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Ein deutscher Tigerjäger in Ostindien.
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und zwar ein Rieseuexemplar, lebendig ohne Schwanz (weil er nämlich keinen hat), 3 Fnß 9 Zoll lang, der größeste Bär, den man hier gesehen. Die Haut mißt 7 Fuß 2 Zoll.

Meine Trophäen aus dieser Iagdexpeditiou sind: die Tigerhant, die Bären­haut nnd die kleine Löwenhaut. Die Tigerhant ist leider wieder von ungeschickter Gerl'erhand verdorben; auf die Bärenhaut dagegen werde ich mich mit eurer Erlaubniß bald legen nnd aus der Löwenhaut wird, wenn gut präparirt, ein Muff nicht übel sein. Eine vierte Trophäe endlich besteht aus einem jungen Papagei, von guter, grnn und rother Art, dem ich nächstens deutsche Stunden zu geben, nnd von dem ich darin das wieder zn lernen gedenke, was ich, wie ihr merken werdet, bereits vergessen habe.

Bvorhaupore. In den ersten Tagen des Juni giug ich mit einigen meiner Sowars bis 20 engl. Meilen von hier zu den Usern des Pvorna, nm Treibjagd ans Tiger zn machen; da wir keine fanden, wurde Zuflucht zn einem andern Mittel genommen. Wir banden Abends eine« zahmen Bnffalv an einen Baum, nnd richtig, am andern Morgen fanden wir ihn erschlagen und halb aufgezehrt. Nach­dem ich mich so meiner Sache vergewissert, ließ ich mir sofort aus Laub nnd Strauchwerk eine Laube machen uud bewachte, darin versteckt, deu Carcaß den ganzen Tag vergebens, die Tiger waren zu vorsichtig; nur eiumal hörte ich sie in der Ferne brüllen. Gegen Abend aber hatte ich eines der merkwürdigste» Schauspiele. Wir kennen wol die Sage nuter deu Eiugeboreueu, daß der Tiger und der Pfau große Freunde seien, nnd wissen auch, daß beide oft zusammen gefuudeu werden, allein die Freundschaft war mir doch bisher sehr zweifelhaft gewesen. Gegen Abend sah ich nun plötzlich zu meiner Linken zwei Pfauen ans dem Dickicht treteu, die bald, wie sich selbst bewundernd, still standen, bald ab- und zugehend, erwartungsvoll nach dem, Waldrande blickten. Dies mochte eine halbe Stunde bis gegen Souueuuntergaug dauern, als ich mit einem Male ein starkes Hissen hörte, von dem ich nicht unterscheiden konnte, ob es von einer Schlange oder von einer Katze komme. Endlich zeigte sich ein Tiger, nur viel dunkelfarbiger, als sonst Tiger sind. Er stand 200 Schritte zn meiner Linken, sich auf eigenthümliche Art amüstrend, Deu groben Flnßsand mit den Füßen knirschend, rieb er seine Beine damit, krümmte den Rücken zn großer Höhe, den Kops niedergebogen, die lange Zunge bis ans den Sand hängend, nnd schüttelte sich dann wie ein Hund, der a»S dem Wasser kommt. Die duukle Farbe setzte mich in Erstaunen, doch überlegte ich mir, daß er sich wahrscheinlich im Wasser ober Sande gerollt habe. Das merkwürdigste aber war, daß die beiden Pfauen und bald noch mehre, wie Trabanten um ihn standen, ans ihn zugingen uud daß, wie ich deutlich sah, eiuer vou ibucn uutcr oder au seiner Zunge etwas auf­pickte. Dieses Schauspiel uuu betrachtete ich beiual) eine halbe Stunde laug iu großer Ungeduld und i» der Hoffnung, der Tiger werde zu dem erschlagenen Bnffalo