Ausgabe 
(7.11.1933) Nr. 301
Seite
2
 
Einzelbild herunterladen

Dienstag, den 7. November 1933

Vremer Zeitung

Nr. 301 Jahrgang igzz

»

Nichts als Lügen im Braunbuch

Die kommunistischen Terror- und Zersetzungsnmtznuhmen

poürsipfssicisnt deines als 2 euge

Berlin, 6. November.

Als erster Zeuge erscheint auf der heutigen Zeugenliste Polizeipräsident Heines (Breslauj, der aus Italien zurückgekehrt ist und nun nachträg­lich zu den im Braunbuch gegen ihn erhobenen Vorwürfen aussagen wird. Die Angestellten des HotelsHaus Oberschlesien" in Gleiwitz hatten bereits als Zeugen bekundet, daß Heines zur Zeit des Reichstagsbrandes in Gleiwitz geweilt hat. Der Angeklagte Dimitroff ist für die heutige Sitzung noch ausgeschlossen.

Polizeipräsident Heines (Breslaus erklärt u. a.: Was in dem Braunbuch über mich behauptet wird, sind nichts anderes als unglaub­liche Lügen. Ich glaube, durch die vorher ver­nommenen Zeugen aus Gleiwitz ist schon nachge­wiesen worden, daß ich am 27. Februar in Gleiwitz war. Ich war schon am Sonnabend in Gleiwitz und habe dort abends eine Parade abgenommen. Die Berichte und Photographien davon sind in der Gleiwitzer Zeitung" veröffentlicht worden, die ich hier mitgebracht habe. Am nächsten Morgen hatte ich 'inen großen Aufmarsch abzunehmen. Ich war den ganzen Tag über, auch am Sonntag und Mon­tag, in Gleiwitz. Am Montag, dem 27. Februar, 20 Uhr, habe ich in einer Versammlung in der Neuen Welt" in Gleiwitz gesprochen. Ich bin erst am 28. Februar von Gleiwitz ab­gefahren. Vom Reichstagsbrand erfuhr ich in Gleiwitz nach meiner Versammlung am 27. Fe­bruar nachts.

Der Zeuge erklärt dann:

Ich fühle mich hier auch als Vertreter der SA. und deshalb will ich das eine sage«, daß die SA. kaum mehr versteht und das muß auch einmal dem Auslande gegenüber gesagt werden mit welchem Langmut die Angeklagten hier behandelt werden.

Der Vorsitzende unterbricht den Zeugen und erklärt, daß dies nicht hierher gehöre. Der Prozeß ziehe sich im wesentlichen deshalb in die Länge, weil sehr viele Fragen gestellt werden. Es komme hinzu, daß die ganze Angelegenheit mit ausgedehnt werde auf die Frage, in wieweit der Kommunismus überhaupt schuld sei an der­artigen Vorkommnissen. Da erfordere es selbst­verständlich eine gründliche weitgehende Erörterung. Wenn es sich nur um van der Lubbe gehandelt hätte, wäre es schneller ge­gangen.

Der Zuniker Tomler

Zeuge Heines: Es ist im Prozeß mehrmals gesagt worden, daß Torgler konziliant sei. Ich muß schon sagen, daß ich Torgler auch oft in anderer Weise kennen gelernt habe.

Torgler ist der Zyniker, dem ich absolut die Teilnahme au dieser Brandstiftung ohne weiteres zutraue. Er hat wohl manchmal bessere Forme» als andere Kommunisten, aber in Wirklichkeit war er immer der, der die Hetze anschürte. Wenn irgend etwas war, sah man Torgler immer, wie er die anderen vorwärts trieb. Er war nicht derjenige der geschrien hat. sondern der hinten stand und antrieb.

Vorsitzender: Sie haben als Polizei­präsident das Recht, so etwas auszusagen, weil es auch zu Ihrem Amtsbereich gehört. Ich bitte Sie, nun zu dem eigentlichen Beweisthema zu­rückzukehren. Sie haben schon gesagt, daß Sie da-« mals in Gleiwitz waren. Von welchem Tage ab waren Sie in Gleiwitz?

Zeuge: Don Sonnabend abend bis Dienstag oder Mittwoch.

