und Staatssekretäre, auf der rechten die Führer der Parteigliederungen, der SA. und SS., der Arbeitsfront, der NK.-Dolks- wohlfahrt, der Reichsjugendführung und andere mehr Platz genommen.
Heilrufe kündeten von draußen die Ankunft des Führers, den die Tagung mit erhobener Rechten grüßte, als er in Begleitung Dr. Goebbels den Saal betrat. Staatssekretär Dr. Funk eröffnete die Arbeitstagung des Reichsbeirates für das Winterhilfswerk.
Er führte u. a. aus:
Das Reichsministerium für Volksausklärung und Propaganda wurde auch in diesem Jahre mit der Durchführung des gewaltigen nationalen Hilfs- werkes für den bevorstehenden Winter betraut. Eins wahrhaft große und eine wahrhaft soziale Ausigabs, die uns zur Herzenssache und zur nationalen Pflicht geworden ist.
Mit dem heutigen Tage sind die Vorbereitungen für den umfassenden Kampf zur Ueberwindung der Wintersnot soweit abgeschlossen, daß zugleich mit dieser Kundgebung hier in allen deutschen Gauen die Arbeit des Winterhilfswerkes schlagartig einsetzt. Der große Erfolg des letzten Winterhilfswerkes wird uns ein Ansporn sein, noch mehr zu tun, damit auch in diesem Winter kein deutscher Volksgenosse zu hungern und zu frieren braucht. Wir werden auch in diesem Jahre alle unsere Kräfte freudig dafür einsetzen, daß diese Aktion im Geiste und Sinn der neugeschaffenen deutschen Volksgemeinschaft durchgeführt wird, als sichtbares Zeichen und lebendiges Beispiel der wieder- erwachten deutschen Willens- und Schaffenskräfte.
Die Rede Dr. Goebbels
Dr. Funkn gab dann Reichsminister Dr. Goebbels das Wort:
Mit dem heutigen Tage eröffnet die Reichsregierung das Winterhilfswerk 1931/35. Mit Recht ist das Winterhilfswerk 1933/34 die größte soziale Tat des Nationalsozialismus genannt worden. Im ersten Jahre ihrer Machtergreifung hat die nationalsozialistische Bewegung damit einen sichtbaren Beweis ihrer sozialistischen Gesinnung vor aller Welt abgelegt, der über Theorien und fruchtlose Debatten hinweg zur rettenden Tat führte. Fast 17 Millionen Menschen haben in den grauen und kalten Monaten des vergangenen Winters die segensreichen Auswirkungen dieses Werkes sozialer Hilfsbereitschaft am eigenen Leibe mit Dankbarkeit zu verspüren bekommen. Die ganze Nation hat es zu ihrer Sache gemacht, und sich mit einer Leidenschaft und einem Idealismus ohnegleichen hingegeben. Das Wort, das der Führer bei Eröffnung des vorjährigen Winterhilfswerkes prägte, ist damit wahrgemacht worden: Wir haben an die Stelle einer internationalen Verbrüderungsillusion den im praktischen Leben - und Handeln erhärteten Begriff der „nationalen Solidarität" gesetzt.
Eine einheitliche und straffe Organisation aller am Winterhilfswerk 1983/31 beteiligten Verbände und Vereine war erste Voraussetzung des errungenen großen Erfolges. Nur wenn die verschiedenen Körperschaften sozialer Fürsorge in Deutschland unter .einem Kommando marschierten und einem lenkenden Willen gehorchten, war die Durchschlagskraft des großen Planes gesichert. Wir haben in den Dienst des vergangenen Winterhilfswerkes die modernsten Mittel sozialer Propaganda gestellt. Denn es sollt« nicht eine Angelegenheit sozialer Mildtätig- keit oder gesellschaftlich-gebundener Barmherzigkeit, es mußt« Sache des ganzen Volkes sein, das sich in einer edlen Tat wahrer und wirk- lichkeitsgewordener Volksgemeinschaft zusammenfand. 3" Millionen Deutsche haben in ihm den erste!? und leuchtendsten Beweis wahrer nationaler : oii .riliitegesinnung niedergelegt.
