Herbert Schwarzwälder ist aktives Mitglied der Historischen Gesellschaft Bremen, des Hansischen Geschichtsvereins, der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen und korrespondierendes Mitglied des Hamburgischen Geschichtsvereins. Nicht nur von diesen Vereinigungen wurde er daher gerne als Vortragender in Anspruch genommen, Anfragen kamen aus dem gesamten nordwestdeutschen Raum und von unterschiedlichsten Einrichtungen.
Der Blick auf seine Lebensgeschichte bezeugt, wie deutlich die Ausübung seiner Funktionen, insbesondere die des Hochschullehrers und des Autors, durch seine spezifischen familiären wie historisch-gesellschaftlichen Erfahrungen geprägt wurde. Er erwartet Pflichtbewusstsein und Durchhaltewillen, zuallererst von sich selbst: Die wichtigste Veranstaltung lag jedes Semester montags um 8.15 Uhr. Aufrecht, aufrichtig und gewissenhaft (mit durchaus starrsinnigen Komponenten), so erlebten ihn Kollegen und Studierende als Person und auf die jeweilige Sache bezogen; in seinen Arbeiten wie Funktionen blieb er dabei bescheiden, uneitel und ohne Dünkel. Diese Haltung einer so genannten wissenschaftlichen Demut - sowohl dem historischen Material als auch den Adressaten gegenüber - führt dazu, dass er auf dem Hintergrund seines umfassenden »Großraum-Wissens« mit selbstverständlicher Akribie und Sorgfalt die Bitten auch lokaler oder fachfremder Zeitschriftenreihen erfüllt und ebenso die Bearbeitung eher kleinräumiger historischer Themen ausführt. Er thematisierte die Lebens- und Arbeitsverhältnisse des einfachen Volkes bereits, ehe dies in Folge der 1968er Bewegung als Alltagsgeschichte große Mode wurde. Dabei ging es ihm zum einen um die - ethisch wie wissenschaftlich begründete - Wertigkeit des »Kleinen«, der Alltagswelt der Einzelmenschen an sich, zum andern aber immer um deren Einordnen und Zuordnen zur »großen« Geschichte. Deutlichstes Beispiel dafür ist seine mehrbändige »Geschichte der Freien Hansestadt Bremen«, die von den Anfängen bis zum Jahre 1945 führt. Ursprünglich einbändig geplant, wuchs diese Darstellung unter der Feder zu dem fünfbändigen Standardwerk an, das als sein Hauptwerk anzusehen ist. Trotz der zu bewältigenden Stofffülle richtete er sich auch hier nach dem Prinzip einer weitgehenden Gleichwertigkeit historischen Materials.
Zu diesem Hauptwerk gesellen sich weitere Ortsgeschichten (etwa Bremerhaven oder Ottersberg), Darstellungen historischer Zeitabschnitte (etwa zum Ende des Zweiten Weltkriegs) und nicht zuletzt eine Reihe umfangreicher Sammelbände. Diesen Einzelpublikationen steht eine Vielzahl von Beiträgen in Jahrbüchern, Zeitschriften oder Sammelbänden gegenüber, die immer wieder einzelne, nicht selten erstmals ans Licht geholte bzw. wissenschaftlich beschriebene Quellen betreffen; im Bremischen Jahrbuch findet sich zwischen 1955 und 2003 fast jährlich ein Beitrag. Nicht weniger aktiv arbeitete Schwarzwälder für die Hansischen Geschichtsblätter - namentlich als Rezensent. In Sammel- wie Einzeldarstellungen ist es Schwarzwälders Methode, historisches Material im eigentlichen Sinne zu veröffentlichen, d. h. es zu präsentieren, in den weiteren Sachzusammenhang sowie in seine Folgekette von Ursache und Wirkung einzuordnen. Dabei verfährt er außerordentlich gründlich, interpretiert und bewertet aber nur sehr vorsichtig und lässt so
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