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Ein deutsches Bundesarmeecorps im Kriege.
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taillone, 1 Batterie und die i Schwadronen unseres Hnsarenregimeuts in den nächsten Tagen zum Ausmarsch fertig sind. Der Nest wird wol erst in einigen Wochen nachrücken können. Wenn nur durch.diese Verzögerung unsere ganze Brigade nicht gleich von Anfang auscinaudcrgerissen wird. Es wäre doch nicht angenehm, wenn unsere Bataillone mit audereu Bataillonen, vielleicht gar mit den von M. M. oder H. H. zusammen in eine Brigade kommen müßten. Das würde unaufhörlichen Streit geben, denn mit den M.ern und H.acrn passen unsere Soldaten am wenigsten znsammcn. Auch zwischen uusercm OffizicrcorpS und dem von M. und H. herrschen so wenige Sympathien, daß an ein kamerad­schaftliches Verhältniß nie zn denken sein wird, obgleich dies im Felde nuter den Truppen einer Brigade wünschenSwerth, ja sogar nothwendig ist, wenn der Dienst nicht leiden soll.

Den 26. Mai. Reise auf der Eisenbahn ins Hauptquartier. Schöne Ein­richtung, die Eisenbahnen, ich darf niemandem sagen, daß diese Fahrt meine erste größere Reise auf den Schienen ist. Der Prinz von G. Z,, uuser Oberbefehls­haber, bei dem ich mich. heute meldete, empfing mich gnädig, ja herzlich. Der alte Herr hat etwas sehr Liebenswürdiges und Ritterliches in seinem Wesen. Jeder, der mit ihm iu Berührung kommt, wird für ihn eingenommen werden. Allzu viele militärische Studien scheint er übrigens nicht gemacht zu haben, um die Verhältnisse der einzelnen deutschen Kontingente, die jetzt nnter seine Befehle gestellt werden, hat er sich wenigstens noch nicht sehr gekümmert. Er frug mich sogleich nach dem Znstand unserer Truppen, von denen 2 Bataillone nud 6 be­spannte Geschütze in den nächste» Tagen hier eintreffen und unserem Corps 'ein­verleibt werden sollen; ans allen seinen Fragen ging dcntlich hervor, daß er von der Organisation derselben, von unserem Offiziercorps nud der natürlichen Anlage unserer dieustfähigcu Soldaten uur geringe Keuutniß besaß. Es ist ein sehr übles Ding, wenn ein Obcrgcneral Truppen unter seinen Befehl bekommt, von deren inneren Verhältnissen und Verwendbarkeit er nichts kennt.

Den 26. Mai. Hente wurde ich meinen neuen Kameraden vom Gcncral- stabe vorgestellt. Wir sind unserer 9 Offiziere, die 7 verschiedenen deutschen Kontingenten angehören. Ein glänzendes Gefolge bilden, wir mit unseren sehr verschiedenen, meist sehr reichen Uniformen gewiß, daß es aber Schwierigkeiten aller Art bei diesem so bunt zusammengesetzten Generalstab geben mnß, wird mir schon jetzt klar. So hat unser Prinz zum Chef desselben seinen früheren ersten Adju­tanten, den Obersten L., ernannt. Die T. T. Offiziere, von denen 2 in unseren. Gcneralstab commandirt sind, nud darunter auch ein Oberst, scheinen sehr miß­vergnügt darüber, da^ß sie als Offiziere eines größeren Königreiches jetzt sogar unter dem Befehl eines großherzoglichen Offiziers stehen müssen. Ihr Oberst, der, glaube ich, ein etwas älteres Patent als unser jetziger Generalstabschef besitzt, hat sogar an seine Regierung geschrieben nnd um Abberufung ge-