Jahrgang 
Band 67 (1989)
Seite
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steven war als Löffelbug ausgebildet worden, der es dem Fahrzeug ermög­lichen sollte, auf die Eisdecke aufzulaufen, das Eis zu brechen und es nach dem Zerdrückprinzip beiseite zu drängen. Bis in unser Jahrhundert hinein war die Steinhaus'sehe Bugform für deutsche Eisbrecher obligatorisch.Eis­brecher No. 1" bzw.Eisfuchs" blieb bis 1956 in Dienst 1 . Die Hamburger stellten 1877 einen leicht modifizierten Nachbau ein, und bis zur Jahrhun­dertwende folgten noch ein größeres und vier kleinere Schiffe. Auf diese Weise war an der Elbe eine stattliche Eisbrecherflotte entstanden, die in Deutschland technische Maßstäbe setzte und für andere Häfen, nicht zuletzt für Bremen, Vorbildcharakter besaß.

Weitere deutsche Städte und Hafenplätze, deren Schiffahrt ebenfalls im Winter konkurrenzfähig bleiben wollte, zogen nach, so Lübeck (1880), Königsberg (1885) und Stettin (1888). Auf den deutschen Flüssen fand der Eisbrecher als neuer Schiffstyp ebenfalls Verwendung, weniger aus Grün­den der Schiffbarmachung im Winter, vielmehr um den Abfluß des Wassers zu beschleunigen und damit Deichbrüche zu verhindern. Folgerichtig setzte der preußische Staat ab 1880 auf der Weichsel und ab 1889 auf der Oberelbe spezielle Flußeisbrecher ein. In den 1880er Jahren gab es auch Ansätze in Rußland und Skandinavien, in den jeweiligen Hafen- und Küstengewässern Eisbrecher zu verwenden, aber diese Bemühungen befanden sich noch in den Anfängen und ließen kaum die Bedeutung ahnen, die heutzutage gerade jene Länder im Bau und Einsatz von Eisbrechern vorweisen können 2 .

Als Schlußlicht unter den wichtigsten deutschen Häfen organisierte Bre­men 1889 einen Eisbrecherdienst, dessen Entstehung im Erscheinungsjahr dieses Aufsatzes ein Jahrhundert zurückliegt 3 .

Erste Projekte

Vor der von 18871894 durchgeführten Weserkorrektion war der Fluß ein seichtes, verwildertes Gewässer. Inseln und Sandbänke versperrten

1 über den ersten Eisbrecher, s. M. Görz u. M. Buchheister, Das Eisbrechwesen im Deutschen Reich, Berlin 1900, S. 142155; Harald Franke, 80 Jahre Eisbrecher auf der Unterelbe, in: Schiff und Hafen, 1951, Heft 9, S. 294-300; Otto Maasen, Das Eisbrechwesen im Hafen Hamburg und Elbegebiet, in: Hansa, 87. Jg., 1950, S. 287300; Christian Ostersehlte, Die Geschichte des Eisbrechwesens im Über­blick, in: Deutsches Schiffahrtsarchiv, 6/1983, S. 113-116.

2 Ostersehlte (wie Anm. 1), S. 116; vgl. auch Alfred Berger, Die Stettiner Eisbrecher, Stettin 1939; und Erich Kleine, Der Aufbau einer Elbe-Eisbrecherflottille durch die preußische Elbstrombauverwaltung und ihre technische Entwicklung bis hin zur Wasser- und Schiffahrtsverwaltung des Bundes, in: Schiffahrt & Technik, 4. Jg., Nr. 14/85, S. 58-65, Nr. 15/85, S. 41-49.

3 1980 erschien im Brem. Jb. 58 (S. 223241) ein Artikel des Verf. über den bremi­schen EisbrechdampferDonar". Bis auf wenige, zum Verständnis der Materie un­verzichtbare Überschneidungen sei auf Einzelheiten des Einsatzes und der Kon­struktion dieses Schiffes auf den Artikel verwiesen. Neuere Erkenntnisse über Donar" sind in dem vorliegenden Aufsatz eingearbeitet.

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