r Erfolg, der dabei gezeitigt werde» konnte, vier .af die kühnsten Erwartungen. Er wird am besten und beweiskräftigsten durch Zahlen belegt: 31 Gaue, 1999 Kreise und über 29 Wll Ortsgruppen und Stützpunkte der nationalsozialistischen Volkswohlfahrt bildeten die Grundpfeiler der Winterhilfswerkorganisationen. Zur Bewältigung
der praktischen Arbeiten stellten sich 1,5 Million freiwilliger Mitarbeiter und Helfer zur Verfügung. Die Zahl der unterstützten Hilfsbedürftigen einschließlich der Familienangehörigen betrug im Winterhilfswerk 1933/31 19 817 981 Menschen, das sind rund 253 Unterstützte aus einen Tausendsatz der Bevölkerung.
Folgende Zahlen mögen die einzigartigen Leistungen des vergangenen Winterhilfswerkes bezeugen: Das Eesamtauskommen an Geld und Sachwerten betrug 358 138 919,71 RM. Davon allein an Geldspenden 181272 397,57 RM. Der Eesamtgebrauchswert der an die Hilfsbedürftigen verteilte» Sachspenden betrug 318 586 228 RM. Die Gesamtunkosten im Winterhilfswerk beliefen sich dagegen nur auf 3111129,71 RM.. das ist also 9,95 Prozent seiner Gesamtleistung- Ein Barbestand in Höhe von 8 135 881,97 RM. wurde als Vortrag für das Winterhilfswerk 1931/35 übernommen.
Die wichtigste Aufgabe des Winterhilfswerkes bestand in der Sicherstelluug der Ernährungs- und Wärmehilfe: Der Gesamtgebrauchswert der verteilten Lebensmittel betrug 126 111649 RM. Der Gesamtgebrauchswert der verteilten Brennmaterialien betrug 81107 511 RM.
Der Eesamtgebrauchswert der verteilten Kleidungsstücke betrug 78 175 813 RM., davon allein für 4 391975 RM. Strick- und Wollwaren.
der Opferwille d
und die Verbundenheit zwischen Führer und Volk. Sie erst haben die Ueberwindung der Not möglich gemacht und ein soziales Hilfswerk werden lassen, das die Bewunderung der ganzen Welt verdient und auch gefunden hat. Alle Leistungen waren Ergebnisse freiwilliger Opferbereitschaft. Das deutsche Volk gehorchte dabei nicht dem Zwang des Gesetzes, sondern dem Zwange eines sozialen Gewissens.
Das Winterhilfswerk 1931/35, das wir heute eröffnen, soll in seinen Grundsätzen von demselben Gedanken getragen sein, wie das vergangene.
Es ist für mich eine besondere Ehre und Freude, vom Führer wiederum mit der Einleitung und Verwirklichung dieses großen sozialen Werkes betraut worden zu sein. Ich brauche dabei nicht besonders zu betonen, daß ich es für meine besondere Pflicht halte, meine ganze Kraft und Arbeit in den Dienst dieser Aufgabe zu stellen und nichts unversucht zu lassen, um mit Hilfe des ganzen Volkes den Erfolg des vergangenen Jahres noch zu übertreffen. Ebenso klar aber bin ich mir darüber, daß das Werk nur gelingen kann, wenn jeder im Volks mithilft. Die Organisation allein vermag kein Wunder zu schaffen. Das Wunder, es inag noch so unmöglich erscheinen, liegt im Idealismus und in der leidenschaftlichen Hingabe der ganzen Nation begründet. Mit ihrer Hilfe wollen wir aufrecht uird stolzen Sinnes der Not entgegentreten in der lleberzeugung, daß es uns gelingen wird, sie niederzuzwingen, wenn wir entschlossen sind, uns nicht von ihr niederzwingen zu lassen.
Wenn das erste Winterhilfswerk in Anbetracht der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit gewissermaßen eine großzügige Improvisation war, so soll das zweite Winterhilfswerk des deutschen Volkes darüber hinaus eine bis in alle Einzelheiten durchdachte, systematische Organisation sein, die allerdings des belebenden Impulses
Aus dieser großen Menge der verschiedenartigsten Spenden, die im Winterhilfswerk 1933/34 zur Verteilung gelangten, seien noch genannt: 1677 780 Paar Schuhe. 2 651 673 Stück Eier, 5 969106 Liter Milch, 6 526 660 Pfund Zucker, 12 333 960 Brote, 15 013 634 Zentner Kartosseln.
