Beitrag 
Ein deutsches Bundesarmeecorps im Kriege.
Seite
206
Einzelbild herunterladen
 

206

beten. Es wäre in anderer Hinsicht schade, wenn wir ihn verlören, denn er genießt den Nnf eines tüchtigen Strategen.

Den 27. Mai. Das hat viel Mühe und nicht geringen Verdruß gekostet, bis die Rangverhältuifse unter uns Generalstabsoffizieren festgesetzt waren. Hätte nicht die liebenswürdige Persönlichkeit unseres Oberanführers vieles wieder ausgeglichen, diese Feststellung wäre noch gar nicht erfolgt. Dennoch haben schon 2 Offiziere von uns ihren resp. Regierungen Gesuche um Abberufung geschickt. Es ist aber auch nicht recht, daß einige Regierungen noch zuletzt den Offizieren, die sie zu unserem gemeinsamen Generalstab commandirtcn, einen höheren Grad verliehen, damit diese, darauf gestützt, anch bei uns einen höhern Rang einnehmen sollten. So hat der fürstlich Z.csche Hof einen ganz jungen Mann, der früher mir bei dtm Hofmarschallamt des Fürsten Dienste that, mit dem Hauptmannsgrad hierhergeschickt, und dieser verlangt nnn über den alten verdienten Artillerielieutenant, der von B. zu uns commandirt ist, gesetzt zu werden. Ueberhaupt kaun man mit ziemlicher Sicherheit darauf rechnen, daß, je kleiner das Contingent ist, desto vornehmere Titel die Offiziere desselben führen und desto buntere und glänzendere Uniformen sie tragen. So haben die S. ein Bataillon, das kanm 700 Mann zählt, zu unserem Armeecorps gestellt und dabei ist ein Oberst, ein wirklicher nud ein aggregirter Major, die alle drei zusammen soviel Silber- nnd Goldwerk und eine solche Menge kleiner Haus­orden ans ihrem Leibe tragen, daß man sie für Feldmarschälle halten sollte. So etwas müsse imponiren", hat man in S. gesagt,und den S. Truppen ein erhöhtes Ansehen geben." Dabei führen dieselben Truppen aber noch äußerst schlechte Gewehre, die ein Kaliber haben, wie es in nnserm ganzen Corps nicht wieder vorkommt, und sie tirailliren so ungeschickt, daß man Darüber herzlich lachen könnte, wenn man sich nur nicht so sehr schämen müßte.

Den 29. Mai. Unser Dienstgang stockt fortwährend und nichts will recht in Zug kommen und doch stehen die Feinde nur eiuige Tagemärsche von uns entfernt. So hat unser nener Generalstabschef auch die Dienstordnung bei uns einge­führt, die er von seinem heimatlichen Contingent her gewöhnt war. Diese aber ist ganz abweichend von derjenigen, welche die meisten andern Offiziere von ihren Contingenten her kennen, nnd wir sollen nns nun plötzlich über Hals und Kopf iu die ganz neuen Reglements hineinarbeiten. Das geht aber nicht so schnell, wie man es wol möchte, znmal wir sonst mit Geschäften aller Art überhäuft sind. Denn täglich treffen neue Truppen von den verschiedensten Contingenten bei unsrem Corps ein. So will bei uns nichts recht zusammengehen. Viele von uns Offizieren arbeiten noch nach der Vorschrift, die sie von daheim her gewohnt sind, und Confusion und Unvrdnuug herrscht daher schon jetzt überall. Unser guter Obergeucral hat darin schon den Kopf verloren, er selbst sieht am besten ein, daß er sich bei seinen 60 Jahren unmöglich mehr in alle die uenen Vcr-