Vorsitzender: In der Zeit find Sie nicht in Berlin gewesen?

Zeuge: Nein, auch nicht außerhalb von Elei- witz.

Vorsitzender: Also Sie nehmen auf Ihren Eid, daß Sie in dieser Zeit ständig in Gleiwitz gewesen sind, und daß Sie an dem Gegenstand der Anklage nicht beteiligt find?

Zeug«: Das kann ich unter meinem Eid aussagen, daß alles, was über meine Person im Braunbuch steht, gemeine Lüge ist. Ich habe mit dem Reichstagsbrand in keiner Weise irgendwie etwas zu tun.

R.ei chsanw alt Paris ius: Wann haben Sie Oberleutnant Schulz zum letztenmal gesehen?

Zeuge: Ich glaube bei der letzten Reichstags- tagung Ende 1932.

Xomlers zurückhaltende Rolle

Angekl. Torgler wendet sich gegen die Be­merkung des Polizeipräsidenten Heines, er, Torgler, sei der Hetzer gewesen und erklärt, gerade er habe zu wiederholten Malen verhindert, daß es zu irgendwelchen Prügelszenen gekommen ist. Bei dem letzten Zusammenstoß am 8. Dezember hinter dem PrLfidententisch bin ich hingerannt und habe ver­sucht, eins Prügelei zu verhindern.

Zeuge Heines: Ihre Roll« war nicht so zurückhaltend. Sie war nach meiner Meinung absolut so, daß Torgler mitten dabei war und keineswegs beschwichtigte, sondern absolut der denen war. die die Schlägerei inszeniert hatten.

Der Zeuge Heines wird dann entlasten.

Äls Belastungszeuge gegen Taneff wird dann der Kaufmann Bannert vernommen. Er bekundet, daß er früher Mitglied der KPD. und bis zum November 1928 bei der Roten Hilfe tätig gewesen sei und dort in der Zeit

prsukisek »Süclctsutseks

A/auen-Lottene O

Die aukerorckentlicii rege dlsobkrsge nseii Hosen I. Klasse lautenaer Botterie spriclit eins ckeutlicks Lpracko.

Sie rukt aucl, nsus LpiSlsv auk rum Lriverb von Kautlosen II. Klasse, ckie dei üen Aaatlicken !.ofter>e-Sinnskknsrn erliSltlicti siack.

AllillS ÜN klMllMW II. «I«

kür clie mir I. Klasse entnommenen stose

MM »AI S. «

Xsunoss ». Xkssns

kür neu lilnmitretsncke Spieler rum amtlichen Llanproise,

«lttkvln, vnesr Sruns, vvsrnstr. S- v. kseteitz», cbnressesrps i TkEvekor Xrumpipen, bsknkoknie.- llcks I»»«k Kni, kckseirt 1L-1S

von Oktober 1927 bis Oktober 1928 wiederholt Taneff gesehen habe. Auf eine Frage des Ober- reichsanwalts, erklärt der Zeuge es für unmöglich, daß Taneff damals seinen ständigen Wohnsitz nicht in Berlin hatte, sondern vielleicht immer dann aus Oesterreich oder einem anderen Lande, viel­leicht auch aus Rußland nach Berlin kam, wenn eine Besprechung notwendig war. Auch im Karl- Liebknecht-Haus habe er Taneff wiederholt im Gespräch mit dem Funktionär Kratzert gesehen.

Er könne es deswegen mit Bestimmtheit be­haupten, weil ihm Taneff damals durch seine eigenartige Eefichtsbildung aufgefallen sei.

Er habe eine etwas hängende Backe und erzwecke dadurch den Eindruck, als ob er ständig an Zahn­schmerzen litte.

Der Angeklagte Taneff erhebt sich auf An­weisung des Vorsitzenden, der Zeuge Bannert sieht ihn an und erklärt:Jawohl, das ist der­selbe Mann.

Auf eine Frage des Vorsitzenden gibt der Zeuge Bannert an, daß er 1924 vom Staats- gerichtshof wegen Beihilfe zum Hoch­verrat verurteilt worden sei. Es habe sich damals um ein Waffenlager gehandelt. Die Strafe sei aber durch die Amnestie gelöscht worden.

