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Lamartine`s Geschichte der Restauration.
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die Eroberungskriege Napoleon's gegen Spanien. Zuletzt wird uns der Tod Napoleon's berichtet, im Ganzen elegisch, aber doch nicht ohne einige boshafte Seitenblicke.

Der siebente Band ist in politischer Beziehung am Meisten geeignet, unser Erstaunen zu erregen. Er schildert uns die nene Umwandlung Frankreichs, den Uebergang vom ausschweifenden Nvyalismus in einen Oppositionsgeist, der eben so alles Maß überschritt, und der selbst vor dem Verbrechen nicht zurückbebte. Wie weit aber anch diese Überschreitungen gingen, der eigentliche Inhalt dieses Liberalismus war doch die nämliche Idee, welche auch die Partei Lamartine stets vertreten hat. Trotzdem ist das Bild durchweg zum Nachtheil der Opposition ausgeführt, uud zwar iu einem Grade, daß man an eine Uebereilung des Herzens glauben muß. Als Lamartine gar auf den Spanischen Feldzug von 1823 zu sprechen kommt, wird er ganz Feuer und Begeisterung, er findet in diesem Act des Absolutismus einen Ausfluß der höchsten politischen Weisheit, sein National­gefühl drängt alle politische Ansicht zurück, und er spricht sogar mit Entzücken von dem jungen Prinzen, der diese Expedition befehligte. Die reactiouairen Maßregel», die unmittelbar darauf ius Leben geführt wurden, lassen ihn kalt, selbst die Einführung der Censur regt seine sonst so leidenschaftliche Beredtsam- keit uicht an. Nach einer Episode, in welcher der Ausstand Griechenlands geschildert wird, zu ausführlich für den Zweck des Buchs, uud doch wieder uicht deutlich genug, um uns von den thatsächlichen Zuständen jenes Landes ein überzeu­gendes Bild zu geben, geht Lamartine ans die letzten Tage Ludwigs XVIII. über. Seine Detailmalerci von dem theatralischen Wesen, welches das französische König­thum selbst in so ernsten Momenten nicht ablegte, daö es vielmehr als eine Pflicht seiner Würde mit ius Grab uahm, ist bezaubernd. Aber man wird nicht wenig überrascht, als der Geschichtschreiber sich in Thränen der Rührung verliert, diese Rührung allmählich zur Begeisterung steigert, uud endlich erklärt, Ludwig XVIII. sei größer gewesen als Heinrich IV.: dieser habe nur eine Dynastie gegründet, jener dagegen die französische Freiheit nnd Gesetzlichkeit, uud Frankreich werde ihn daher unter die weisesten seiner Könige rechne».

Nach diesen überraschenden Resultaten werden wir kaum mehr in Erstaunen gesetzt, als zu Anfang des achten Bandeö die Begeisteruug für Karl X. die für deu vorigen Köuig noch überbietet. Lamartine versetzt sich ganz in die Stimmung zurück, die ihn im Jahr 182ü beherrscht hatte, die er damals mit vieleu seiner Landslente theilte, nnd die auch zu natürlich ist, weuu ein Regierungs­wechsel eintritt, nnd weuu mau mit der vorigen Regierung nnznfrieden war. Das ist aber für einen Historiker ein verkehrtes Verhalten. Er muß zwar die Erinnerung an jene Stimmuug mir iu Nechuuug briugeu, deu» sie gehört auch unter die Thatsache» der Geschichte, aber er muß sie durch seiue spater gewou- uene Erkenntniß berichtige». Weuu Karl X. damals auf den jungen Edelmann