Diese Menge Kartosseln in Säcken der Längs nach aneinandergereiht ergibt eine Strecke, zu deren Bewältigung der Schienenzepp mit einer Stundengeschwindigkeit von 169 Kilometern sechs Tage und sechs Stunden gebrauchen würde.
Die Leistungen der Reichsbahn durch die frachtfreie Beförderung der Spenden verdienen besondere Anerkennung. Allein die zur Ausgabe gelangten 52 903 070 Zentner Kohlen würden 6570 Eisenbahnziige mit je 10 Zehntonnenwaggons beanspruchen.
Schon aus diesen wenigen Zahlen mag man ersehen, welchen Umfang und welche Bedeutung das vergangene Winterhilfswerk des deutschen Volkes hatte, und welch ein Unmaß von Kleinarbeit und Aufopferung von allen an diesem großen Werke beteiligten Helfern nötig war, um diese wunderbaren Erfolge zu zeitigen. Ausschlaggebend bei allem war
r ganzen Nation
mutiger Entschlüsse nicht entbehren darf. Es umschließt, wie im Vorjahr, alle soziale Arbeit des Winters. Darum muß es auch all« auf diesem Gebiet tätigen Organisationen umfassen.
Die Hauptträgerin der Arbeit ist die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiierpariei mit all ihren Organisationen. Die Unterstützung des Winterhilfswerkes ist eine zusätzliche. Sie entbindet weder den Staat noch die Behörden ihrer sonstigen Pflichten. In ihr soll nationalsozialistisch« Gesinnung zum Durchbruch kommen, die sich zum Ziel gesetzt hat. mehr zu tun, als gemeinhin als notwendig erachtet wird.
Sie soll deshalb auch nationalsozialistische Gesinnung erzeugen. Durch sie zeigt der nationalsozialistische Staat, daß es ihm ernst ist mit seinem Programm und er auch die Entschlossenheit aufbringt, dieses Programm zu verwirklichen.
Hilfsbedürftige im Sinne des Winterhilfswerkes sind diejenigen Volksgenossen, die den nötigen Lebensbedarf für sich und ihre unter- haltungsberechtigten Angehörigen nicht oder nicht ausreichend aus eigenen Kräften und Mitteln beschaffen können und ihn auch nicht von anderer Seite, insbesondere von Angehörigen, erhalten. Die Grundlage der Eeldsammlungen im Winterhilfswerk 1934/35 bilden die
monatlichen Gmwpfsammlungen
und die ebenfalls monatlich einheitlich für das gesamte Reichsgebiet durchzuführenden Strahen- sammlungen durch Verkauf von Plaketten und Abzeichen. Neben diesen Sammlungen wird sich das Winterhilfswerk hauptsächlich aus freiwillig geleisteten Lohn- und Gehaltsabzügen finanzieren. Weitere Geldspenden werden durch ' Industrie-, Wirtschaft- und Gewerbetreibende, durch freie Berufe, sowie durch Postscheck-, Bank- und Girokontenabbuchungen aufgebracht.
Grundlage der Sachspenden ist, wie im vorigen Jahre, die Leistung der deutschen' Landwirtschaft. Diese Sammlung wird im heurigen Winterhilfswerk durch den Reichsnährstand selbst durchgeführt, weitere Spenden an Lebensmitteln durch Pfundsammlungen und Sammlungen der Firmen der Nahrungsmittelindustrie aufgebracht.
Das gesammelte Bargeld wird, wie im Vorjahre, grundsätzlich zur Beschaffung von Lebensmitteln und Brennstoffen verwandt. In dankenswerter Weise hat die Deutsche Reichsbahngesellschaft auch diesmal wieder für die Beförderung der Spenden des Winterhilfswerkes volle F r a ch t f r e i h e i-t gewährt. Sie ist in diesem Winter durch besonderes Entgegenkommen der Reichsbahn noch erweitert und vereinfacht worden.
