Kiß
stellungen befangen werden; er würde dem Nebcrwiegen der Materie durch geistige Kraft vorbeugen. Wenigstens Poesie sind diese Stoßseufzer nicht, z, B,:
„O Herr! ich glaub', cs wär das Beste, Du ließest mich in dieser Welt; Heil' nur zuvor mein Leibgebrcste, Und sorge auch für etwas Geld.
Ich weiß, es ist voll Sünd und Laster Die Welt; jedoch ich bin einmal Gewohnt, auf diesem Erdpechpflaster Zu schlendern durch das Jammerthal,
Geniren wird das Weltgetrcibc Mich nie; denn selten geh' ich aus; In Schlafrock nnd Pantoffeln bleibe Ich gern bei meiner Frau zu Haus."
Aber wenn ihn einmal der Kobold des tollen Humors erfaßt, dann erkennen mir auch hier den alten Heine wieder, und verzeihen ihm gern seine Sch'eltworte, Lästerungen und Cynismen, wegen seiner treffenden und durchgreifenden Einfalle. So z. B. die Himmelfahrt, die Launen der Verliebten, Erinnerungen aus Krähwinkels Schrcckenstagen u. f. w,
„Ihr Deutschen seid ein großes Volk, So simpel und doch so begäbet! Man sieht cnch wahrhaftig nicht an, Daß ihr das Pulver erfunden habet."
Die neuen französischen Zustände werden durch eine Dedication an den Fürsten von Pückler-Muskau eingeleitet, den Heine als einen Geistesverwandten begrüßt, und mit Recht. Denn trotz ihrer verschiedenen Stellung in der Gesellschaft war ihre Bildung eine sehr homogene und sie sind beide als die Väter der jungdeutschen Literatur zu betrachten. — Was die Korrespondenzen selbst betrifft, so sind sie insofern ein sehr interessanter Beitrag zur Geschichte unsrer Literatur, als sie uns die Art und Weise versinnlichen, wie die allgemeine Zeitung auf die politische Bildung ihres Publicums einzuwirken bemüht gewesen ist. Daß dieses Blatt bei 'seinen außerordentlichen Mitteln und seiner Verbreitung über die ganze Welt auch in der Form jene Eleganz und Zierlichkeit anstrebt, die einem gebildeten und zum Theil vornehmen Publicum die politischen Neuigkeiten annehmbar macht, finden wir ganz in der Ordnung: aber sie geht in diesem Streben ohne Zweifel zu weit. Denn Heine ist nicht der einzige ihrer Korrespondenten, dem es vor allem auf den Stil ankommt, und dann erst auf den Inhalt, .soweit derselbe für das abstracte Stilbedürfniß nicht völlig zu umgehen ist, sondern ein großer Theil ihrer Mitarbeiter — und wir glauben kaum zu weit zu gehen, wenn wir behaupten, daß ihre Arbeiten