Angeklagter Torgler: Hatten Sie den Eindruck, daß es der Partei ernst war mit der Be­kämpfung jeder terroristischen Einstellung? Der Zeuge bejaht dies.

Torgler: Sind nicht organisatorische Maßnahmen gegen solche Personen oder Grup­pen getroffen worden?

Zeuge : Sie wurden immer getroffen, aber die Unterfunktibnäre haben sie nicht immer so durch­geführt, wie sie durchgeführt werden mußten.

Oberreichsanwalt: Sie sagten, die Partei habe sich wohl gegen solche Sachen gewandt, aber Unter­organisationen, wie die Rote Hilf«, hätten trotz­dem Unterstützungen gewährt. Ist Ihnen bekannt, daß andere Unterorganisationen, wie der Rotfront- kämpserbund und die Selbstschutzorganisationen, nach wie vor auf Eewaltmaßnahmen hingearbeitet haben?

Zeuge: Das ist richtig.

Schlagt die Faschisten"

Oberreichsanwalt: Ist Ihnen bekannt, daß die ParoleSchlagt die Faschisten" im Rotfront- kämpferbund und in den Flugblättern der Partei­organisationen immer wiederholt worden ist?

Zeuge: Mir ist bekannt, daß diese Parole von Ruth Fischer ausgegeben worden ist, die ausge­schlossen wurde.

Oberreichsanwalt: Auch in den letzten Jahren ist diese Parole in den Flugblättern noch er­schienen?

Zeuge: Das ist allerdings bekämpft worden. Es war ein Erbübel des ehemaligen Rotfrontkämpser- bundes, daß die Mitglieder dieses Bundes mit der Parteileitung vielfach nicht einverstanden waren.

Als nächster Zeuge wird der Steuerberater Jung vernommen. Der Vorsitzende teilt mit, daß zwei russische Zeuginnen bekundet haben, Popoff habe sich von Mitte Mai bis Ende Juni in Ruß­land aufgehalten. Der Zeuge erklärt, er müsse dennoch bei seiner schon vor dem Untersuchungs­richter unter Eid gemachten Erklärung bleiben, daß er Popoff mindestens 30- bis 40mal als Be­sucher in der Wohnung des Kommunistensührers Kämpfer in der Zechlinerstra>e gesehen habe. Er selbst wohne schräg gegenüber. Popoff sei mit einer großen Aktentasche sehr oft vormittags aus der Kämpferschen Wohnung weggegangen und abends wiedergekommen.

Dann sei Popoff längere Zeit verschwunden ge­wesen nnd erst im Oktober oder November wieder zu Kämpfer gekommen. Kämpfer sei immer die treibende Kraft bei den kommunistischen Zusam­menrottungen im Norden Berlins gewesen. Aber er habe sich selbst bei solchen Zusammenstößen im Hintergrund gehalten.

Bei Kämpfer seien auch einmal zwei Kisten abgegeben worden, die »ach ihrer Form und ihrem Gewicht darauf schließen ließen» daß sie Ma­schinengewehre enthielten. Kämpfer habe vorher immer eine rote Kommunistenfahne aus dem Fenster gesteckt. Als aber bei der Reichsprästdenten- wahl, er, der Zeuge, eine Hakenkreuzfahne heraus­hing, da habe Kämpfer die Kommunistenfahne nicht mehr gezeigt und er habe auch verbreiten lassen, daß er aus der kommunistischen Bewegung ausgeschieden sei.

Auf die Frage des Vorsitzenden, woran der Zeuge Poposf wiedererkenne, gibt der Zeuge Jung ganz bestimmte Merkmale in der Eefichtsbildung des Angeklagten an. Der Angeklagte Poposfer­klärt, er betone nochmals, daß er 1832 in Moskau gelebt habe. Er fragt, ob dem Zeugen die Be­suche bei Kämpfer verdächtig erschienen seien.

Zeuge: Jawohl.

Popoff: Warum haben Sie sich nicht gleich bei der Polizei geneidet?

Zeuge: Weil ich der Polizei damals selbst nicht traute.

