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schüft aus, und während es seine fernere Unterstützung zur Durchführung der mit seiner Zustimmung gefaßten Beschlüsse versagt, bildet es sich ein, nichtsdestoweniger seine berathende Stimme den Großmächten gegenüber mit Nachdruck geltend machen zu können.
Das ist eine unheilvolle Verblendung. Die westlichen Staaten und Oestreich könuen in einem europäischen Kriege die Neutralität einer Großmacht, die jeder der streitenden Parteien im höchsten Grade gefährlich werden kann, unmöglich dulden, — am wenigsten die eines Staates, der Proben seiner Unzuverlässigkeit gegeben hat. Beharrt Preußen bei seinem Entschluß, so werden sie nvthgedrnngen von den Verhandlungen zu Drohungen, von den Drohungen zum Zwange übergehen müssen. Diese angebliche Neutralität, deren eigentlicher Sinn dnrch die Preuß. Cvrr., das offiziöse Ocgau, genauer dahin präcisirt ist, daß sie auch die Eventualität eines Einschreitens für Nußland zuläßt, — eröffnet uns also die Per- spective auf ernste Verwickelungen, auf einen Kampf mit dem Westen, dnrch den alle Wünsche Nußlands rcalistrt werden, ohne daß eS irgend eine Verpflichtung zu Gunsten Preußens übernommen hätte.
Darum hat die Kreuzzeitung, das Organ der russischen Partei, die politische Schwankung auch mit lautem Jubel begrüßt. Das neue System gewährt ihr mehr, als sie erwartet hatte; und nnr ihrer eignen Ueberraschung ist der unvorsichtige Ausbruch ihrer Freude beizumesseu, durch den sie auch minder scharfsichtige Personen über die Situation aufklärt.
Die Folgen des Systems entziehen sich jeder menschlichen Berechnung. Wenn Preußen sich durch einen Kampf gegen diejenigen, welche auch nach seiner Ansicht das Recht uud die Juteresseu Europas verfechten, moralisch zu Gruude gerichtet hat, wird auch seiue politische Stellung, vielleicht seine staatliche Existenz, durch eine mächtige Koalition vernichtet werden.
Es versteht sich von selbst, daß alle einsichtigen Patrioten, welche die Mitschuld an solchem Unglück nicht ans sich laden wollen, ihre Betheiligung bei den Geschäften des auswärtigen Ministeriums eingestellt haben, als alle ihre Bemühungen, den entscheidenden Schritt zu verhindern, vergeblich waren. So namentlich Graf PourtaleS, dessen weitsichtiger Politik wir die Verhindcrnng eines Allianzvertrages mit Rußland und später einer Neutralitätserklärnng Preußens verdanken.
Jedermann wird bestürzt fragen, ^wie dieser, Preußen so sehr gefährdende Umschwung, bei so klarer Situation, überhaupt möglich war. Wir beschränken uns auf einige Andentungen.
Unter allen preußischen Staatsmännern war Graf PourtaleS infolge seiner früheren Stellung in Kvnstantinvpcl vorzüglich befähigt, dnrch seine genaue an Ort uud Stelle erworbene Sachkenntniß auf Preußens Politik in der orientalischen Verwickelung eine entscheidende und heilsame Einwirkung auszuüben. Der König