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einzelne Haufen auch mit dem der „Likedeeler" (Gleichtheiler) vertauschten. Mit dem Wahlspruche „Gottes Freund und aller Welt Feind", — den wir auch wohl bei den Banden finden, welche zu derselben Zeit in Ermangelung eines Kriegsherrn, der sie in Sold nahm, in grosser Zahl die Strassen im Innern Deutschlands unsicher machten und die Bewohner des platten Landes brandschatzten — durchstreiften sie, Verderben und Schrecken verbreitend, die Meere und die Mündungen der Ströme von den Gestaden der Länder des deutschen Ordens im heutigen Russland bis zu den Küsten Englands und Hollands. Sie recrutirten sich aus aller Herren Länder und allen Ständen, vom hörigen Bauer, der den harten Frohndiensten entlief, bis zum Edelmann; ja ein Magister der freien Künste war unter ihren ge- fürchtets ten Anführern.*)
Die Bekämpfung dieser schweren Plage des Handels war für die Hansestädte um so schwieriger, weil die Vitalienbrüder Zuflucht bei den Häuptlingen Ostfrieslands fanden, die ihnen bereitwillig ihre Häfen öffneten, sie öfter in ihren Fehden in Sold nahmen und jede Schwächung der Hansestädte gern sahen. Selbst Fürsten, wie einige Grafen von Oldenburg, finden wir unter ihren Beschützern. Nach mehrjährigen gemeinsamen Anstrengungen gelang es endlich im Jahre 1400 den Hansestädten, die meisten und bedeutendsten ostfriesischen Häuptlinge zu dem Versprechen zu nöthigen, dass sie keine Vitalienbrüder bei sich dulden und die in ihrem Lande befindlichen landwärts entlassen wollten. Aber die Erfüllung eines solchen Versprechens musste immer wieder von Neuem erzwungen werden; trotz einzelner hochgefeierten Siege — wie der von den Hamburgern im Jahre 1402 bei Helgoland und Neuwerk über die Flotten Klaus Stortebekers und Godeke Michaels erfochtenen 2 ), die mit 150 Gefährten auf dem Grasbrook unter dem Schwerte des Henkers endeten, — kostete die völlige Vernichtung der Vitalien-
') Vergl. Job. Vo igt's Abhandlung „Die Vitalienbrüdcr" in Raumer's histor. Taschenbuch; neue Folge, II. S. 1 ff. Siehe auch Voigt, Geschichte Proussens, VI. S. 114.
2 ) Zeitschrift für Hamburg. Geschichte, II. S. 43 ff., 285 ff., 5M4 ff.
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