Zur einwandfreien Kontrolle aller Spender gelangen diesmal nur monatlich zur Verteilung kommende Türplaketten zur Ausgabe. Diese Plaketten erhalten diejenigen Spender, die regelmäßig einen bestimmten und angemessenen Betrag für das Winterhilfswerk zeichnen. Die Schulspeisungen werden im Gegensatz zum vergangenen Jahr allgemein durchgeführt und zwar in engster Zusammenarbeit mit den Schulbehör- den und der Lehrerschaft. Für die Winterhilfs- werkpatenschaften ist in diesem Winter eine neue einheitliche und großzügige Werbung vorgesehen.
Reben der materiellen Unterstützung durch das Winterhilfswerk wird in den kommenden Monaten vor allem der ideellen Betreuung der Hilfsbedürftigen ganz besondere Ausmerksamkeit zugewandt werden. Es sind zu diesem Zwecke künstlerische und unterhaltende Darbietungen und Veranstaltungen verschiedenster Art bei freiem Eintritt vorgesehen. Weiterhin wird dafür gesorgt werden, daß in den Gemoinschaftshäusern und Wärmehallen den Bedürftigen neben der materiellen Betreuung auch geistige Unterhaltung und Vetätigungsmöglichkeiten geboten werden.
Das sind in groben Umrissen die Aufgaben, die wir uns gestellt haben. Sie mögen aus dieser Programmsetzung erkennen, daß unsere Ziele
Volksgemeinschaft —
Wir verlangen von niemandem zu tun, was wir selbst nicht zu tun bereit wären. Mit Recht aber müssen wir erwarten,, daß die Gesamtheit des Volkes uns Gefolgschaft leistet, wenn wir den Aermsten der Armen helfend zur Seite treten und ihnen durch die Tat beweisen, daß der Begriff der Volksgemeinschaft keine leer« Redensart ist. Gewiß ist durch viele Sammlungen der Opfersinn aller Volksgenossen auf eine harte Probe gestellt worden. Irgendwoher aber muß ja auch die Regierung ihr Geld nehmen, da auch sie nicht zaubern kann. Aber stehen denn den gebrachten Opfern nicht wahrhaft grandiose Leistungen gegenüber? Gewiß hat das deutsche Volk viel und manchmal zuviel geben müssen; aber konnte es dafür nicht auch das erhebende Gefühl haben, daß mit seiner Hilfe die schlimmste Not beseitigt wurde und wenigstens einen Winter lang kein Volksgenosse dem Hunger und der Kälte schutzlos preisgegeben war?
Es wäre gut, wenn diejenigen, die über allzu- viele Opfer klagen, bei denen Umschau halten wollten, die wenig besitzen und von dem Wenigen noch zu geben bereit sind, um denen zu helfen, die gar nichts haben. Denn die, die selber Not leiden, wissen wie bitter Not und wie schwer sie zu er-
Der / Das (AcLsLeatam Liec Fat
k'. L. Bremen, 10. Oktober 1934.
Wir wundern uns gar manchmal, wie man sich Über religiöse Fragen heiße Köpfe reden kann. Wenn man auf dem Boden des Nationalsozialismus steht, bekennt man sich zum positiven Christentum und wenn jemand positiver Christ sein will, dann bekennt er sich wiederum und ausschließlich zum Christentum der Tat. Für uns als überzeugte Christen gibt es ein goldenes Wort aus der Bibel: Das ist das Wort Jesu: „Gehet hin und tuet desgleichen!" In diesem Satz verkörpert sich das positive Christentum. So lange man die Geschichte des deutschen Volkes unter christlichem Einfluß kennt, hat noch niemals in so eindeutiger und klarer Form das deutsche Volk sich zum positiven Christentum und zum Christentum der Tat überhaupt bekannt, wie unter der nationalsozialistischen Führung. Dieses Christentum der Tat aber findet seine höchste Vollendung in dem Winterhilfswerk, das unser Volk heute zum zweiten Male in Bewegung setzt.