Dr. Teichert: Kämpfer kommt doch noch als Zeuge?

Vorsitzender: Leider nicht, er ist flüchtig geworden. Er war schon auf dem letzten Termin­zettel genannt, ist aber seit dem 30. September verschwunden.

Zeuge: Seit heute ist auch seine Frau ver­schwunden.

Die Ehefrau des Zeugen Jung bestätigt als Zeugin im wesentlichen die von ihrem Manne ge­machten Bekundungen. Sie sagt, sie sei fest davon überzeugt, daß der jetzige Angeklagte Popoff der Mann sei, der ihr damals wegen seines aus­ländischen Typs aufgefallen sei. Einmal hab« sie mit ihm ein Renkontre gehabt. Sie sei aus dem Hause getreten. Da sei hinter ihr Popoff durch die von ihr geöffnete Tür gegangen. Sie habe darauf gesagt? es fei doch unverschämt, wenn er nicht einmalGuten Abend" oderDanke schon" sage, der Mann habe aber "uf diese Vorhaltung gar nicht geantwortet. Aus ihrem Fenster habe sie stundenlang zur Wohnung des Ausländers hin- übergesehen. Sie Habs dabei beobachtet, daß der Mann an einem Tisch mit Papier arbeitete. Sie habe auch Maschinenklappern und Surren gehört, so daß sie annahm, daß dort Flugschriften verviel­fältigt wurden.

Rechtsanwakt Dr. Teichert: Haben Sie Ihre Beobachtungen mit dem bloßen Auge ge­macht?.

Auf Fragen von Rechtsanwalt Dr. Teichert er­klärt der Zeuge, er selbst habe mit Taneff nicht gesprochen, aber nach seinen Beobachtungen habe sich Taneff mit Kratzert gebrochen deutsch unter­halten.

Rechtsanwalt Dr. Teichert: Taneff versteht aber auch heute noch kein Wort deutsch. Der bulgarische Dolmetscher bestätigt das.

Der Angeklagte Taneff bleibt bei seiner schon öfter abgegebenen Erklärung, daß er zum ersten­male am 24. Februar 1938 nach Deutschland ge­kommen sei.

Der Zeuge Kratzert war 10 Jahre lang Mitglied der KPD. und als technischer Angestellter im Karl Liebknecht-Haus und auch in der Nachrichten­abteilung beschäftigt. Er ist 1931 aus der Partei ausgetreten wegen verschiedener Differenzen.

Aus Grund der Bilder hat er gesagt, daß er Popoff und Dim'troff schon einmal gesehen haben müsse und daß er auch mit Taneff wiederholt zu tun gehabt haben müsse.

Er erinnere sich aber nicht mehr wann und wo. Es komme die Zeit zwischen 1927 und 1929 in Frage. Es sei möglich, daß er mit Taneff auch gesprochen habe. Er hielt ihn für einen Russen, deutsch sprach er wohl nicht, vielleicht ein paar Worte.

Zeugin: Nein, mit dem Feldstecher.

Vorsitzender: Ihr Gatte war ja im Nach­richtendienst beschäftigt, und er hatte sich die Auf­gabe gestellt, nach der Richtung Beobachtungen an­zustellen, so daß das nicht nur Neugier war.

Zeugin: Nein.

Hierauf tritt eine Pause ein.

Nach der Pause teilt Rechtsanwalt Dr. Tei­chert mit, daß zwei weitere russische Zeuginnen eingetroffen sind. Sie sollen in der Dienstag- Sitzung vernommen werden.

Dr. Pelkmann zur Zeugin Jung: Sie haben von August ab Popoff nicht mehr gesehen, Hat Ihr Mann ihn noch einmal gesehen?

Zeugin: Das weiß ich nicht.

Der rukNwe ..AoNoior" ln Deutschland

Dr. Pelkmann: Ihr Mann hat gesagt, daß er ihn im November wieder gesehen habe. Das Wiederaustauchen Poposfs hätte wie eine Sensation gewirkt und wäre wie ein Lauffeuer durch die Gegend gegangen. Da hätte es doch nahegelegen, daß auch Sie davon erfahren hätten.

