498
Ilse Schunke.
Stammbuch auf; wahrscheinlich ist er damals in den Beruf übergegangen. In der Regel sind die Einträge lateinisch, mitunter auch griechisch geschrieben. In der Vorliebe für einzelne Schriftsteller oder Symbole, in den zahlreichen Widmungen und Unterschriften bieten sie einen reizvollen Beitrag zu der Geschichte des gelehrten Lebens in Bremen vom Anfang des 17. Jahrhunderts.
V.
Genfer Einband aus der Bibliothek des Melchior Goldast.
Die beiden letzten Einbände (Abb. 5 u. 6) sind nicht, wie die vorhergehenden, in Bremen gebunden, obwohl sie beide zu dem alten Bestand der Bibliothek gehören, Der schöne Renaissance-Einband (Abb. 5) ist mit den Büchern des Polyhistors Melchior Goldast am Ende des 17. Jh. von der Staatsbibliothek übernommen worden. Er enthält eine lateinische Handschrift, die Satiren des Persius (Msc. b. 25), in zierlicher Humanistenkursive und mit farbigen Initialen auf Pergament in der Mitte des 15. Jh. niedergeschrieben. Demgegenüber ist der Einband sehr viel später entstanden; er dürfte erst am Ende des 16. Jh. anzusetzen sein. Die Staatsbibliothek besitzt ein Seitenstück zu ihm, gleichfalls aus der Bibliothek des Goldast und zum Teil mit denselben Stempeln verziert. Auch dieses Buch enthält eine Handschrift, die Logik des Nicephorus, mit griechischer Schrift im 14. Jh. auf Pergament geschrieben. (Msc. c. 8.) Der Gedanke liegt nahe, daß beide Handschriften vor oder nach dem Verkauf in ein und derselben Werkstatt gebunden worden sind.
Durch den freundlichen Hinweis von Herrn Dr. Schecker-Bremen wurde ich auf ein Bücherverzeichnis von Goldasts Hand aufmerksam gemacht, das sich in einem Sammelband seiner Manuskripte aus den Jahren 1599 bis 1605 (Staatsbibliothek Msc. a. 97) findet und den Titel trägt: Catalogus librorum MSS. Geneuae in Allobrogia e Gallia para- torum magna parte ineditorum. Hier ist in der Tat unter Nr. 20 die Handschrift des Nicephorus angeführt, wie es scheint, von Goldast selbst angestrichen. Danach dürfte er das Buch etwa 1601 in Genf bei einem Buchführer gekauft haben. Eine Nachschrift von seiner Hand gibt an, daß er noch mehr Handschriften erwerben würde, wenn ihm der Buchführer ein gutes Angebot machen und sich ihm gegenüber redlich erweisen würde. Und in der Tat hat Goldast auch noch weiter von ihm gekauft. Auf dem zweiten Bogen des Bücherverzeichnisses ist unter