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fanatischen Anficht nach, dem Interesse mnhammedanischer Herrschaft nicht mehr cvnform sein sollte.
Am Mittwoch empfingen die Vertreter Frankreichs und Oestreichs, nämlich Herr von la Conr und Baron von Brück fast gleichzeitig durch extraordinäre Couriere einen Entwurf der vier Großmächte, Frankreich, Oestreich, England und Preußen, zur Schlichtung der Streitfrage zwischen dem hiesigen Gouvernement und dem Cal'inet von St. Petersburg, zugefertigt. Auch gelangte, ich weiß uicht ob durch denselben Courier (es war Oberst Ruf) eine Abschrift eines auto- graphen Schreibens des Kaisers von Oestreich an den Sultan in die Hände des Juternuntins, der sich beeilte, den Großvezier davvu in Kenntniß zu setzen, nud einige Tage darauf das inzwischen angelangte Original (der Wortlaut der Copie war durch den Telegraphen bis Semlin vermittelt und dort aufgesetzt worden) dem Monarchen übergab.
Man durste bis zum Freitag noch einige Zweifel hegen, ob das Project, von dem oben die Rede war, seitens Rußlands angenommen werden wurde, eine Ungewißheit, die durch eiue, ebenfalls telegraphisch bis Semlin beförderte Depesche, datirt vom 6. August aus Wien, die Erledigung faud. Es war darin dem Frciherru von Brück die ausdrückliche Mittheilung gemacht, wie Rußlaud seine definitive Einwilligung zn der schiedsrichterlichen Entscheidung der vier Mächte gegeben habe, und daß es nunmehr nur daraus ankomme, die Pforte gleichfalls zur Annahme zu bewegen.
Es ist wahrscheinlich, daß bereits am 1-1. d. Mts. der besagte Entwurf den Ministern des Sultans vorgebreitet gewesen ist. Dieselben vereinigten sich an diesem Tage, und zwar in den Nachmittagstunden, zu einem Medschliß (Miuister- rctth) welches bis zum Sonueuuicdergang währte. Ein Beschluß wurde iu diesem Conseil uoch uicht gefaßt, und zwar erklärt sich solches aus dem Umstände, daß Lord Redcliffe am erwähnten Tage noch ohne directe Benachrichtigung von seiner Ncgiernng war. Die für ihn ausgefertigten Jnstrnctioneu überbrachte erst am 12. gegen Abend der Steamer Caradoc, welcher zum Empfang derselben in Marseille stationirt gewesen war und die Reise von dorther in außerordentlich kurzer Zeit gemacht haben soll.
Soeben donuern die Batterien von Toppana. Schwere, weithin hallende Dvnnerschläge! Ich kann nicht in Erfahrung bringen, welchem Anlaß es gilt.
Herr von Brück scheint Auftrag bekommen zu haben, die Meinung der angesehensten unter den Mitgliedern des Staatsconseils z» bearbeiten und im voraus sich deren Zustimmung zu der erwähnten Proposttiou zu sichern. Am Freitag machte er verschiedenen Ministern seinen Besuch. Ich war im Hanse des einen anwesend, als sein Wagen vorfuhr. Eine einfache Kalesche, ein Kutscher mit einem Tressenhnt ans dem Bock als Lenker der beiden Pferde. Sonst kein Prunk. Ueber dem Jnternuutins befand sich der erste Dragoman der östreichischen Lega-