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Aus Frankfurt.
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sichernng, daß die Armeereduction der östreichischen Regierungnoch eine be­sondere Veranlassung gegeben, in der Mitte ihrer Bundesgenossen über ihre Haltung in der gegenwärtigen Lage der Verhältnisse sich anszusprcchcn" dieser Versicherung folgte die abermalige Versicherung, daß jene Maßregel ,,nur nach reifster Erwägung des Standes der politischen Angelegenheiten Europas und der östreichischen Monarchie" beschlossen und eingetreten sei. Dazu machten die Börsenmänner höchst bedenkliche Gesichter; denn genan am -10. November und etwa in derselben Stunde, als jene Eröffnung im Turn- und Taxisschcn Palast erklang, war der Text des russischen Kriegömänifestes und zugleich die telegra­phische Depesche von der Schlacht bei Oltenitza in die Stadt gekommen. Anch war die Armeereduction schon im vollste» Zuge, während doch der Stand der politischen Angelegenheiten Europas plötzlich aller reifliche» Erwägungen zu spotten schien. Die aber in der Neductiou nnd namentlich in deren demonstrativer Ver- kuuduug vor der Bundesversammlung mit materiellem Börscnblicke nichts als eine Fiuanzmaßregel sehe» wollten (wovon jedoch in der Eröffnung durchaus nichts verlantet), sie fragten wieder bedenklich, was heißt: Bedrohung dereignen In­teressen des Kaiserstaats?" Wie lange ist uns garantirt, daß Oestreichnicht geso»»eu sei, an dem ansgebrochenen Streite sich zu bctheiligc»". Und die Po­litiker, wclche dasneue Unterpfand" für diefriedliebenden Gesinnungen" Oestreichs, wie seinesVertrauens in eine friedliche und mit den Interessen aller vereinbare Ausgleichung des Streites" gläubig hinnahmen, zuckten bedenk­lich die Achseln, daß dennochkeines der wichtigen Interessen, für welche Oestreich, sei es als europäische Macht, sei es als deutsche BnndeSmacht, mit Ent­faltung aller seiner Kräfte einzustehen in den Fall kommen könnte, die kaiserliche Negierung unvorbereitet zu raschem nnd kräftigem Handeln finde» solle. Andere meinte« gar, es sei mit der ganzen Armeereduction so ernst noch immer nicht gemeint. Der schließlichen Anffvrdernng jeuer Eröffnung zurAnerken­nung" der östreichischenHaltung und Bestrebung" ward allerdings in lebhafte» Dankesworten mehrer Repräsentanten kleinerer Bundesstaaten höflichste Folge geleistet. Doch fand im Publicum die preußische Gegenerklärung viel mehr An­klang, weil sie kurz sagte: dieIntentionen" Oestreichs seienhinlänglich be­kannt" und Preußen werde seineFreiheit der Entschließungen" auch fernerhin benutzen,um im Verein mit den erhabenen Verbündete» Sr. Majestät des Königs alle Kräfte zur Sicherung des Friedens zu benutzen." Augsburger nnd andere Stimmen haben das späterkalt" undgeschäftsmäßig" genannt. Un­seres Erachtens ist mit der Phrase i» diplomatische» Versammlunge» nichts zn leisten. Aber freilich, Organen, die von der lächerlichsten Nufsophobie zum gb- soluten Philrusflmus (uach Analogie des PhilhellenismuS) übergewandelt sind, mag in nationale» Angelegenheiten die Phrase das Höchste und Einzige schei­ne». Merkwürdig erscheint es daneben, daß grade zwei Staaten, deren Gesandte