Jahrgang 
52. Band (1972)
Seite
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Herbert Sdiwarzwälder

beitung hat Hermann Meinert bereits im 48. Band dieses Jahrbuchs geschildert J ).

Bemerkenswert ist dabei vor allem, daß das ganze Unternehmen zu­letzt noch in den Strudel des Zweiten Weltkrieges und der Jahre danach geriet: das Manuskript wurde 1945 Kriegsbeute der Tschechen, und der Ost-West-Konflikt verhinderte dann zunächst eine Rückgabe. Es wurde mancherlei Vermittlung von Wissenschaftlern in Schweden, Österreich, Frankreich, der Tschechoslowakei und Deutschland erbe­ten. Eine besondere Bedeutung hatten dann die Bemühungen des Prager Historikers Frantisek Kavka: im November 1961 erhielt Her­mann Meinert das Manuskript endlich zurück und konnte nun die abschließenden Arbeiten durchführen. An sich bestand die Absicht, den Druck der Chronik zur 1000-Jahrfeier 1965 auf den Gabentisch zu legen. Ursachen, die nicht in der Hand des Herausgebers lagen, verzögerten jedoch das Erscheinen.

Die Uberlieferung der Chronik gibt manche Rätsel auf, an deren Lösung sich schon mehrfach namhafte Historiker versucht haben. Durch den neuen Druck des Geschichtswerkes gewinnen die Unter­suchungen zwar eine sehr viel festere Grundlage; aber es bleiben doch mancherlei Unsicherheiten. Der Herausgeber rückt ihnen in der 33 Seiten umfassenden Einleitung zu Leibe.

Zunächst gibt er eine Übersicht über die Handschriften. Bei ihrer Beurteilung wirkt erschwerend, daß keine Urschrift erhalten ist, son­dern daß es nur spätere, bearbeitete Abschriften gibt. Die Abschrei­ber haben eben selten ihre Vorlage getreu kopiert; sie haben bei ihrer Arbeit Ergänzungen aufgenommen, ja, sogar größere oder klei­nere Partien bearbeitet. So entstand eine Fülle von verschiedenen Fassungen, deren genaue Analyse sehr schwer, wenn nicht gar un­möglich ist.

Die älteste erhaltene Handschrift ist die vom Herausgeber als H bezeichnete in Hamburg, die dem Teildruck Lappenbergs von 1841 zugrunde lag. Ihrer Beurteilung durch den Herausgeber kann man voll zustimmen. Es handelt sich zwar um eine recht alte Handschrift um 1440/1450; es ist aber eine Abschrift, die ihre Vorlage an vielen Stel­len verkürzt. Meinert wählte daher diese Fassung nicht als Grund­lage seines Textes.

') S. 132 ff.