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W. von Bippen.
Revolution von 1366 schrieb der Rat an Fürsten, Herren und Städte einen langen Klagebrief über die der Stadt vom Erzbisch of und seinen Kriegsknechten widerfahrenen Gewalttaten, und darin heißt es, daß sie alle Schlösser im Rathause aufschlugen und nahmen daraus unserer Stadt Geschmeide und Kleinodien, unser Stadtbuch, Siegel, Briefe, Handfesten, Armbrüste und Geschosse. Von all diesen aus dem Rathause geraubten Dingen ist nur das Stadtbuch an den Rat zurückgelangt und ist noch heute ein wertvolles Besitztum unseres Archivs.
Ich kehre von dieser Abschweifung zu den Wandschneidern zurück. Die durch das Privileg von 1597 getroffene Einsetzung der Staalherren und deren Anspruch auf einen Teil der durch die Ordnung festgestellten Brüche veranlaßte den Ratsherrn Dietrich Dieckhof, der zugleich Wandschneider und ihr Inspektor war, auf die ihm zufließenden Strafgelder zugunsten der Gesamtwandschneider zu verzichten. So sammelte er in wenigen Jahren die Summe von 2200 Talern. Als er nun im Jahre 1617 mit dem größeren Teile der Wandschneider zur Rechnungsablage im Ratskeller versammelt war, machte er den Vorschlag, die Summe zu einem dauernden Ehrengedächtnisse für die Gesellschaft der Wandschneider zu verwenden. Der Vorschlag fand Beifall und man erwählte sogleich den Antragsteller und zwei andere Wandschneider zu einer Kommission, um die Ausführung des Vorschlages näher zu überlegen. Daraus ist der Bau der Kost- oder Hochzeitshäuser, des gegenwärtigen Gewerbehauses, erwachsen, ein Unternehmen, das den Wandschneidern anstatt der erhofften Ehre zunächst vielfache Streitigkeiten unter sich, dann langwierige Prozesse und wohl ein Jahrhundert lang mancherlei Unbehagen gebracht hat. Die Kommission entschloß sich nämlich noch im Jahre 1617 oder zu Anfang 1618, die an der Westseite des Anschariikirchhofs liegenden Baulichkeiten, die zum Skandal der bremischen Bürgerschaft und der hierher kommenden Fremden fast völlig zerfallen waren und schon durch in die Straße hineinragende Balken gestützt werden mußten, anzukaufen und auf dem Räume zwei stattliche Häuser zu erbauen. Der Ankauf der Ruinen und ihr Abbruch verschlang freilich schon mehr als