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vorgestellt habe. Auch in Betreff einer andern Frage soll sein Einfluß thätig gewesen sein, einer verderblichen Aenderung vorzubeugen. Die katholische Partei hatte, zur ungelegensten Zeit, einen Gesetzentwurf eingebracht, der das Institut der in Belgien trefflich bewährten Bürgergarde auf ein engeres Maß zurückführen sollte. Bereits war er vou der zweiten Kammer in einer ersten Abstimmung angenommen — es bedürfte verfassungsmäßig noch einer zweiten — und svwol die Dienstzeit der Gardisten beschränkt, als die Bürgergarde für Städte unter 10,000 Einwohnern aufgehoben oder nur facultativ gemacht; bei der zweiten Abstimmung, bei welcher die Liberalen zahlreicher auf ihren Plätzen waren, und die andere Partei sich weniger beharrlich zeigte, wurde» fast alle wichtigeren Bestimmungen wieder verworfen, und eö kam nur eiu farbloses Gesetz zu Stande, dessen wesentlichster Punkt die Herabsetzung der Zahl der jährlichen Musterungen von IS auf 6 ist.
Gleich uach Erledigung dieser Frage kam die Vorlage auf Vermehrung deö Heeres zur Berathung. Der Chef des Cabinets, Henri de Brouckvre, eröffnete sie mit einer in jeder Beziehung treffliche» Rede, in der er vom politischen, militärischen uud finanzielle» Standpunkt die Nothwendigkeit, wie die Thnulich- keit der vom Ministerium geforderten Vermehrung uachwies. Er legte dar, daß die Arbeiten der gemischten Commission zu der Ueberzeugung geführt hätten, daß nur für 63,000 Mann die erforderlichen Cadres vorhanden seien, daß über die Nothwendigkeit einer Vermehrung selbst die Ceutralsectiou sich kein Hehl gemacht, und daß das Maß der von der Regierung verlangten die Kosten nicht so sehr, erhöhe, wie man anzunehmen scheine. Er erklärte ferner, daß man nicht glauben möge, die Belgien von den europäischen Machten zugestandene Neutralität könne es der Sorge für seine eigene Vertheidigung überheben. Werde diese Neutralität von einer Seite angegriffen, so bedürft es der Zeit, bis die Hilfe der Verbündeten zur Hand sein könne, Belgien wäre es seiner Ehre schuldig, sich nicht widcrstaudlos occupircn zn lassen, eine solche Besitznahme würde in den Augen Europa's einer moralischen Verurtheilung gleichkommen und von allen traurigen Folgen eines luil, -reeomM begleitet sein. Wenigstens werde das Ministerium sich uicht dazu verstehe», eine Politik, die den Schutz des Landes nnr auf auswärtige Hilfe basire, zu vertreten, sondern die Verantwortlichkeit dafür Andern überlassen. Der Verlauf der mehrtägige» Debatte gab dieser Anschauung eine immer stärkere Geltung, während die Gegner der Vorlage, die in der That auch mit unglücklich gewählten Argumenten kämpften, mehr n»d mehr in Ungunst bei der Kammer fielen. Die Vorträge des Kriegsministers, General d'Anoul, des königlichen Commissairs, Oberst Nenard, und des Finanzministers, Liedts, trugen sichtlich zur Umstimmuug der Kammer bei. Die ersteren setzten überzeugend auseinander, wie die Stärke vou -100,000 Man» unabweislich sei zur Besetzung der Festungen, die vollständig 30,000 Mann, mit Rücksicht, daß nicht
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