Zeugin Jung: Davon hat er mir nichts ge­sagt. Der Ehemann Jung erklärt, es könne gut möglich sein, daß er mit seiner Frau nicht dar­über nicht gesprochen habe, denn er sei damals immer spät nach Haufe gekommen und habe sich mit seiner Frau sehr wenig unterhalten. Er habe aber mit vielen anderen darüber gesprochen, daß der russische Agitator wieder da sei. Der Angeklagte Popoff erklärt, das Verschwinden der Familie Kämpfer sei sonderbar. Er bitte, die beiden Eheleute ausfindig zu machen.

Die nächste Zeugin, Frau Büttner, ist die Schwester von Frau Jung nnd wohnt ebenfalls in der Zechlinerstraße, der Kämpferschen Wohnung gegenüber.

Sie gibt an, sie habe Poposf im Sommer 1932 drei- oder viermal aus der Straße, aber auch durch die Fenster in der Kämpferschen Wohnung ge­sehen. Sie habe nach dem Bild und bei der Gegenüberstellung vor dem Untersuchungsrichter Poposf bestimmt wiedererkannt.

Der nächste Zeuge, der Maschinenbauer Her­mann Müller bekundet ebenfalls, daß Po­poff bei Kämpfer mehrere Monate von Mai bis August oder September 1932 fast täglich verkehrt habe.

Die KVD.biSdete TerrommpNen

Kämpfer habe er bei verschiedenen Demon­strationen gesehen, wie er von hinten die Leute anfeuerte, gegen die Nationalsozialisten vorzu­gehen. I» jener Zeit wurden fast täglich in jener Gegend die Laternen ausgelöscht, um die heimkehrenden Nationalsozialisten überfallen zu können. Der Zeuge erklärt mit aller Bestimmt­heit, daß er auch heute Popoff wiedererkenne.

Angeklagter Torgler: Die Tätigkeit Popoffs war Ihnen verdächtig erschienen. Wes­halb haben Sie das nicht der Polizei mitgeteilt?

Zeug^e: Weil die Polizei damals so mar­xistisch verseucht war, daß das keinen Wert hatte.

Der Zeuge erklärt, daß er damals, weil nachts überall in den Hauseingängern die kommunisti­schen Terrorgruppen standen, zweimal auf der Polizeiwache gewesen fei, um Schuh zu erhalten.

Oberreichsanwalt: Es war Ihnen

also bekan n t, daß Terrorgruppen gebildet wa­ren? Wissen Sie von wem?

ZeugeMüller: Meines Wissens waren sie von der Partei gebildet.

Oberreichsanwalt: Haben Sie dafür

Anhaltspunkte?

Alarmzustanb

Zeuge: Ich hatte Anhaltspunkte dafür aus den Originalpapieren, die mir aus dem Liebknecht-Haus in die Hände gekommen waren und die sich lOOprozentig mit denen decken, die nachher im Liebknecht-Haus aufgefunden wurden.

Ich wußte damals auch, daß die KPD. nach dem Reichstagsbrand in Alarmzustand war.

Der Buchhalter Fritz Arendt gehörte ebenfalls zu den nationalsozialistisch organisierten An­wohnern der Zechlinerstraße. Auch er erklärt, er habe bei der Gegenüberstellung den Angeklagten Popoff sogleich als den Mann bezeichnet, der im vorigen Sommer im Hause des Kommunisten Kämpfer ein- und ausgegangen sei. Bei Kämpfer, so sagt der Zeuge weiter, hätten in jener Zeit bis nachts 2 Uhr Geheimsitzungen stattgefunden, in denen die Internationale und andere Kampf­lieder gesungen worden sind. Er habe beobachtet, wie sehr viele verdächtige Leute noch spät abends in die Kampfersche Wohnung eingelassen wurden, es sei ihm aber nicht gelungen, genau zu hören, was in der Wohnung gesprochen wurde.

Der Angestellte Althaber, der Zellenwart bei der NSDAP ist, bekundet gleichfalls als Zeuge, daß viele Ausländer bei Kämpfer verkehrten. Popoff hat er im Sommer 1932 öfter dort gesehen.

