Das Paulskloster vor Bremen
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dechanten Moritz von Oldenburg zugezogen, welcher die Nachfolge des verstorbenen Erzbischofs für sich beanspruchte. Mit einem Heer griff er die Stadt von Nordosten an, durchbrach beim ersten Ansturm die Landwehr bei dem Rembertispital und lagerte sich vor dem Oster- tor. Dort veranstaltete er ein glänzendes Fest, auf dem er zwei junge Grafen und drei Knappen zu Rittern schlug. Vor seinem Abzug brannte er die ganze, von Handwerkern und Hökern bewohnte Vorstadt nieder 66 ).
Gegen die Weser war das Kloster durch einen Deich, gheheten uppe dem Kellere 67 ), geschützt. Ein Stück flußaufwärts erstreckte sich sein Weideland, seit dem sechzehnten Jahrhundert Pauliner Marsch genannt 68 ).
Es lag auf der Hand, daß die Mönche danach strebten, ihren Besitz in dem für die Bewirtschaftung so günstigen Stadtgebiet auszudehnen. Doch konnten sie dabei gelegentlich in Widerstreit mit den Stadtgesetzen geraten. Schon die Statuten von 1303 hatten den Bürgern verboten, „Weichbilde" an geistliche Personen, die ja von Steuern und Bürgerpflicht befreit waren, zu veräußern 69 ).
Tatsächlich hat das Kloster niemals innerhalb der Stadtmauer liegendes Gut erworben. Doch vermochte es in der Nähe der Stadt seinen Besitz, z. T. durch Erwerbungen von Bremer Bürgern, zu vergrößern: im Osten durch zwei Wurten in der Krummenstraße 70 ), einen Acker bei der Thidenbrugge 71 ), eine Wurt bei der Kohstrate 72 ), ein halbes Stück hinter dem Rosendal 73 ) und durch eine halbe pecia terrae
66 ) Brem. Chronik v. Rynesberch-Schene, Brem. Geschichtsquellen, a. a. O., S. 95 f.
67 ) 1411. Br. Ub., V, 1.
68 ) 81,4 ha, vgl. Buchenau, a. a. O., S. 139.
••) Vgl. Donandt, Stadtrecht, I, S. 145 f., II, S. 341. Vgl. auch Br. Ub., IV, 135.
70 ) Am westlichen Ende der heutigen Bleicherstraße. Vgl. Buchenau 4 , S. 217. — 1353, Juni 1. Br. Ub., III, 41. — Verkäufer: der Bremer Bürger Johann Strobeling.
71 ) 1339, Dezember 4. Br. Ub., II, 458 (Dorsualnotiz: in der Weite). — Verkäufer: der Bremer Bürger Heyneke Schillere.
72 ) Die heutige Wulwesstraße. Vgl. Buchenau, S. 126. — 1343, Mai 9. Br. Ub., III, 38. — Verkäufer: der Bremer Bürger Werner von Oldenburg.
73 ) Ein Feld am Ostertorsteinweg zwischen dem Ende des Landweges und den Höfen an der heutigen Bauernstraße. Vgl. Buchenau, 4. Aufl., S. 217. — 1364, Dezember 20. Br. Ub., III, 235. — Schenker: der Laie Gert Westfal.