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Herbert Sdiwarzwälder
beitung hat Hermann Meinert bereits im 48. Band dieses Jahrbuchs geschildert J ).
Bemerkenswert ist dabei vor allem, daß das ganze Unternehmen zuletzt noch in den Strudel des Zweiten Weltkrieges und der Jahre danach geriet: das Manuskript wurde 1945 Kriegsbeute der Tschechen, und der Ost-West-Konflikt verhinderte dann zunächst eine Rückgabe. Es wurde mancherlei Vermittlung von Wissenschaftlern in Schweden, Österreich, Frankreich, der Tschechoslowakei und Deutschland erbeten. Eine besondere Bedeutung hatten dann die Bemühungen des Prager Historikers Frantisek Kavka: im November 1961 erhielt Hermann Meinert das Manuskript endlich zurück und konnte nun die abschließenden Arbeiten durchführen. An sich bestand die Absicht, den Druck der Chronik zur 1000-Jahrfeier 1965 auf den Gabentisch zu legen. Ursachen, die nicht in der Hand des Herausgebers lagen, verzögerten jedoch das Erscheinen.
Die Uberlieferung der Chronik gibt manche Rätsel auf, an deren Lösung sich schon mehrfach namhafte Historiker versucht haben. Durch den neuen Druck des Geschichtswerkes gewinnen die Untersuchungen zwar eine sehr viel festere Grundlage; aber es bleiben doch mancherlei Unsicherheiten. Der Herausgeber rückt ihnen in der 33 Seiten umfassenden Einleitung zu Leibe.
Zunächst gibt er eine Übersicht über die Handschriften. Bei ihrer Beurteilung wirkt erschwerend, daß keine Urschrift erhalten ist, sondern daß es nur spätere, bearbeitete Abschriften gibt. Die Abschreiber haben eben selten ihre Vorlage getreu kopiert; sie haben bei ihrer Arbeit Ergänzungen aufgenommen, ja, sogar größere oder kleinere Partien bearbeitet. So entstand eine Fülle von verschiedenen Fassungen, deren genaue Analyse sehr schwer, wenn nicht gar unmöglich ist.
Die älteste erhaltene Handschrift ist die vom Herausgeber als H bezeichnete in Hamburg, die dem Teildruck Lappenbergs von 1841 zugrunde lag. Ihrer Beurteilung durch den Herausgeber kann man voll zustimmen. Es handelt sich zwar um eine recht alte Handschrift — um 1440/1450; es ist aber eine Abschrift, die ihre Vorlage an vielen Stellen verkürzt. Meinert wählte daher diese Fassung nicht als Grundlage seines Textes.
') S. 132 ff.