Es folgen danu zwei Gegenzeugen, die von der Verteidigung geladen sind. Zunächst wird der Zeuge Vogel vernommen, aus dessen Wohnung

heraus der Zeuge Althaber seine Beobachtungen gemacht hat. Der Zeuge erklärt, auch er habe da u. a. einen Herrn gesehen, der dem Angeklagten Popoff zum mindesten täuschend ähnlich sehe.

Bors.: Kann das Popoff gewesen sein?

Zeuge: Ausgeschlossen ist es nicht, Herr Prä­sident.

Rechtsanwalt Seuffert: Der Zeuge Bannert ist aus der Haft vorgeführt worden. Ver­büßt er jetzt eine Strafe?

Zeuge Bannert: Ich verbüße jetzt die Strafe, die ich erlitten habe wegen der Kliquen- rvirtschaft in der Roten Hilfe, wo ich der Unter­schlagung von Organisationsgeldern beschuldigt worden bin. DerZeugeäußertsichiner- regterWeise gegendieLeutevon der RotenHilfe.

Dr. Teichert : Der Zeuge ist also ausgeschie­den, weil ihm der Vorwurf der Unterschlagung

von Parteigeldern gemacht wurde. Gleichwohl ist er rechtskräftig verurteilt.

Zeuge Bannert: Ich konnte mich nicht reinigen von diesem Vorwurf, weil die betreffen, den Funktionäre mich vollkommen ausgeplündert hatten, auch meine Wohnung und mir jede Mh. lichkeit einer Rechtsertignng nahmen. Ich würde damals mehrere Tage im Karl L>ebknecht-Hn,g festgehalten und in dieser Zeit wurden sämtliche Belege, die ich über die Organisationsgelder hafte beiseite geschasst. '

Dr. Teichert: Sie sind einmal vom Staats- gerichtshof bestraft, das zweite Mal wegen Be­truges und wie ist es beim dritten Mal?

ZeugeVannert: Wegen Konkursvergehens und Betruges 2 Monate und 2 Wochen.

Die Weiterverhandlung wird auf Dienstag vertagt.

Bruch des Danziger Senats mit

dem Zentrum

Danzig, K. November.

Der Senat der Freien Stadt Danzig hat be­schlossen, seine Beziehungen zu den Vorstands­mitgliedern der Zentrumspartei abzubrechen wegen verschiedener schwerer Verstöße des Zentrums gegen die Ruhe und Sicherheit des Staates, insbesondere wegen böswilliger An­schuldigungen über angebliche Versassungsver- letzung des Senates durch die Personalpolitik.

Die Zentrumspartei hatte an den Präsidenten des Senates eine Beschwerde gerichtet, in der be­hauptet worden ist, daß Angehörige der Zentrums­partei verfassungswidrig zurückgesetzt würden und diese Beschwerde veröffentlicht. Dabei sind in Dan­zig: nachweislich 50 Pzt. der aus freien Arbeits­kräften Neueingestellten Nichtangehörigs der NSDAP., hingegen steht die Zahl der Aentrums- beamten und -angestellten in keinem rechtmäßigen Verhältnis mehr zur derzeitigen politischen Macht­gruppierung.

Der Senat erblickt in dem Verhalten der Zentrumspartei ein derartiges Matz von nati­onaler Disziplinlosigkeit, Böswilligkeit und Sabo­tage, daß er es nicht mtt der Autorität einer Re­gierung für vereinbar halten kann, mit führenden Angehörigen einer derartigen Partei Beziehungen zu pflegen.

Genf zum Danziger Fall

Bisher noch keine Einberufung des Völkerbundsrates.

Genf, 6. Nov.

Das Schreiben des Danziger Völkerbundskom- missars an den Generalsekretär des Völkerbundes, in dem die Beschwerde der beiden vom Danziger Senat verbotenen Zeitungen, der sozialdemokra­tischenDanziger Volksstimme" und des ZsntrumsblattesDanziger Landeszeitung", so­wie die Stellungnahme des Danziger Senats zu der Angelegenheit dargelegt wird, ist erst in den Mittagsstunden des Montag beim Völkerbunds­sekretariat eingetroffen. Das Sekretariat beab­sichtigt, den Inhalt dieses Schreibens noch im Laufe des Montag zu veröffentlichen.

