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gefallen jeder Macht, sie trete im Osten oder Westen auf, Platz zu machen beginnt. Die Verwarnung der Blätter, etwas säuberlicher mit Rußland umzugchen, die ich erst in einigen Wochen erwartete, ist richtig schon jetzt erfolgt. „Nat.-Zeit.", „Volkszcitung" und „Voss. Zeit." (Sie lesen richtig, die „Voss. Zeit." hat in dieser Krisis ganz gut mitgeseuert) habe» in diesen Tagen einen höflichen, nachsichtigen, aber doch auch nicht mißzuverstehenden Fingerzeig über ihre russcnseiudlichcu Artikel und Notizen erhalten. Die Wirkung dieses übrigens nicht russischer, sondern Pariser Censur entlehnten Avertisse- meuts war schou im Laufe der Woche deutlich zu merken. Man sagte uns doch, die Kreuzzeitung wäre infolge ihrer russischen Tendenz verwarnt worden? Die Sache verhielt sich anders. Die „kleinen Lombards" konnte man ihr natürlich nicht hingehen lassen, aber mit der Verwarnung in Sachen der auswärtigen Politik hatte es, wie wir gleich vermuthet, seiue umgekehrte Bewandtniß.
Die Lethargie der N. Pr. Z. nimmt andrerseits ihren gewöhnlichen Verlaus. Nachdem der Rücktritt der gcsammtcn Redaction feierlich verkündet worden, werden jetzt alle diejenigen von ihr verhöhnt, die die Sache für Ernst gehalten haben. Das „Pr. Wochenblatt" hat heute einen sehr offenherzigen Artikel über das verunglückte Manöver und spricht die Vermuthung aus, das Blatt habe wol nur in dieser Weise dem Desaveu der eigenen Partei in der von ihrem Organ während der russischen Krisis eingehaltenen Linie aus dem Wege gehen wollen. Wahrscheinlich geschieht aber der Partei mit dieser Annahme mehr Ehre als sie verdient und man thut am besten, die ganze Angelegenheit, deren persönliche Wendung jedes politische Interesse verloren hat, sich selbst zu überlassen.
Nur noch eins. Am wenigsten hängt die sogenannte Ministcrkrisis mit der angedrohten Demission der Kreuzzcitung zusammen. Es gehört die ganze stupide Neuigkeitshungrige Klatschsucht der Korrespondenten, die ganze märchenhafte Leichtgläubigkeit eines gewissen Publicums dazu, um das Gegentheil zu behaupte» uud als baare Müuze hinzunehmen. Die Minister sind in den Bädern oder auf Reisen, Herr Quehl studirt in Paris den Mechanismus der öffentlichen Preßanstaltcn, die Kreuzzcitung findet es bequemer, eine Zeitlang keine Leitartikel zu schreiben — woher könnte da wol die Krisis ihren Stoff nehmen ? Es wird damit gewöhnlich einigen Ministern das nnnvthige Complimcnt gemacht, daß sich das Land um ihr Portefeuille besorgt zeige und wenn das oben citirte heroischkomische Gedicht wirklich von einem talentvollen Mitgliede des literarischen CabinetS herrührt, so ist zehn gegen eins zu wetten, daß die Verbreitung der Krisis-Gerüchte denjenigen seiner Collcgcn aufgetragen ward, die poetisch minder begabt scheinen. Jedem das seiue. Daß hinterdrein auch uuabhängigc Federn von den Geschichten asficirt werde», darf nicht Wunder nehmen. Darauf ward grade von den Erfindern gerechnet.
Aus Paris. (SZ. Juli.) Die orientalische Angelegenheit beschäftigt uns, weil sie im öffentlichen Interesse noch kein stellvertretendes Acquivaleut gefunden. Wir erwarten mit Schnsncht den Messias, der uuS aus der russischen Knechtschaft befreit, Alles soll uus willkommen fein und wäre es auch nur die Eroberung Pekings durch Tien-te's Obcrgeneral dem Friedenssürsten Tai-ping-wang. Das muß man gestehen, dieser Urchinese versteht es besser, im Interesse des Friedens zu wirthschaften, als