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Politische Broschüren.
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unsern Widerspruch gegen die Haltung und Tendenz dieses Blattes auszusprechen. Wir halten es daher im gegenwärtigen Augenblick für geeignet, auf das völlig veränderte Verhältniß hinzuweisen. Die Nationalzeitung hat sich in Beziehung auf die orientalische Frage, wenn wir von den äußern Formen und Redensarten absehen, die ein Blatt nicht leicht abstreift und die in diesem Falle auch nicht das Wesen der Sache berühren, durchaus so gehalten, wie wir es nur von einem Blatt unserer eignen Partei wünschen könnten. Sie hat mit Entschiedenheit nnd Verstand! die Sache der europäischen Civilisation gegen die Barbarei vertreten, sie hat sich durch die Winkelzüge einer unsteten und schwankenden, aber dabei so­phistisch übermüthigen Partei nicht täuschen lassen. Es ist das um so wichtiger, da sie gegenwärtig in Berlin das einzige größere Blatt ist, welches den Libera­lismus vertritt, und da ein Blatt, das in der Hauptstadt erscheint, grade in der gegenwärtigen Krisis eine größere Bedeutung haben muß, als auch die tüchtigsten Provinzialblätter. Zwar wäre es in manchen Beziehungen wünschenswert!) ge­wesen, daß sie den preußischen Kammern eine größere Aufmerksamkeit gewidmet hätte, um das Pnblicum fortwährend darauf hinzuweisen, wo es die Concentration seiner Ansichten und Ueberzeugungen zu erstreben habe; allein diesmal müssen wir offen gesteben, daß ein sehr starker Glaube an die Nothwendigkeit der con- stitutiouelleu Entwicklung Preußens dazu gehörte, um an der Haltung der gegen­wärtigen Kammern mit bleibendem Interesse theilzunehmen. Wir haben es selber zu unserm Bedaueru aussprecheu müssen, daß die gegenwärtigen Kammern den Ernst und die Bedeutung der Situation nicht so aufgefaßt haben, wie es einer bedeutenden politischeu Körperschaft würdig gewesen wäre. Wir haben das­selbe sogar von der Opposition sagen müssen, sofern wir sie als ein Ganzes be­trachten. Wir können es daher der Nationalzeitnng, die sich zu den Kammern von vornherein in ein anderes Verhältniß gestellt hat, nicht verdenken, daß sie ihrerseits wenigstens indirect eine sehr natürliche Theilnahmlostgkeit ausdrückt, die doch nur dasselbe sagt, was der größere Theil des Publicums sich ohne­hin denkt.

Leider können wir die feste Haltung dem politischen Waukelmuth gegenüber nicht bei allen denjenigen Zeitungen rühmen, die sonst unserer Ansicht näher stehen, die aber mit der gewöhnlichen Süffisance der Neutralität behaupten, sie seien nicht der Ausdruck einer bestimmten Partei, sondern sie standen außerhalb der Parteien oder über ihnen: eine Erklärung, die immer das Bekenntniß vollkommener politischer Nullität ist. Ju mancher dieser Zeitungen findet das Publicum zn seinem Er­staunen in der einen Spalte die leidenschaftlichsten Erklärungen, daß Preußen sich mit den Westmächten vereinigen müsse, daß die Neutralität eine Unmöglichkeit oder ein politischer Selbstmvicd sei, in der zweiten Spalte die Versicherung, daß es keine weisere Politik gebe, als die des 'Ministeriums Manteuffel, und daß Deutschland vor allen Dingen darnach streben müsse, sich von den gegenwärtigen