Jahrgang 
Reihe A, 33. Band (1931)
Seite
486
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Gerd Dettmann.

liegenden Residenzen Celle, Braunschweig und Lüneburg. Das Olden­burger und ostfriesische Land besaß überhaupt keine größere städtische Kultur. Weseraufwärts war Minden der erste ansehnlichere Ort. Im Westen war es immerhin noch ein langer Weg bis nach Osna­brück, der ersten bedeutenderen Stadt westfälischer Kultur. Auch die Klöster der Bremer Umgegend hatten nicht den kulturellen Ein­fluß, der in anderen Ländern oft von den geistlichen Niederlassungen ausging und sich in künstlerischen Wechselbeziehungen zu benach­barten Städten äußerte. Allen diesen Umständen entsprechend, sind auch die Auswirkungen bremischer Kunstübung und bremischer Künst­ler auf das Nachbargebiet nur gering gewesen. Am stärksten war hieran noch immer das Kunstgewerbe beteiligt.

In den oben genannten Weihnachtsblättern der Historischen Ge­sellschaft Jahrgang 1930 habe ich bei der Untersuchung über die Einflüsse, die Bremen von auswärts empfing, auseinanderzusetzen ver­sucht, daß Bremen seine künstlerische Anregung wenigstens bis zur Wende des 18. Jahrhunderts vornehmlich aus dem Westen erhalten hat, denen nur wenige Verbindungen aus dem Osten gegenübergestellt werden konnten. Dem entsprechen nun im umgekehrten Sinne die Verhältnisse in den aktiven Kunstäußerungen Bremens. Kam die Kunst aus dem Westen, so konnte sie von Bremen in der Hauptsache nur nach dem Osten und Norden weitergegeben werden. Allenfalls in diesen weniger besiedelten und aufnahmefähigen Gebieten war für bremische Künstler und Kunsthandwerker die Möglichkeit gegeben, sich ein neues Absatzgebiet oder Tätigkeitsfeld zu schaffen.

Aus dem vorhergehenden ist klar hervorgegangen, daß hier nicht von der Übertragung eines speziell bremischen Stiles die Rede sein kann, den hat es nie gegeben. Bremen war immer Glied eines größeren Zusammenhanges. Es kann sich also nur um Künstler handeln, die Bremer waren und hier entweder für auswärts Werke geschaffen haben, oder die Bremen verließen und in fremden Gegenden ihr Brot fanden. Aus den frühen Zeiten nach der Einführung des Christentums ist uns nichts über bremische Künstler bekannt. Es ist aber wohl sicher, daß bei den Kirchenbauten des friesischen und Oldenburger Landes, östlich und westlich der Weser auch bremische Baumeister beteiligt waren. Urkundliche Nachrichten sind uns darüber nicht überkommen. Daß aber die Baumeister etwa der Kirche in Berne, die besonders in den Gewölbeformen stärkste Analogie zur bremischen