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Leopold Schefer.
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Denn Er ist eures Opfers heilge Wirkung,

Das süße Krastgedüst des ganzen Himmels!

Noch voll Empfindung bin ich eures Webens,

Und was ich alles war und alles hatte.

Es ward mir sanfte Thräne in den Augen,

Daß es die Soune nur als Diamaut,

Als funkelnd-bunten Tropfen Thaues schmückte.

Ja, ja! Die Sonne ist mir immer pünktlich

An jedem Morgen auf-, an jedem Abend

Hinabgegangen, uud der Mond gekommen,

Der Schlaf zum rechten müden Augenblick.

Am rechten Abend stand die Jungfrau mir

Zum Weibe da! Am rechten Morgen richtig

Lag ihr ein Kind im Schoß; zur rechten Zeit

War ihm die Erdbcer, war die Kirsche reif.

So wurden uns die Monde reis zusammen

Die Jahre wurden nacheinander reis.

Zur rechten Stunde ward das erste Haar

Mir reif. Zum rechten Augenblicke starb

Nach eurer himmlisch-treu gewissenhaften

Und wundervollen höchsten Knnst mein Weib.

Dies schwere Lob versetzt mir meinen Athem

Kür alles seid bedankt mit tausend Thränen!

Zur rechten Stnnde werdet ihr mir nahen

Und mich verwandeln, wie den Todten ziemt,

Auf daß ihr Ehre habt bei euren Menschen.

Ich hab euch wohl gelebt. Nun lebt ihr mir wohl

Ich nehme selbst mir meinen Schatten mit.

Und so entlaß ich euch aus meinem Dienst.

Goethes Prometheus vollständig.

Ein Beitrag zur Goetheforschung.

Die Gegenwart hat Merkwürdiges geleistet in Wiederauffindung von Thatsachen, welche, im Zeitenstrome untergetaucht, von ihm längst zerstört schienen, und zwar erreichte sie dies nicht blos durch sozusagen handgreifliche Forschung, sondern auch durch scharfsinnig zusammenstellende, durch Kritik. Man kennt nicht allein nach mehrtausendjährigem Begrabensein die assyrische Welt jetzt besser, als man sie zu jener Zeit kannte, da sie eben erst unter­gegangen war, sondern man kennt jetzt auch die Jugend Goethes besser, als