Im deutschen Winterhilfswerk vereinigen sich zwei Gesichtspunkte: Der religiöse und der politische. Niemand kann mit ganzem Herzen an oem Gelingen des Winterhilfswerkes arbeiten und beteiligt sein, dem nicht höchste sittliche Grundsätze und Lebensauffassung eigen sind (das ist die religiöse Seite) und niemand kann mit reinem Herzen und selbstloser Hingabe und Aufopferung geben, der sich nicht hundertprozentig als Volksgenosse fühlt und das soziale Elend als eigene schmerzhafte Wunde bluten sieht (das ist die politische, die sozialistische Seite). Das Gelingen dieses gigantischen Hilfswerkes setzt also in aller Form diese beiden Bedingungen beim Volke voraus. Im vorigen Jahre hat das deutsche Volk beim ersten Winterhilfswerk die erste harte Prüfung glänzend bestanden und es liegt keine Veranlassung vor, daran zu zweifeln, daß es auch in diesem Jahre nicht seine Pflicht und Schuldigkeit tun werde. Betont muß nur immer dabei werden, daß diegroßzügigsteOrganisationdes Winterhilfswerkes nur den Rahmen abgeben kann, daß aber der Umfang dieses Rahmens von der Größe des nationalsozialistischen Geistes, den unser Volk aufzubringen vermag, abhängig ist.
Gar mancher biedere Mann und manche Frau werden sich heute noch Gepflogenheiten und überlieferte Vorurteile abgewöhnen müssen, wenn sie vollwertig im großen Win- terhilfswerk mitarbeiten wollen. Früher hatte man sich so gern auf das Wort „sozial"
s-
berufen, ja, nach der nationalsozialistischen Revolution betonte man sogar sein sogenanntes „soziales Denken und Empfinden" als gleichwertig mit nationalsozialistischer Auffassung. Nein, Verehrteste! Der Begriff „sozial" riecht heute zu stark nach gesättigtem Bürgertum, mit ihm kann man keinen Staat mehr machen, geschweige denn protzen. Wenn der „soziale" Mann der Vergangenheit etwas gegeben hat, dann wollte er zeigen, wie barmherzig er gewesen ist. Wir brauchen heute aber keine Barmherzigkeit mehr, sondern wir brauchen das Opfer des in Arbeit und Verdienst stehenden Volksgenossen für den anderen Volksgenossen, der sich nicht in dieser glücklichen Lage befindet. Sozial handeln, das heißt nach freiem Ermessen etwas abgeben, sozialistisch handeln aber heißt pflichtgemäß als Volksgenosse mehr zu geben, als dies bei freiem Ermessen denkbar gewesen wäre.
Es hat heute in Deutschland kein Mensch mehr irgendwie das Recht, sich darauf zu berufen, es genüge, wenn er sozial handele. Der frühere Staat hat den einzelnen auf Grund seiner liberaliftischen Einstellung seinem Schicksal überlassen. Er war das Objekt des Kampfes aller gegen alle geworden. Entweder siegte er oder er ging vor die Hunde. In keinem Falle kümmerte sich der Staat um ihn. Hätte man diese Verhältnisse so weiter treiben lassen — und das wäre bestimmt geschehen, wenn die nationalsozialistische Revolution nicht gekommen wäre — dann wäre das Oberste zum Untersten geworden und die Menschen, die sich lediglich aus ihr soziales Denken in Notzeiten gestützt haben, wären zuerst unter die Räder gekommen. Ob sie dann etwas von Barmherzigkeit gespürt hätten, möchten wir sehr bezweifeln. Unser nationalsozialistischer Staat aber ist heute wirklich ein Lrdnungsstaat ersten Ranges geworden — weil er sozialistisch geführt wird. Das heißt also: weil er wirkliche Gleichberechtigung aller ehrlich schaffenden Menschen anerkennt. Es mühte heute für jeden Teutschen ein Blick ins Ausland genügen, um dem Himmel dafür ^u danken, daß er im nationalsozialistischen Deutschland leben kann und darf. Um wieviel mehr muß dann nicht das Pflichtgefühl in jeder deutschen Brust wachsen, schon aus lauter Dankbarkeit dem Staate oegeuüber, dieses Winterhilfswerk noch mehr als sonst zu unterstützen.
