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Literarische Besprechungen
seits gewinnen will, sowie in dem Kampf der Weifen und Staufen Partei zu ergreifen. Sie hat diese Wirren benutzt um ihre Rechte teils unbemerkt zu erweitern, teils für den Beistand, den sie gewährte, sich mit Privilegien lohnen zu lassen. Wie mannigfach verschlungen die Fäden auch in dieser Periode sind, wie schwer es ist den aus einander strebenden Stoff zu einer Einheit zusammen zu zwingen, mag man an den verschiedenartigen Ereignissen ermessen, die alle in die Regierungszeit Gerhards II. fallen. Der Kampf um die Grafschaft Stade wird durch einen Vertrag mit Pfalzgraf Heinrich im Jahr 1219 beigelegt. Die Urkunde ist vom Domkapitel, Rittern und Bürgern unterzeichnet, die erste Spur der späteren landständischen Verfassung des Erzstifts. In dieser Zeit hört die Missionsthätigkeit der bremischen Kirche auf. Der bremische Handel erstreckt sich schon damals über die nordischen Reiche, England, die Ostsee, das Oberland. Um ihn zu sichern, schliesst die Stadt einen in mehrfacher Hinsicht bemerkenswerten Vertrag mit den Rustringern. Einen Versuch des Erz- bischofs bei der Witteborg Zoll zu erheben, widersetzen sich die Bremer mit bewaffneter Hand. Dauegen helfen sie ihm zum Schutz gegen die Weifen die Burg Langwedel bauen. Schon vorher hatte der Erzbischof sich den Bürgern dadurch geneigt erwiesen, dass er ihnen den Zoll in Bremervörde erlicss, bei welcher Gelegenheit zum ersten Male Ratsherren erwähnt werden. Inzwischen griff Gerhard in den Kampf gegen die Dänen ein und nahm persönlich an der Schlacht von Bornhöved teil. Unmittelbar darauf bekriegt er die Stedinger, gegen die er einen Kreuzzug zu eröffnen wünschte. Gute Dienste leisten ihm dabei die Dominikaner, die sich seit 1225 in Bremen niedergelassen hatten. Da der Papst die Erlaubnis zum Kreuzzug nicht ohne weiteres erteilen wollte, bricht Gerhard selbst nach Rom auf. Auch Friedrich II. ergreift Partei gegen die Stedinger und thut sie in des Reiches Acht. Endlich entschliesst sich auch die Stadt dem Erzbischof beizustehen, wofür dieser ihr 1233 sehr wertvolle Zugeständnisse macht, die er freilich