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muskeln! — Aber auch ein sensibler Nerv mußte befragt werden nach seiner Jnsensibilitt. vr. Schiff wählte rasch den Verbindungszweig des zweiten Astes des fünften Nervenpaars (ramus ec>mmuniean8 quwU eum tacwli) mit dem Gesichtsnerv; es ist dies bekanntlich ein kleiner Nervenast, der von der Lippe aufwärts nach der Wange steigt. Er ist gut geeignet für solche Versuche, weil er sehr empfindlich ist. Es blieb daher die eine Nadel unterhalb des Ohres stecken, die andre ward in der Nähe der Lippe eingestochen; der Mulliplicator arbeitet, die Kette schließt, sie öffnet sich, stumm steht der Kreis der Zuschauer, die nicht wissen, was vorgeht; einzelne Zuckungen folgen, einzelne Verzerrungen der Gesichtszüge .der Somnambulen, gleich wie Blitze, die den Sturm weissagen; man sieht den Kamps des Mädchens, das an Schmerz gewöhnt ist; man sieht ihr inneres Widerstreben; ^ um so greller der Schrei, mit welchem die Somnambule von ihrem Stuhl emporfährt. Der Schmerz hatte gesiegt!
Die Gaukelei lag vor uns. Was Wunder, daß nun eine Scene begann, die dem Psychologen von höchstem Interesse sein mußte. Ein zweiter Othello, fuhr dieser Italiener, eine Kerze in der Hand, durch seine Gemächer, schnaubend, mit wutherstickter Stimme, nach Satisfaction kreischend: Lg.Ust'g.Ltioii, ovup scmclrc^anl., psrr terrs, waren die freundlichen Zurufe des Meisters, dem sich eine Fluth von Erclamationen gegen uns in verschiedenen Mundarten anschloß, zeitlich mischte sich damit die flötende Stimme der Italienerin. Ein Theil Schüler stand blaß und betroffen, ein andrer Theil wetteiferte im Toben mit dem Meister. Auf Dr. Schiffs Anfrage, ob die Somnambulen noch weitere Versuche wünschten, da das Gesehene nur der schwächste Theil seiner Künste sei, flohen sie entsetzt von dannen und schlössen sich in ihr Zimmer.
Mit der gemüthlichen Frage, ob man ein Attest wünsche, bereichert in unsren psychologischen Erfahrungen über die active und passive Menschheit, zogen wir voll Heiterkeit von dannen."
Ueber die Existenz der Seele und den Materialismus
der Naturforscher.
Bei der diesjährigen Versammlung der Naturforscher zu Göttingen ist eine Frage, welche schon seit längerer Zeit eine Rolle in der Naturwissenschaft spielt, öffentlich zur Sprache gekommen, ob nämlich die heutige Naturforschung dem Menschen noch eine Seele zu besitzen erlaubt oder nicht. Rudolph Wagner, der berühmte Physiolog, hat sogar einen andern nicht weniger ausgezeichneten Physiologen Ludwig herausgefordert, mit ihm über dieses Thema zu disputiren.