Wir sind heute in Deutschland stolz, uns Sozialisten nennen zu dürfen, nachdem wir
dem Wort „Sozialismus" den jüdischen Geruch genommen haben. Was hatte man denn aus dem Wort „Sozialismus" gemacht? Weiter nichts als einen Begriff der Rache, des Kampfes zwischen Besitzlosen und Besitzenden. Jeden sittlichen Sinn hatten Marx und Genossen, dem Wort „Sozialismus" genommen. Für sie war Sozialismus das Instrument, um wenigen eine Weltmacht zu bauen, damit prophetische Weissagungen des Alten Testamentes Erfüllung würden. Für uns ist heute das Wort „sozialistisch" der höchste Begriff der Pflicht, um damit ein glückliches Volk zu sehen und zu schaffen.
So ist das deutsche Winterhilfswerk eine sozialistische Tat. Wir wollen damit nicht nur dem letzten armen Volksgenossen beweisen, daß er ruhig einem harten Winter entgegengehen kann, es wird für ihn gesorgt. Er foll im Winter nicht mehr materielle Sorgen haben, als es im Sommer der Fall war. Wir wollen aber darüber hinaus der mißvergnügten Umwelt beweisen, daß wir in Deutschland uns durch nichts irre machen lassen, sondern unseren Weg nach aufwärts aus eigener Kraft unaufhaltsam weiterschreiten. Mögen sie sich — die sie sich Sozialisten, Liberalisten, Kommunisten, Syndikalisten usw. nennen — weiter an ihren verblaßten Theorien begeistern, (wir können ihnen auch nicht helfen, wenn fie aus lauter Theorie sich gegenseitig die Schädel einschlagen) wir wollen den Sozialismus und das Christentum der Tat in der lebendigsten Form leuchten lassen. Es soll die Welt wissen: Hier in Deutschland wächst eine neue Zeit heran, unbändig in ihrer Kraft und wegweisend für die Kultur der Zukunft.
Und so hätten wir nur an alle, die es angeht, die herzliche Bitte: Stellt euch mit beiden Füßen und ganzem heißen Herzen in den Dienst des Winterhilfswerkes. Haltet euch nicht für zu gering für das Eintopfgericht, murrt nicht bei Sammlungen und gebt reichlich.
In aufrüttelnden Worten hat der Führer heute mittag bei der Eröffnung des Winterhilfswerkes zum gesamten deutschen Volke gesprochen. Wir können nur wiederholen, was wir bei seiner Bückeberger Rede gesagt haben. Leset sie aufmerksam durch. "Diese Rede ist wie ein Evangelium. Und daran die Schlußfolgerung: Gehet hin und tuet desgleichen! Also an die Arbeit! Auch in diesem Winter soll kein deutscher Mensch hungern und frieren!
diesmal noch höher gesteckt sind als im vergangenen Jahr. Nirgendwo darf deshalb Erschlaffung oder Ermüdung sichtbar werden. Der nationalsozialistische Staat hat die Pflicht, je länger er dauert, desto eindringlicher dem Volkseine Aufgaben vor Augen zu halten. Weder Freund noch Feind dürfen die Möglichkeit haben, uns zum Vorwurf zu machen, daß wir in der Fürsorge für das Volk nachgelassen hätten. So wenig Almosengesinnung im allgemeinen unserem Tharakker und unserer inneren Veranlagung entspricht, so pflichtgetreu aber müssen wir bei anhaltender Not unsere sozialen Aufgaben erfüllen an einem Volke, das durch vier Jahr- Krieg und 11 Jahre System hindurchgegangen ist, ohne an seinem Lebenswillen gebrochen zu werden und damit schon bewiesen hat, daß es verdient, von einer Führung betreut und umsorgt zu werden, die sich seiner annimmt und mit Mut, Fleiß und Ausdauer den großen Ausgaben der Zeit hingegeben ist.
Viele Hunderttausende, denen wir im vergan- genen Jahr helfen mußten, stehen in diesem Jahr schon wieder an den Maschinen, um sich in eigener, ehrlicher Arbeit ihr tägliches Brot zu verdienen. Gewaltige Aufgaben aber auch, die wir im vergangenen Jahre aus Mangel an Mitteln nicht erfüllen konnten, harren in diesem Jahre ihrer Lösung. Der Pflichtenkreis, in den wir eingespannt sind, ist deshalb nicht kleiner, sondern eher größer geworden.