Da der Danziger Völkerbundskommissar die An­gelegenheit dem Völkerbundsrat unterbreitet, ist jetzt eine Stellungnahme des Rates unerläßlich geworden. Es wird mit einer baldigen Entscheidung über die Einberufung des Völkerbundsrates in hiesigen unterrichteten Krei­sen zunächst nicht gerechnet. Das Schreiben des Danziger Völkerbundskommisfars soll erst von den maßgebenden Stellen eingehend geprüft werden, bevor es den Ratsmächten zugesandt wird.

Führer und Gefolgschaft gehören zusammen

Gewaltiger Ausklang des Propagandaseldz: zcs Ler Arbeitsfront.

Berlin, 6. November.

Seit sieben Wochen fährt der Führer der Deut­schen Arbeitsfront, Staatsrat Dr. Ley, durch das deutsche Land. Tag um Tag hat er in diesen sieben Wochen die Stätten der deutschen Arbeit besich­tigt. Nicht den Fabrikanlagen und Maschinen galt sein Besuch, sondern nur und ausschließlich den Menschen, der in diesen Werkanlagen und an die­sen Maschinen steht. Das Ziel, das diesem Pro­pagandafeldzug der Deutschen Arbeitsfront vor­schwebt, ist voll erreicht.

' Die Besichtigungsreise des Führers der Deutschen Arbeitsfront fand ihren Höhepunkt und Abschluß mit dem Besuch der Kruppwerke in Essen. Die Riesenkundgebung auf dem Fabrikhof war ein Sinnbild des erwachten Deutschen Reiches.

Dr. Ley führte aus, daß die deutsche Industrie eine herrliche Gemeinschaft der A rbeit sei. Der Nationalsozialismus werde nicht dulden, daß diese Gemeinschaft jemals wieder durch Ein­flüsse von außen her geschwächt werde. Im Be­trieb gehörten Führer und Gefclo- schaftzusammen.

Der Kampf gegen die deutsche Minderheit

Kattowitz, K. November.

Vor einem Jahre wurde der oberschlesische berg- und hüttenmännische Verein, der seinen Sitz in Kattowitz hatte, und unter deutscher Leitung stand, aufgelöst und an seiner Stelle die in poln is chen Händen liegende Union der Gruben und Hütten gegründet. Als Liquidatoren wurden zwei Deutsche, Oberdirektor Sabaß und Dr. Kautzer, bestellt. An ihrer Stelle find nunmehr zwei Polen ernannt worden.

Ausschreitungen gegen Deutsche in Oberschlesien.

Kattowitz, 6. November.

Mitglieder des deutschen katholischen Gesellen­vereins in AntonienchütM wurden am Sonntag bei einer Liebhabervorstellung von etwa 30 sogenannten Blauhemden überfallen. Auf die flüchtenden Deutschen wurde mit Fäusten und Stühlen eingeschlagen, wöbet drei Deutsche erheblich verletzt wurden, während eine größere Anzahl leichtere Verletzungen erlitt. Polizei erschien erst, «ls die Blauhemden bereits unter dem Gesang des Nota-Liedes ab­gezogen waren. Die Organisation der Blau­hemden ist eine erst vor kurzem gegründete polnische Vereinigung.

Entgegen polnischen Pressemeldungen hat R s. sting den sofortigen Zusammentritt des Völker­bundsrates keineswegs beantragt, sondern ledig­lich die Aufmerksamkeit des Generalsekretärs aus eine etwaige Prüfung des Vorfalls durch den Völ- kerbundsrat gelenkt.

Die Beziehungen zu polen nicht gestört

Danzig, 6. November.

- Die durch das Verhalten der Restgruppen des Zentrums und der SPD. in Danzig herbei­geführte Lage hat bisher keine Verände­rung erfahren. Innenpolitisch bedarf die Situ­ation keiner weiteren Klärung.

Es wird abzuwarten sein, ob man sich in Genf dazu hergibt, die Geschäfte kleiner Parteigruppen gegenüber einer Danziger Regierung durchzu­führen, die durch ihre ganze Tätigkeit die Auto­rität und Ordnung in Danzig gesichert und sich gleichzeitig im Interesse ganz Europas erfolgreich um die Gestaltung freundschaftlicher Beziehungen zum polnischen Nachbarstaat bemüht hat.

