434
wen unvermeidlich ist. Aber die Hirtenbriefe der Bischöfe von Mainz und Limbnrg erklinge» bereits als Ultimatissima; die gchoffte Vermittelung zwischen dem Bischof von Nvtenburg und Würtembcrg soll sich zerschlagen haben; zwischen Kur- hesseu und Fnlda haben sogar schon die Vorpvstengefechte einen ernsthafte» Anfang genommen. Alle diese Staate» scheinen vollkommen und energisch gernstet, wenn anch Baicrus inspirirte Blatter dies- und jenseits des Rheines die Dinge in einer Weise besprechen, daß selbst die halbofficiclle ,,Pfälzer" nnd die Angs- burger „Allgemeine" Zeitung, als Genosse» der nltramontane» Zeloten „Mainzer Journal" niid „Deutsche Volkshalle" iu Baden von Beschlagnahmen ereilt wurden. Es scheint darnach fast, als glanbe Baiern, wie schon mehrmals vor und nach den Moment nicht ungünstig, nm sich a» Oestreichs Stelle als
Schirm und Hort des romanisch-katholistrenden Elements im sudwestlichen Denlsch- land einzuschicbeu. Man könnte sogar fast versucht sein, im Wiederanfgreifen dieser Wendung die Erklärung dafür zu finden, daß an Hessen-Darmstadt das demonstrative Vorgehen mit französische» Sympathien und unbedingtem Anstria- cismus abgetreten wurde, obgleich wol niemand daran zweifelt, daß die Nichtnngs- ordres noch immer von München ausgehen. Hessen-Darmstadt ist nun ebenso eng als Bade», Nassau, Würtemberg bei dem oberrheinischen Conflicte betheiligt. Trotzdem vernimmt man aus seiner reservirtcu Schweigsamkeit nichts, als daß die uniformirteu Beamten ihre etwaige Familicntrauer mit dreizölligcn Florbändern zwar am linken Arme der Klapta, doch nicht am Paletot zeigen dürfen. Und da das ultramontane Mainzer Journal jetzt beinahe die Stelle eines Negicrnngs- organcs einnimmt, vermuthet man im Publicum, Hessen-Darmstadt beabsichtige auch im hierarchischen Streite abgesonderte Wege zu gehen, vielleicht im Znsammenwirken mit Frankreich. Ob der von Wien angeblich angebotenen Vermittelung eine Beschwichtigung gelingen werde, ehe die übrigen Staaten der oberrheinischen Kirchenprovinz zu gleichen Schritten wie Baden genöthigt sind, kann natürlich hier nicht einmal vermuthet werden. Das Anerbieten selbst ist vielleicht nur eine klnge Parade gegen Baierns, dem unmittelbaren Einfluß Oestreichs auf den südwestdeutschcn Katholicismus bedenkliche Zuvorkommenheit. Jedenfalls ist aber das Vertrauen auf eine wirkliche Vermittelung durch die Prä- cedcntie» der östreichische» Journalistik in dieser Frage, wie durch je»e der Diplomatie im russisch-türkischen Conflicte keineswegs gesteigert. Annahme aller Forderungen des mächtigen Gegners, hieß dort das erste Vcrmittelnugswort; Gewähr aller Ansprüche der Hierarchie befürwortet jetzt die „Oestreichische Korrespondenz". Die gouverucmentale Stellung ist offenbar noch nicht ganz klar geworden, und man mnß die nächste Zukunft abwarten. Unterdessen mag jedoch davon Act genommen sein, daß die Preßorgaue unserer näheren Umgebungen, welche den russischen Angriffen gegen die Türkei das Wort reden, im hierarchischen Conflicte ebenso offen Partei uehmen für die äußersten Ansprüche der Bischöse.