Jahrgang 
Band 92 (2013)
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Kaufmannsbriefe aus Baltimore für Bremen im Jahre 1797.

Ein Beitrag zur Geschichte des frühen Bremer Amerikahandels*

Von Wolfgang Hans Stein

Der europäische Amerikahandel war seit dem 16. Jahrhundert Binnenhandel der beteiligten Kolonialmächte, der allein von den Reedern und Kaufleuten der jeweiligen Staaten betrieben werden durfte und Ausländern verschlossen war. Eine Möglichkeit für deutsche Kaufleute, trotzdem an diesem lukrativen Handel teilzunehmen, bestand zunächst nur darin, ihn nicht von außerhalb sondern aus dem Inneren der Kolonialmächte zu betreiben. Bremer und Hamburger Kaufleute siedelten sich deshalb vielfach in Spanien (Cadiz), Frankreich (Bordeaux), den Niederlanden (Amsterdam) und England (London) an, um in neuer Partnerschaft mit den einheimischen Kaufleuten sowie in Fortführung der alten Familienbeziehungen zu den Herkunftsorten Handel zwischen Amerika und Deutschland zu vermitteln und zu betreiben. 1

Eine gewisse Möglichkeit zum direkten Handel mit den amerikanischen Kolonien eröffnete sich für die deutschen Kaufleute erst ab Mitte des 18. Jahr­hunderts, als die Kolonialmächte begannen, in Kriegszeiten ihre Übersee­häfen für Neutrale zu öffnen, um durch sie die Versorgung durchführen zu lassen, die sie selbst gegen den Feind nicht mehr sichern konnten. Das glückte schon im Siebenjährigen Krieg und dann insbesondere im amerika­nischen Unabhängigkeitskrieg, als die USA 1776/1780 ihre Häfen und Frank­reich 1782 seine westindischen Häfen den Neutralen öffnete und diese gleichzeitig unter russischer Führung ihre Schifffahrt durch eine bewaffnete Neutralität schützen konnten. Dies war freilich oft mehr Anspruch als Rea­lität. Immer war jedenfalls mit den Kaperschiffen der feindlichen Mächte zu

* Für Adolf E. Hofmeister, dem Freund und Kollegen zum 17. Dez. 2013.

Meinen Glückwunsch zum 70. Geburtstag verbinde ich mit einem herzlichen Dank für die tätige Mithilfe bei der Ausarbeitung dieses Aufsatzes. Adolf E. Hofmeister hat mich in die Bremer Handelsgeschichte eingeführt, mir seine profunde Kennt­nis der Bremer Quellen zur Verfügung gestellt und die Entstehung der Arbeit mit steten Anregungen und Kritik gefördert. Dafür sei ihm herzlich gedankt.

1 Margit Schulte-Beerbühl, Deutsche Kaufleute in London. Welthandel und Einbür­gerung (1660-1818), München 2007; Klaus Weber, Deutsche Kaufleute im Atlantik­handel (1680-1830), Unternehmen und Familien in Hamburg, Cadiz und Bordeaux, München 2004; Karl H. Schwebel, Bremer in den Niederlanden, in: ders., Bremer Kaufleute (wie Anm. 2), S. 133-140; Hartmut Müller, Bremer Kaufleute in Bor­deaux, in: Brem. Jb. 73, 1994, S. 87-115.

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