Jahrgang 
46. Band (1959)
Seite
287
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Die bremische Dampfschiffahrt mit England im 19. Jahrhundert 287

zur Weser gekommen waren und etwa ein Zehntel des gesamten Ver­kehrs mit England bestritten hatten, wuchs die Zahl bis 1854 auf 60 und bis 1857 auf 83 Ankünfte, die sich auf zwanzig englische Dampfer verteilten. Während der Verkehr von der Weser vor allem nach Lon­don ging, hatte sich im einkommenden Dienst die Fahrt von Hull in­zwischen am kräftigsten durchgesetzt. 1856 bestand eine wöchentliche Linie, in der zwei Dampfer verkehrten. Der Dienst zwischen London und der Weser wurde dagegen von zahlreichen Fahrzeugen besorgt, die ohne größere Regelmäßigkeit durchschnittlich vierzehntäglich ein­trafen 16 ). Daneben fuhr nur ein deutscher Dampfer, den Butjadinger Bauern 1855 für die Viehausfuhr in Betrieb setzten und mit gutem Erfolg beschäftigten, bis er im Herbst 1857 unterging 17 ).

Daß man in Bremen währenddessen untätig geblieben war, wird durch die angespannten Kreditverhältnisse verständlich, welche die wirtschaftlichen Aufbaujahre nach 1850 kennzeichneten, überhaupt war der Wirtschaftsstil über gemeinnützige Experimente, wie die Ge­sellschaft von 1844 sie dargestellt hatte, hinausgegangen. Auch in der Dampfschiffahrt begann sich das Streben jetzt stärker auf den Erfolg und Ertrag zu richten, die kleineren und einzelnen Unterneh­mungen früherer Jahre zu verschmähen und wie selbstverständlich im Großen und Großartigen zu planen, auch wenn eine Verwirk­lichung dadurch erschwert wurde oder in die Ferne rückte. Anschei­nend sind es englische Geschäftskreise gewesen, welche die Pläne einer neuen Dampferlinie für den Englandverkehr mit dem Bremer Projekt einer überseeischen Linie zuerst verknüpft haben. Der Ge­danke wurde von Bremens führendem Kaufmann Hermann Henrich Meier aufgegriffen, und wenn auch 1853 die Unterhandlungen mit englischen Kapitalisten über eine bremisch-englische Gemeinschafts­arbeit zu keinem Ergebnis führten, so wurde die Konzeption von Meier doch nicht wieder aufgegeben 18 ). Als er sich 1856 an die Spitze der Gründer des Norddeutschen Lloyd stellte, war unumstritten, daß die Passagierdampfschiffahrt nach Nordamerika zwarden bedeutend-

16 ) St.A.: Jährliche Listen der ein- und ausgehenden Schiffe; Behörde für die Handelsstatistik in Bremen, Übersicht des Bremischen Handels im Jahre 1849 ff.

17 ) Max Peters, Die Entwicklung der deutschen Reederei seit Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gründung des Deutschen Reiches, Jena 1905, II, 170.

18 ) St.A.: H. H. Meier-Nachlaß.