Komme niemand mit dem billigen Einwand, es werde zuviel gesammelt und schließlich und endlich überstiegen die Anforderungen, die wir an das Volk stellen, die letzte Krast und den besten Willen. Nicht diejenigen, die seit 1918 in unermüdlichem Idealismus für die Auferstehung des Reiches Opser um Opfer brachten, an Gut und Blut nicht sparten, und sich selbst wenn nötig hinzugeben bereit waren, sind es, denen die Pflichten zu schwer werden. Denn wir Nationalsozialisten sind nicht nur groß im Fordern, sondern auch im Bringen von Opfern.
keine leere Redensart
tragen ist, wie wohltuend es aber auch den gänzlich Verlassenen berührt, wenn man sich seiner annimmt und ihm schnelle und wirksame Hilfe gibt. Wer selber Not leidet, ist immer und gerne bereit. größere Not zu lindern, und nur derjenige, der vor dem Schlimmsten bewahrt blieb, klagt über zu starke Beanspruchung, wenn der herrische und harte Imperativ des nationalen Opfersinns an ihn herantritt.
Wir haben nicht die Absicht, uns durch das Ee- unke unsozialer Besserwisser in unseren Zielsetzungen irgendwie beirren zu lassen. Wir gehen nicht vom Volke weg. Das Volk soll wissen, daß wir bei ihm stehen und seine Sache zu.dgx.mpz,, seren machen.
Allerdings hat das Volk auch dann das Recht, von uns zu verlangen, daß jedes gebrachte Opfer ihm allein zugute kommt. Es sei deshalb auch diesmal wiederum beront, daß die Regierung entschlossen ist, wo auch immer sich nur ein korrup- tiver Ansatz zeigen sollte, und sei er aus Fahrlässigkeit entstanden, mit harten und drakonischen Strafen zuzugreifen. Die Regierung wird weiterhin die großen und tragenden psychologischen Stützen des vergangenen Winterhilfswerkes auch für die kommenden Monate aufrechterhalten. Im Eintopfgericht an einem Sonntag in jedem Monat soll sich die Nation vom ersten bis zum letzten zusammenschließen in einer großen und edlen Solidaritätskundgebung für die Armen des Volkes. Der ideelle Wert dieser Demonstration übertrifft dabei bei weitem noch den materiellen.
Die Regierung selbst wird angesichts der Not des Volkes wie im Vorjahre mit einem Mindestmaß an Repräsentation auskommen.
In diesem Sinne wird das Winterhilfswerk 1931/35 vom selben Geiste des Idealismus und der Opferbereitschast erfüllt sein, wie im vergangenen Jahre. Wiederum sind allo^aufgerufen, dabei mitzuhelfen, und niemand darf fehlen unter uns. Dem Volke wollen wir ein Vorbild sein und der Welt ein Beispiel geben. Die Parole lautet wie vor einem Jahre: „Keiner darf hungern und
frieren."
Aufruf des NeichöjugenöMrers
Berlin, 9. Oktober.
Der Jugendführer des Deutschen Reiches, Baldur von Schirach, hat folgenden Aufruf erlassen:
An die deutsch« Jugend!
Der Führer und Reichskanzler hat soeben das Winterhilfswerk 1931/35 mit einer Ansprach« eröffnet, in der er auch die deutsche Fugeird zur Mitarbeit aufgefordert hat. Es ist die Ehrenpflicht der gesamten Jugend, wie im vergangenen Jahre dem Winterhilfswerk zu dienen und damit die Einsatzbereitschaft des jungen Deutschland für den Gedanken wahrer Volksgemeinschaft zu bekunden. Ich erwarte besonders von den Gliederungen der Hitler-Jugend und des BDM., daß sie. den ganzen Winter über mithelfen im Kampf gegen Hunger und Kälte.
Wir sind stolz darauf, daß die Leistungen der nationalsozialistischen Jugendorganisationen pst das vergangene Winterhilfswerk, vor allem die Sammlung bei der Nagelung des HJ.-Schildes, durch die Leitung des Winterhilfswerkes besonders anerkannt worden sind. Im kommenden Winter soll die Jugend der ganzen Nation Vorbild sein in unermüdlicher Opferbereitschaft und selbstloser Hingabe an das Werk Adolf Hitlers. Deutsche Jugend, an die Arbeit!
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