Dje Danzig-polnischen Beziehungen sind durch die letzten Vorgänge in keiner Weise be­troffen worden. Das kam auch darin zum Ausdruck, daß Senatspräsident Dr. Rauschning heute gleichzeitig mit den Vertretern der Danziger und der reichsdeutschen Presse auch die Vertreter der polnischen Presse zur Un­terrichtung über die Lage empfangen hat.

Der Senatspräsident hat dabei ausdrücklich be­tont, daß die von der nationalsozialistischen Dan­ziger Regierung eingeleitete und erfolgreich fort­geführte Verständigungspolitik gegenüber Polen und der polnischen Minderheit in Danzig unver­ändert weitergeführt werden.

Einmütige Empörung der Bevölkerung

Danzig, 6. November. Der würdelose Be­such der Restgruppen des Danziger ZölttMiüs'«> der SPD., wegen des Verbotes ihrer Blatter eine Aktion der Genfer Instanzen gegen die national­sozialistische Danziger Regierung herbeizuführen, hat in der Danziger Bevölkerung einmütige und lebhafte Empörung hervorgerufen.

DieDanziger Allgemeine Zeitung" erklärt, daß das Vorgehen der beiden Parteigruppen eine Disziplinlosigkeit darstelle, die von de.r gesamten Danziger Bevölkerung auf das schärfste mißbilligt werde.

Fortgesehte Untreue und Beamtenbestechung

Königsberg, 6. November.

Vor der nönigsberger Ksrruptionpkammer ftn det der bisher größte Prozeß gegen den General­landschaftsdirektor von Hippel statt. Bei diesem Strafverfahren, das voraussichtlich vier Wochen dauern dürfte, handelt es sich um eine Kreditgewährung im Betrage von rund 1,5 Mil­lionen Mark, die von der Ostpreutzischen Landschaft der damals finanziell schon sehr unsicheren Bau­gesellschaft Simon L Grabe gewährt wurde. a)a d-.e verantwortlichen Leiter der Landschaft bei der Hergäbe des Kredites wissen mußten, daß das Geld gefährdet ist, wird ihnen heute der Vorwurf der fortgesetzten Untreue gemacht.

Ebenfalls angeklagt ist der Eenerallandschafts- syndikus Hellmer. Er verkaufte das Grundstück ftiner Schwägerin an Simon L Grabe und erhielt 20 000 Mark in bar, obwohl das Geschäft nicht end­gültig geregelt wurde. Das Grundstück blieb im Besitze der Voreigentümer. Hieraus wird dem An­geklagten der Vorwurf der aktiven bzw. passiven Beamtenbestechung gewacht.

Mrr LatkrLMsr LrÄZLr

/vsreMstLÄL/

Verlag mick Druck:

Lrswsr Leitung VoelagsgessllZcbakt m. d.

S.

^mtliebes Organ ckss Lenats cksk kreisn ktanss- stackt Bremsn. Bartsiamtlicbss Organ äsr Bremer, Kationalsorüalistsn.

Blauptaokriktleiter: i. V. Kurt 9? vage Vsrantvortliobs Lctipiktlsitsr:

Kür Kolitik nnck ^Ilgsineinss: Kürt Tseg Brsmiseliss nnck Kieckürsäclisisclis Rund selig Kuckolk Vüllsr; IVirtsodaktspolitik, Hain nnck Leliikkakrt: llsinr klugo Krisobs; 8p< unä Bewegung: Hermann Heb; Lnltnrpolit, Dntsrbaltung: Lgon 8r. V. Ockers; ^.rbsitt polttik nnck Bausrnkragsn: Karl 0. Klini <?kmtlioli in Lrsmsn.

Vsrantvortlieb kür äsn ^nLsigsntsil: Kurt Leins, Bremsn.

Kür unverlangt singssanüt« Vanüskripts Icsisq Oeväbr. Küolissnckung nur. bsi Rückporto-

Die terroristische Einstellung derKVD. erwiesen