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Alfred Schmidtmayer.
Studenten deutscher Universitäten die gebührende Beachtung geschenkt und ihren Einfluß gewürdigt. J. J. Hanus (1862), Mencik (1897), J. V. Simäk (1906) und besonders Karl Hrdina (Sitzungsberichte der kgl. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften 1912) haben aus den Matrikeln der folgenden deutschen hohen Schulen die Verzeichnisse der in Böhmen und Mähren geborenen Studenten veröffentlicht: Altorf, Basel, Dillingen, Erfurt, Erlangen, Frankfurt a. d. 0., Freiburg i. B., Gießen, Greifswald, Gotha, Grimma, Hamburg, Hanau, Heidelberg, Herborn, Hof, Ingolstadt, Kassel, Köln, Königsberg, Leipzig, Marburg, Meißen, Rostock, Straßburg, Tübingen und Wittenberg.
Unser Gymnasium Illustre fehlt in dieser Reihe — erklärlich,, da die Bremer Matrikel noch nicht im Druck vorliegt. Damit fehlt aber gerade diejenige Schule, die man als die ausgesprochenste Bildungsstätte des böhmischen und mährischen Protestantismus bezeichnen darf. Im Jahre 1610 stammte fast ein Viertel aller am Bremer Gymnasium immatrikulierten Studenten — 20 von 83 — aus Böhmen und Mähren!
Leider beginnt das im Bremer Staatsarchiv noch erhaltene Album studiosorum erst mit dem Amtsantritt des Rektors Matthias Martinius (1610), und für die vorhergehende Zeit ist nichts mehr aufzufinden. Jedenfalls erfolgten zwischen 1610 und 1677 im ganzen 70 Eintragungen böhmischer und mährischer Studenten. (Vgl. Anhang I.)
Die Zahl erscheint zunächst klein, wird aber von allen deutschen Universitäten nur durch Altorf übertroffen. Sie ist sogar mehrfach größer als die Zahl der Bohemi und Moravi, die man nach 1610 in den Matrikeln Wittenbergs findet — ein Zeichen, wie sehr in Böhmen und Mähren der Einfluß der bremischen Theologen bereits jenen der alten Lutherstadt überwog. Die Ursache lag in einer gleichlaufenden Entwicklung, die Bremen mit Böhmen verband: in der Entwicklung zum Calvinismus.
Nicht ganz Böhmen nahm an dieser Entwicklung teil. Zwei große deutsche Kreise, der Egerer und Elbogner Kreis, gingen gesonderte Wege. Hier hatten nahe Freunde Luthers, wie Johannes Mathesius, der Pfarrer von Joachimsthal, nachhaltig gewirkt, und die Gemeinden waren dem augsburgischen Bekenntnis treu geblieben. Da diese Kreise noch große Freiheiten besaßen und mit den übrigen böhmischen Ständen fast wie mit einer fremden Macht verhandelten, war die Be-